06.07.2023, Kultur & Freizeit

Ein besonderes Format für die Geschichte von „Gerda und Kurt“

Künstlerin Elke Weickelt, Autor Volker Widder und Illustratorin Raissa Chikh halten die Gra-
phic Novel „Gerda und Kurt“ in der Hand, die im evangelischen Gemeindehaus vorgestellt
wurde.
Foto: Helmut Pfeifer

Graphic Novel im evangelischen Gemeindehaus vorgestellt

Die Geschichte seiner Eltern sei einerseits voller Leid und Verlust. Andererseits aber auch voller Hoffnung und Mut: Jim Klein bedankte sich in einer persönlichen Videobotschaft für die Entstehung der Graphic Novel „Gerda und Kurt“, die die bewegende Geschichte von Kurt Klein und Gerda Weissmann-Klein erzählt. Die Videobotschaft wurde am Sonntag im Rahmen der Vorstellung des Buches als kleine Überraschung für die Gäste abgespielt. Danach folgte eine weitere Videobotschaft von Jim Kleins Schwester Leslie Simon. Sie sei ein Jahr nach den Kurt-Klein-Tagen, die sie zusammen mit ihrer Familie in Walldorf erleben durfte, wieder „sehr bewegt, dass die Geschichte in diesem besonderen Format veröffentlicht wird“. Dieses „tragische Kapitel der Menschheitsgeschichte“ werde so weitererzählt.

Das sei auch ein Anliegen der Partnerschaft für Demokratie (PfD) Wiesloch gewesen, die an der Realisierung des Buches mitgewirkt hatte, wie Uwe Maschke betonte. „Wir haben ein Werk geschaffen gegen das Vergessen.“ Die PfD Wiesloch hatte über das Bundesprogramm „Demokratie Leben“ Fördermittel für die Umsetzung des Buchprojekts generieren können.
Maßgeblich an der Entstehung der Graphic Novel beteiligt war Wolfgang Widder, der es sich seit einigen Jahren zur Aufgabe gemacht hat, das Leben von Kurt Klein und seiner Frau in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Dabei ist ein ganzes Netzwerk an Unterstützern entstanden: das Kurt und Gerda W. Klein-Netzwerk. Gemeinsam mit der Illustratorin Raissa Chikh setzte Widder die Geschichte von Kurt Klein und Gerda Weissmann-Klein in Wort und Bild um.

Als Gastgeberin begrüßte Pfarrerin Henriette Freidhof die Besucher zur Buchvorstellung im evangelischen Gemeindehaus. Freidhof erinnerte daran, dass Kurt Klein an diesem Tag 103 Jahre alt geworden wäre, seine Frau im Mai 99 Jahre. „Wie schön, dass wir heute uns an sie erinnern, auf diese besondere Weise.“

Besonders gestaltete die Geschichte AG der Theodor-Heuss-Realschule den Einstieg in das Programm: Zunächst sang Katrin Kochenburger „Von guten Mächten treu und still umgeben“ des evangelischen Theologen und NS-Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer. Schülerinnen und Schüler der AG trugen anschließend mehrere Verse davon in verschiedenenen Sprachen vor, darunter Italienisch und Ukrainisch. Jessica Bürklin (AG) und Kitty Luise Kochenburger, Konfirmandin der evangelischen Kirchengemeinde, führten durch das Programm. Für die musikalischen Beiträge zeichneten Andrea Setzer-Blonski und Thomas Moser verantwortlich. Diese wurden mit einer Zeichnung der Schülerin Tonia Tonkovid und später von Seiten aus der Graphic Novel untermalt.

Bürgermeister Matthias Renschler dankte Raissa Chikh und Wolfgang Widder, die Graphic Novel geschaffen zu haben, „einen Roman in Comic-Form, der auch ein jüngeres Publikum ansprechen soll, trotzdem aber natürlich auch für Erwachsene hoch interessant, lesens- und sehenswert ist“. Solch eine Form sei ein „erfrischender Ansatz“ und helfe dabei, in Walldorf „diese Geschichte lebendig zu halten und sie für alle Generationen greifbar zu machen“.

Klaus Engwicht, Vorsitzender der Vereinigung Walldorfer Heimatfreunde, die zu den zahlreichen Unterstützern des Buches zählen, würdigte das Engagement Widders in Bezug auf die Aufarbeitung der Geschichte von Kurt Klein. Die habe vor rund vier Jahren im Rahmen des Stadtjubiläums ihren Anfang genommen und mündete zunächst in der Veranstaltung anlässlich von Kurt Kleins 100. Geburtstag 2020 in der Astoria-Halle. Die Geschichte um Kurt Klein sei aber ein Projekt, das weitergehe und die „Graphic Novel reiht sich in diesen Weg ein“.

Die Dielheimer Künstlerin Elke Weickelt führte in das Buch ein, indem sie die Geschichte zusammenfasste und auf die Besonderheiten des Formats Graphic Novel einging.  Die „Konkurrenz zwischen Worten und Bildern“ sei in der Graphic Novel „hervorragend gelöst“. Es seien sowohl Alltagsszenen als auch „unerträgliche Szenen“ dargestellt. Laut Weickelt ist der Wechsel zwischen Grauen und Hoffnung ein „Seiltanzakt“ und sie bezeichnete es als „hohe Kunst, hier die richtige Auswahl zu treffen“. Dass die Zeichnungen in Schwarz-weiß gehalten sind, störe nicht, denn: „Es bedarf keiner Farbe, um alles auszudrücken.“

