23.06.2023, Kultur & Freizeit

Zahlen sind wieder auf Vor-Corona-Niveau

Kriminalitätsstatistik im Gemeinderat vorgestellt

In der jüngsten Sitzung wurde dem Gemeinderat die Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2022 vorgestellt. Diese Aufgabe übernahm Peter Albrecht, Leiter des Polizeireviers Wiesloch. Albrecht schickte in seinen Ausführungen ein großes Dankeschön „in die Runde“ für das neue Arbeitsumfeld der Polizeikollegen in Walldorf. Der Polizeiposten war im vergangenen Jahr aufwändig saniert und an die sicherheitstechnischen Anforderungen angepasst worden. Albrecht stellte bei der Gelegenheit mit Sabine Müller die neue Leiterin des Polizeipostens vor, die neben ihm Platz genommen hatte. Sabine Müller folgte auf den langjährigen Leiter Klaus Oestreicher, der in seinen wohlverdienten Ruhestand gegangen war.

Auf die Kriminalitätsstatistik, die laut Peter Albrecht „ein großes Zahlenwerk darstellt“, ging er nicht im Detail ein, sondern schlug vor, „uns die Punkte vorzunehmen, die von besonderem Interesse sind“. So sollten die Gemeinderäte Gelegenheit haben, Fragen zur Statistik zu stellen. Dass die Zahlen insgesamt wieder auf Vor-Corona-Niveau sind, erklärte Albrecht damit, dass „das Sozialleben wieder Fahrt aufgenommen hat“.

Christian Schick wollte wissen, ob es im Bereich der Prävention noch Potenzial in Walldorf gebe. „Prävention ist wichtig“, so Albrecht, der anmerkte, dass nach der Corona-Pandemie die Präventionsveranstaltungen der Polizei wieder deutlich nach oben gefahren wurden, etwa an Kindergärten und Schulen. „Wenn Sie ein Präventionsbedürfnis sehen, sagen Sie es uns“, bot der Revierleiter den Gemeinderäten an. Uwe Lindner fragte, ob der Polizeiposten in Walldorf angesichts steigender Fallzahlen noch ausreichend besetzt sei. „Sie legen den Finger in die Wunde“, betonte Albrecht die Wichtigkeit des Themas. Jeder Weggang und jede Nichtbesetzung „tut uns weh“. Man verfolge es mit Nachdruck, Stellen nachzubesetzen, man könne aber noch nicht viel dazu sagen. „Meine Zielsetzung ist, dafür Sorge zu tragen, dass sich da etwas ändert. Aber wir müssen Geduld haben.“
Lorenz Kachler fragte nach der Situation an der Drehscheibe und nach Auffälligkeiten beim Drogenkonsum. „Wir sind jeden Tag an der Drehscheibe“, versicherte Albrecht. Was man tun könne: auf jeden Anruf reagieren und auch eigeninitiativ vorbeigehen. In Bezug auf den Drogenkonsum machte Albrecht unmissverständlich klar: „Was früher saufen war, ist heute kiffen, oft in Kombination mit anderen Drogen oder Alkohol.“ Und: „Wir nehmen eine Verschiebung hin zu härteren Drogen wahr.“

Zur Poserszene in Walldorf, insbesondere an der Drehscheibe informierte Albrecht, dass man die Ermittlergruppe „Poser“ aus Mannheim mehrfach zu Gast gehabt habe, um „die eigenen Leute in dem Bereich ausbilden zu lassen“. „Es ist ein Katz- und Mausspiel“, machte der Revierleiter die Schwierigkeit deutlich, die entsprechenden Personen auf frischer Tat zu ertappen. Diese seien bestens vernetzt und meistens auf einen anderen Ort ausgewichen, wenn die Polizei anrücke.

Uwe Lindner (CDU) befürchtete in Bezug auf die Entwicklung der Zahlen in der Kriminalitätsstatistik, dies lasse „für die Zukunft nichts Gutes erahnen“. Lindner sprach unter anderem den Anstieg in der Gewaltkriminalität und bei den Diebstahlsdelikten an, die „in besonderem Maß das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung“ beeinflussten. In Bezug auf den hohen Anteil von Ausländern unter den Tätern sagte Linder, die Ursachen von Kriminalität lägen „sowohl in der Persönlichkeit des Täters als auch an den sozialen Lebensbedingungen und dem Willen, sich zu integrieren, und den Möglichkeiten, sich integrieren zu können.“ Es müssten daher weiterhin alle Anstrengungen unternommen werden, damit eine gute Integration gelingen kann. Für die Sicherheitsorgane dürfe dies aber „einer fast unmöglichen Mammutaufgabe gleich kommen“. „Gerade auf der örtlichen Ebene, dort wo Kriminalität entsteht und sich zuerst auswirkt, sind die Ursachen konkret anzugehen.“

Christian Schick (SPD) sagte mit Verweis auf die Häufigkeitsziffer mit einem Schnitt von rund 4000 Straftaten pro 100.000 Einwohner, dass „wir doch wirklich gut leben können“.  Man müsse nun schauen, wie man „die Dinge präventiv in die Hand nehmen“ könne. Hier liege die Hauptaufgabe der Kommune. Man sollte alles ausschöpfen, was man an Prävention leisten könne.

Maximilian Himberger (Bündnis 90/Die Grünen) sah in der Prävention den wichtigsten Bestandteil der Polizeiarbeit. „Jede Straftat, die nicht begangen wird, ist Gold wert“, so Himberger, der sich für eine Prävention mit breitem Fokus aussprach. Himberger betonte, dass ein Migrationshintergrund alleine kein Faktor sei, der kriminell mache. Ausschlaggebend seien die sozialen Umstände. Die Stadt könne hier mit sozialer Arbeit einen wichtigen Teil dazu beitragen, dass die Kriminalitätsstatistik in den kommenden Jahren positiver ausfalle.

Günter Lukey (FDP) fand, dass es unerfreulich sei, „dass die Anzahl der registrierten Straftaten gegenüber dem Vorjahr wieder deutlich gestiegen ist, die Aufklärungsquote dagegen leicht gesunken“. Es sei unter anderem Präventiv- und Aufklärungsarbeit an Schulen in Zusammenarbeit mit der Polizei dringend geboten, um dem „neuen Trend“ unter Schülern entgegenzuwirken, „kinderpornografische Video- und Bilddateien in Chatgruppen“ zu verbreiten. Laut Lukey fehlt ein Bereich in der Statistik ganz: Lärm und Ruhestörung durch die sogenannten „Poser“. Insgesamt könne man „konstatieren, dass Walldorf eine lebenswerte Stadt ist, auch wenn die Aufklärungsquote der Kriminalstatistik noch Luft nach oben hat“.

Alle Gemeinderäte bedankten sich gleichermaßen für die Arbeit der Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten im Polizeirevier Wiesloch und wünschten Sabine Müller alles Gute für ihre Aufgabe in Walldorf.

Zur Kriminalitätsstatistik 2022