20.03.2024, Startseite

„Die Förderung von Photovoltaik in Walldorf ist einzigartig“

Luden zum Unternehmerlunch mit Disskusion und Austausch: (von links) Wirtschaftsförderin
Susanne Nisius, Christoph Bender, Thorsten Eichel, Moderator Armin Rößler, Bürgermeister
Matthias Renschler, Matthias Gruber von den Stadtwerken und Robert Schönberger.
Foto: Pfeifer

Unternehmerlunch stellt Klimaneutralität in den Fokus

Zum Unternehmerlunch im Foyer der Astoria-Halle hatte die Stadt die Gewerbetreibenden eingeladen. Rund 70 Unternehmer waren der Einladung gefolgt und wurden von Bürgermeister Matthias Renschler „zum etwas anderen Format“ begrüßt. Renschler verwies auf den Walldorfgutschein, den die Stadt nach einem kürzlichen Gemeinderatsbeschluss in diesem Jahr mit 10.000 Euro im Rahmen von Rabattaktionen bezuschusst. „Nutzen Sie diese Möglichkeit“, warb der Bürgermeister für die Aktion, was auf zustimmenden Applaus stieß. Zur Diskussionsrunde mit dem Thema „Wie wird mein Unternehmen klimaneutral“ begrüßte Moderator Armin Rößler von der städtischen Öffentlichkeitsarbeit Christoph Bender von der Silithium smart energy GmbH, Thorsten Eichel von der UTE Unternehmensberatung, Matthias Gruber von den Stadtwerken Walldorf und Robert Schönberger, der als selbstständiger Energieberater tätig ist.

Rößler leitete die Diskussion mit einer Erläuterung des Begriffs Klimaneutralität ein, der bedeute, dass menschliches Handeln das Klima nicht beeinflusst. In Deutschland solle bis 2045 erreicht werden, dass eine klimaneutrale Wirtschaft keine klimaschädlichen Treibhausgase freisetze oder die Emissionen vollständig ausgleiche. In Walldorf wolle man das bis zum Jahr 2040 erreichen, in der Stadtverwaltung bereits bis 2035, nannte Rößler die ehrgeizigen Ziele der Stadt und zählte mit der energetischen Gebäudesanierung, die freiwillige Erarbeitung einer kommunalen Wärmeplanung und zahlreichen Angeboten, die den motorisierten Individualverkehr überflüssig machen sollen, konkrete Maßnahmen auf, um diese Ziele zu erreichen.
Dazu gehört auch das Photovoltaik-Förderprogramm, das es seit 2022 für Wohngebäude und seit 2023 für Nicht-Wohngebäude gibt und damit auch Unternehmern einen Anreiz bietet, hier aktiv zu werden. Laut der jüngsten Bilanz wurden allein 2023 über die städtischen Förderprogramme drei Millionen Euro an Zuschüssen ausbezahlt.  

Davon zeigte sich auch Torsten Eichel beeindruckt, der Unternehmen zu Fördermitteln berät und diese bei den Prozessen begleitet. „Die Förderung von Photovoltaik in Walldorf ist einzigartig“, lobte Eichel, der die Förderlandschaft insgesamt als „ganz gut“ bezeichnete. Förderprogramme gebe es auf vielen Ebenen von der EU bis zur Kommune. Unternehmen könnten unter anderem in den Bereichen Wärme, Abwärme, Kälte und Ressourceneinsparung davon profitieren. Der Weg zur Klimaneutralität sei für Unternehmen vor allem über Beratungen gut gefördert, so Eichel. Er nannte ein Beispiel aus seinem Berufsalltag: Er berate eine Mälzerei in Süddeutschland, die einen hohen Energiebedarf habe und einen großen Verlust der Abwärme über einen Turm zu verzeichnen hatte. Über einen Glasrohrwärmetauscher leite man nun die Wärme zurück, außerdem habe man Leitungen zu einer nahe gelegenen Biogasanlage gebaut. So habe man mit mehreren Partnern vor Ort ein kleines Wärmenetz erzeugt. Für Eichel ein Beispiel dafür, dass es „tolle Konzepte und viel Innovation“ gebe.

Zum Thema Wärmewende erläuterte Matthias Gruber, dass es um die Frage gehe, wo Wärmenetze entstehen. In Walldorf werden aktuell Szenarien dafür erarbeitet. Aber man brauche zum einen die Nachfrage, zum anderen müsse es auch eine „gute und günstige CO2-freie Wärmequelle“ geben. Dabei könnte die Tiefengeothermie der „Gamechanger“ sein, so Gruber, der aber einschränkte, dass es für Walldorf zu diesem Thema noch keine Gewissheit gebe.

Robert Schönberger informierte darüber, wie Unternehmen seine Dienste in Anspruch nehmen können. Zunächst ermittle er den Ist-Zustand der Gebäude und berate dann, was der Kunde machen könne, um den CO2-Verbrauch zu reduzieren. Über Messtechnik könne er die Energiefresser herausfinden. „Ich arbeite auf jeden Fall nah beim Kunden“, so Schönberger, der den Unternehmen rät, sich schon jetzt mit den Themen auseinanderzusetzen, da er davon ausgehe, dass „wir in Zukunft weniger Förderungen bekommen“.

Konkrete Beispiele hatte auch Christoph Bender mitgebracht: Das aktuell größte Projekt seines Unternehmens, das auf den Bau von PV-Anlagen spezialisiert ist, sei die Einrichtung eines Ladenetzwerkes für die Lkw eines Logistikunternehmens. Derzeit habe man zehn Megawattpeak erreicht, das Ziel seien bis 2025 60 Megawattpeak. Eine gute Möglichkeit für Unternehmen, den Eigenbedarf an Strom zu decken beziehungsweise Lademöglichkeiten zu bieten, sei die Installation von PV-Modulen auf überdachten Parkflächen. Die PV-Module könnten dabei auch gleich als Dach dienen. Fotos der genannten Beispiele hatte Bender für die Unternehmer mitgebracht. Auch die anderen Gesprächspartner der Diskussionsrunde boten an Ständen weiteres Informationsmaterial an.

Wirtschaftsförderin Susanne Nisius verwies auf das Förderprogramm KLIMAfit des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, für das im Anschluss Dr. Anja Brandt von der Stabstelle Wirtschaftsförderung des Rhein-Neckar-Kreises als Ansprechpartnerin zur Verfügung stand. „Nutzen Sie das Netzwerk heute“, warb Susanne Nisius für den Austausch untereinander und mit den Experten. Davon wurde bei einem Imbiss auch rege Gebrauch gemacht.