30.10.2023, Umwelt- und Klimaschutz

Rad-Verkehrsdaten im Fokus

Arbeitskreis Nahmobilität diskutierte SimRa-Zwischenergebnisse

Die vierte Sitzung des Arbeitskreises Nahmobilität stand ganz unter dem Schwerpunkt „Rad-Verkehrsdaten“.  Dabei wurden mit den Teilnehmenden die Zwischenergebnisse der SimRa-App diskutiert. Zuvor berichtete Stadtbaumeister Andreas Tisch über die aktuellen Sachstände zu den Rad- und Fußverkehrskonzepten sowie zum ÖPNV. Insbesondere zeigte er dabei die geplanten neuen Haltestellen mit Dachbegrünungen an zwölf Haltesituationen auf.

Nach einem Impulsvortag durch Moritz Müller vom Fachplanungsbüro Planersocietät aus Dortmund zu den verschiedenen Arten und Möglichkeiten der Verkehrserfassung wurde gemeinsam mit den Teilnehmenden über mögliche Erkenntnisse aus den mit der SimRa-App generierten Radverkehrsdaten diskutiert und wesentliche Fragestellungen herausgearbeitet, die für die Endauswertung vertieft betrachtet werden sollen.

In seinem Input hatte Moritz Müller deutlich gemacht, dass es grundsätzlich zwei Arten der Erhebung gibt: Man unterscheide dabei zwischen „Zählung“, die als verkehrstechnische Erhebung für die quantitative Erfassung der Anzahl der Fahrzeuge oder Personen diene, sowie „Beobachtung und Befragung“, die sich mit dem Verhalten der Verkehrsteilnehmer beschäftigt. In seinem Vortag stellte er klar: „Mit keiner Methode können alle Größen gleichzeitig erhoben werden.“ Je nach Fragestellung sei die Erhebungsmethode also an die Fragestellung anzupassen. So könne man beispielsweise aus den Messdaten einer Zählstelle oder eines Fahrradzählers nicht feststellen, warum die Menschen genau diese Route nehmen.

Genau mit dieser Frage beschäftigte man sich laut Andreas Konrad (Stadtplanung) mit dem SimRa-Projekt: Gemeinsam mit der Stadt Wiesloch, dem Rhein-Neckar-Kreis und der Metropolregion sollte mit der SimRa-App als Pilotprojekt der Versuch unternommen werden, qualitative Aussagen mit quantitativen Erkenntnissen zu verbinden. Vor allem wollte man aber im Sinne einer Beobachtung erfassen, welche Routen tatsächlich von den Radfahrerinnen und Radfahrern in Walldorf gewählt werden, um besser Verhaltensmuster erkennen zu können und zu erfassen, wo genauer hingeschaut werden sollte.

Dabei ist laut Stadtbaumeister Tisch zu berücksichtigen, dass die Datenspende auf freiwilliger Basis verlief und die Ergebnisse daher nicht zwingend repräsentativ seien. Dennoch zeigt schon die Zwischenauswertung, dass allgemeine Fragestellungen zum Nutzerverhalten beantwortet werden können. Beispielsweise ist laut Andreas Konrad bereits erkennbar, dass das Rad nicht nur ein „Schönwetter-Fahrzeug“ ist.  Zumindest im Sommer seien nach den Auswertungen auch an regnerischen Tagen circa drei Viertel der durchschnittlich gespendeten Daten erreicht worden.

Als ein wesentlicher Kristallisationspunkt wurde insbesondere die Bahnbrücke zwischen Wiesloch und Walldorf ausgemacht. In der Diskussion wurde deutlich, dass vor allem die Schülerverkehre auch zwischen Walldorf und Wiesloch in Zukunft verstärkt in den Blick genommen werden sollten. Die Teilnehmer des Arbeitskreises hatten sich bezüglich des Verhaltens der Schüler mehr Informationen durch die App erhofft. Andererseits zeigen die Daten bereits, dass die Fahrradstraße in der Kurpfalzstraße durch viele Teilnehmer bewusst gewählt wurde, auch wenn kurze Umwege dafür in Kauf genommen werden mussten. Für viele war ein höheres Sicherheitsgefühl in ihrer Routenwahl ausschlaggebend. In der Diskussion sprachen sich die Teilnehmer des Arbeitskreises daher für weitere Fahrradstraßen speziell auf den Schulwegen aus.

Für die Auswertung wurde insbesondere eine Überlagerung der genannten Gefahrenstellen mit den Unfallschwerpunkten und den Anregungen aus dem Radverkehrskonzept angemahnt, um Schwerpunkte für vertiefte Betrachtungen bestimmen zu können. Für eine mögliche zukünftige Erhebung wünschte man sich ein besseres Handling der App und die Konzentration auf die Gewinnung von mehr Schülerinnen und Schülern und der jüngeren Altersgruppen. Auch über den Einsatz von Dauerzählstellen wurde in diesem Zusammenhang am Ende der Sitzung diskutiert.

Das Protokoll des Arbeitskreises Nahmobilität sowie die gezeigte Präsentation mit Darstellungen einiger wesentlichen SimRa-Zwischenergebnisse können unter www.walldorf.de/nachhaltigkeit/mobilitaet/fussverkehr eingesehen werden.

Die mit der SimRa-App gesammelten Daten werden entsprechend der Beratungen im Arbeitskreis nun sorgfältig ausgewertet und in der Verbandsversammlung des Zweckverbands MetropolPark Wiesloch-Walldorf am Donnerstag, 30. November, im Ratssaal des Walldorfer Rathauses öffentlich vorgestellt.

Obwohl der Zeitraum zur Meldung von Radverkehrsdaten für die detaillierte Auswertung am 15. Oktober geendet hat, bleibt die SimRa-App weiter aktiv. Es können also noch immer Daten gespendet werden. Das Dashboard auf der Internetseite der Stadt Walldorf wird die eingehenden Fahrten wie bisher auch fünf Mal täglich aktualisiert aufzeigen. Man darf gespannt sein, wie sich die Werte dort in naher Zukunft entwickeln. Interessant könnte sein, wie sehr das Fahrrad auch in der ungemütlicheren Jahreszeit genutzt wird.

Sitzungsunterlagen: