10.02.2023, Leben in Walldorf

„Das Netz konnte das Wasser nicht abarbeiten“

Der Bericht über das Starkregenereignis sorgte für großes Interesse bei der Versammlung des
Abwasserzweckverbandes Untere Hardt.
Fotos: Helmut Pfeifer

Abwasserzweckverband informierte in Sandhausen über Starkregenereignis

Der Abwasserzweckverband Untere Hardt, zu dem auch Walldorf gehört, hatte zu einer öffentlichen Verbandsversammlung in der Turn- und Festhalle der Gemeinde Sandhausen eingeladen. Auf der Tagesordnung stand mit dem Bericht über das Starkregenereignis vom 26. August 2022 ein Punkt, der für großes Interesse an der Veranstaltung sorgte. Laut Sandhausens Bürgermeister Hakan Günes, der die Versammlung als Vorsitzender des AZV leitete, sollte es bei darum gehen, „die Öffentlichkeit zu informieren“. In dem Bericht sollte dargelegt werden, „wie das Kanalsystem im Zweckverbandsgebiet angelegt ist und wie das System funktioniert“. Erich Schulz, Geschäftsführer des Schulz Ingenieurbüro, erläuterte in einer Präsentation die Einzelheiten zum Starkregenereignis sowie den daraus resultierenden Problemen für die bestehenden Kanalsysteme. „Es gibt eine geregelte Entlastung“, stellte Schulz seinen Ausführungen voran, die er dann weiter präzisierte und mit der Darstellung verschiedener Schemata für das Publikum visualisierte. Mehrfach betonte Schulz während seiner Erläuterungen, dass „Kanalisation und Behandlungsanlagen die Wassermassen nicht aufnehmen“ konnten. Kanalisation, Hebewerke und Regenbecken seien für solche Starkregenereignisse, die statistisch alle 58 Jahre oder seltener vorkommen, nicht ausgelegt. Das sei auch nicht geplant: „Eine Auslegung der Kanalisation über den Bemessungsregen hinausgehend ist weder wirtschaftlich noch bautechnisch machbar beziehungsweise sinnvoll.“ Ausgelegt sei das Kanalnetz für ein bis zu fünfjährlich stattfindendes Regenereignis. Erich Schulz ging auch auf Ausfälle beziehungsweise Störungen der Förderaggregate im Regenüberlaufbecken und im Hebewerk für Sandhausen am 26. August ein. So gab es einen Ausfall an der „Schmutzwasserschnecke 3“ durch einen defekten Frequenzumformer, einen Ausfall beziehungsweise eine Störung der Regenwasser-Tauchmotorpumpe sowie einen Ausfall der Klärüberlauf-Propellerpumpe 3. Keine Störungen gab es beim Hebewerk des AZV aus Richtung Walldorf. Schulz betonte in diesem Zusammenhang, dass diese Themen keinen Einfluss auf die Entlastungskapazität zur Folge hatten.
„Das Netz konnte das Wasser nicht abarbeiten“, so der Experte. Das habe sowohl für Sandhausen als auch für Walldorf gegolten. Schulz sprach auch über durchgeführte und geplante Maßnahmen des Abwasserzweckverbandes. Er verdeutlichte zum Schluss seiner Präsentation, dass den Gebäudeeigentümern bei solchen Starkregenereignissen eine besondere Rolle und Verantwortung bei der Prävention zukomme. Maßnahmen seien etwa die Überprüfung der Rückstausicherungen am Gebäude, regelmäßige Wartungen durch Fachfirmen und die Prüfung von Ergänzungsmöglichkeiten zum eigenen Schutz wie beispielsweise die Erhöhung von Lichtschächten.

An der anschließenden Fragerunde beteiligten sich viele Gäste sowohl aus Sandhausen als auch Walldorf, größtenteils Geschädigte des Starkregenereignisses. Dementsprechend trieb sie vor allem die Frage um, wie und ob das Kanalisationsnetz für zukünftige Unwetter besser ausgebaut und so Schäden verhindert werden könnten.

Erich Schulz maß dem Starkregenrisikomanagement in Zukunft eine große Bedeutung zu. Er dämpfte aber auch die Erwartungen, dass Schäden durch Starkregenereignisse wie die vom 26. August 2022 gänzlich verhindert werden könnten. Das sei nicht leistbar. Vergleichbare Regenmengen würden auch in Zukunft Straßen überfluten und Keller volllaufen lassen.
Hakan Günes versprach, zu begutachten, was technisch noch möglich sei.