24.04.2024, Leben in Walldorf

Stadt bietet Mitarbeiterwohnungen an

Die Attraktivität als Arbeitgeber soll weiter erhöht werden

„Der Fachkräftemangel ist in den Kommunen deutlich spürbar“, sagt David Högerich, der Leiter des städtischen Eigenbetriebs Wohnungswirtschaft, und unterlegt das mit Zahlen: Nach Berechnungen des Gemeindetags werden der öffentlichen Verwaltung bis zum Jahr 2030 mehr als 800.000 Fachkräfte fehlen. Dieser Entwicklung will auch die Stadt Walldorf entgegensteuern. Um ihre Attraktivität als Arbeitgeber weiter zu erhöhen, hat der Gemeinderat jetzt einstimmig die Bereitstellung von Mitarbeiterwohnungen beschlossen. Verbunden mit der Entscheidung waren die Vergaberichtlinien, die Festlegung der Liegenschaften und des ortsüblichen Mietzinses.

„Die Stadt hat in den vergangenen Jahren diverse kleinere Einheiten gekauft“, sagte Högerich. Das habe den Vorteil, dass für die Mitarbeiterwohnungen kein geförderter Wohnraum wegfalle, der ebenfalls weiter dringend benötigt wird. Beschlossen wurde, zunächst 16 Wohnungen in neun verschiedenen Liegenschaften zur Verfügung zu stellen. Mit den Mitarbeiterwohnungen werden aus Sicht von Verwaltung und Gemeinderat die „Nebenleistungen“ für städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – großzügige Gleitzeitregelung mit Lebensarbeitszeitkonto, Gesundheitspräventionsmaßnahmen, Fahrradleasing sowie Zuschüsse zum Fitnessstudio und Deutschland-Ticket – um eine weitere Säule ergänzt. Sollte das Angebot nicht wie erwartet nachgefragt werden, will man Wohnungen nicht länger als drei Monate vorhalten und über die allgemeine Warteliste belegen. Vorab hatte sich bereits der Arbeitskreis Wohnungswesen darauf verständigt, dass Mitarbeiter des „Konzerns Stadt Walldorf“ in der Punktematrix für die kommunale Wohnraumvergabe im Sinne des Landeswohnraumförderungsgesetzes einen zusätzlichen Punkt erhalten.
„Das kann eine effektive Maßnahme sein, um qualifizierte Kräfte zu gewinnen“, sagte Uwe Lindner (CDU) und sprach besonders das Personal in den Kitas und im Pflegebereich an. Das Angebot stärke die Identifikation mit dem Arbeitgeber und könne bei künftigen Bewerbungen ein „entscheidender Anreizpunkt“ sein. Allerdings müsse man auch für den Fall gewappnet sein, dass ein Arbeitsverhältnis beendet werde. Deshalb bitte seine Fraktion die Verwaltung, „genau zu prüfen, welche Art von Mietvertrag“ abgeschlossen werde.

„Mitarbeiterwohnungen gab es doch schon immer“, meinte Lorenz Kachler (SPD), der auch darauf verwies, dass der Fachkräftemangel nicht nur ein Walldorfer, sondern ein deutschlandweites Problem sei. Um dem entgegenzuwirken, habe die Stadt bereits „Anreize geschaffen“, jetzt gewönnen auch Mitarbeiterwohnungen „als attraktive Lösungen an Bedeutung“. Dem könne die SPD zustimmen. „Man kann nicht davon ausgehen, dass damit alle Probleme gelöst sind, aber es ist ein sinnvoller Schritt“, sagte Kachler.

Wilfried Weisbrod (Bündnis 90/Die Grünen) bestätigte aus eigener beruflicher Erfahrung: „Der öffentliche Dienst leidet extrem.“ Das werde „noch ein ganz großes Problem werden“. Viele Bewerber schauten ganz genau, „wer welche Boni leistet“. Mitarbeiterwohnungen seien angesichts dieser Entwicklung „grundsätzlich eine ganz gute Idee“, so Weisbrod, und könnten auch in Walldorf dazu beitragen, neue Fachkräfte für die Stadt zu gewinnen.

„Den Fachkräftemangel gibt es auch im kommunalen Bereich“, stellte Günter Lukey (FDP) fest. Für die Arbeitgeber bedeute das, sie müssten kreativ werden und Angebote entwickeln, und das gerade auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels mit einer sinkenden Zahl jüngerer Menschen. „Mitarbeiterwohnungen gehören dazu“, so Lukey, der auch die anderen attraktiven Angebote der Stadt ansprach. „Es handelt sich um einen Versuchsballon“, machte er deutlich. Es wird ein Monitoring geben, nach einem Jahr will die Stadtverwaltung die Ergebnisse vorlegen.