Elke Weickelt führte auf der Bühne auch ein kurzes Gespräch mit den beiden Autoren Raissa Chikh und Wolfgang Widder. So konnten die Gäste aus erster Hand erfahren, wie die Entwicklung der Graphic Novel voranging und Text und Zeichnungen zusammenkamen. Zur Entstehungsgeschichte sagte Wolfgang Widder, dass man schon früh mit der Geschichte an die Schulen gehen wollte. Dafür eigne sich das Format der Graphic Novel sehr gut. Raissa Chikh habe von ihm Textvorschläge bekommen, die sie dann für ihre Zeichnungen verwendet und teilweise auch ergänzt habe. Der grobe Plan, wie die Geschichte erzählt werden sollte, habe zu Beginn der Zusammenarbeit schon gestanden. Wichtig sei ihr besonders gewesen, den Mut und den Wiederstand von Gerda zu zeigen. Besonders gerne schauen die beiden Autoren auf die Gestaltung des Endes der Geschichte. Raissa Chikh habe ein Happy End zeigen wollen, in dem die Wichtigkeit von Freundschaft, das Aufkommen von Liebe, aber auch die Trauer um die Toten gezeigt werde. Es sollte deutlich werden: Das Leben geht weiter. „Ich war zunächst froh, dass wir es geschafft hatten, und habe dann erst nach und nach die ganze Ambivalenz der letzten Seite wahrgenommen“, so Widder rückblickend. Es sei eine „fantastische Seite“ und er sei „glücklich, wie sie es umgesetzt hat“.

Eine besondere Überraschung verkündeten Wolfgang Widder und Katrin Kochenburger zum Schluss: Für die neunten und zehnten Klassen der Schulen sollen 20 Medienkoffer bereitgestellt werden, in denen zusammen mit anderen Materialien je eine Graphic Novel enthalten sein soll.

Ein besonderes Format für die Geschichte von „Gerda und Kurt“

Graphic Novel im evangelischen Gemeindehaus vorgestellt

Die Geschichte seiner Eltern sei einerseits voller Leid und Verlust. Andererseits aber auch voller Hoffnung und Mut: Jim Klein bedankte sich in einer persönlichen Videobotschaft für die Entstehung der Graphic Novel „Gerda und Kurt“, die die bewegende Geschichte von Kurt Klein und Gerda Weissmann-Klein erzählt. Die Videobotschaft wurde am Sonntag im Rahmen der Vorstellung des Buches als kleine Überraschung für die Gäste abgespielt. Danach folgte eine weitere Videobotschaft von Jims Kleins Schwester Leslie Simon. Sie sei ein Jahr nach den Kurt-Klein-Tagen, die sie zusammen mit ihrer Familie in Walldorf erleben durfte, wieder „sehr bewegt, dass die Geschichte in diesem besonderen Format veröffentlicht wird“. Dieses „tragische Kapitel der Menschheitsgeschichte“ werde so weitererzählt.

Das sei auch ein Anliegen der Partnerschaft für Demokratie (PfD) Wiesloch gewesen, die an der Realisierung des Buches mitgewirkt hatte, wie Uwe Maschke betonte. „Wir haben ein Werk geschaffen gegen das Vergessen.“ Die PfD Wiesloch hatte über das Bundesprogramm „Demokratie Leben“ Fördermittel für die Umsetzung des Buchprojekts generieren können.
Maßgeblich an der Entstehung der Graphic Novel beteiligt war Wolfgang Widder, der es sich seit einigen Jahren zur Aufgabe gemacht hat, das Leben von Kurt Klein und seiner Frau in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Dabei ist ein ganzes Netzwerk an Unterstützern entstanden: das Kurt und Gerda W. Klein-Netzwerk. Gemeinsam mit der Illustratorin Raissa Chikh setzte Widder die Geschichte von Kurt Klein und Gerda Weissmann-Klein in Wort und Bild um.

Als Gastgeberin begrüßte Pfarrerin Henriette Freidhof die Besucher zur Buchvorstellung im evangelischen Gemeindehaus. Freidhof erinnerte daran, dass Kurt Klein an diesem Tag 103 Jahre alt geworden wäre, seine Frau im Mai 99 Jahre. „Wie schön, dass wir heute uns an sie erinnern, auf diese besondere Weise.“

Besonders gestaltete die Geschichte AG der Theodor-Heuss-Realschule den Einstieg in das Programm: Zunächst sang Katrin Kochenburger „Von guten Mächten treu und still umgeben“ des evangelischen Theologen und NS-Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer. Schülerinnen und Schüler der AG trugen anschließend mehrere Verse davon in verschiedenenen Sprachen vor, darunter Italienisch und Ukrainisch. Jessica Bürklin (AG) und Kitty Luise Kochenburger, Konfirmandin der evangelischen Kirchengemeinde, führten durch das Programm. Für die musikalischen Beiträge zeichneten Andrea Setzer-Blonski und Thomas Moser verantwortlich. Diese wurden mit einer Zeichnung der Schülerin Tonia Tonkovid und später von Seiten aus der Graphic Novel untermalt.

Bürgermeister Matthias Renschler dankte Raissa Chikh und Wolfgang Widder, die Graphic Novel geschaffen zu haben, „einen Roman in Comic-Form, der auch ein jüngeres Publikum ansprechen soll, trotzdem aber natürlich auch für Erwachsene hoch interessant, lesens- und sehenswert ist“. Solch eine Form sei ein „erfrischender Ansatz“ und helfe dabei, in Walldorf „diese Geschichte lebendig zu halten und sie für alle Generationen greifbar zu machen“.

Klaus Engwicht, Vorsitzender der Vereinigung Walldorfer Heimatfreunde, die zu den zahlreichen Unterstützern des Buches zählen, würdigte das Engagement Widders in Bezug auf die Aufarbeitung der Geschichte von Kurt Klein. Die habe vor rund vier Jahren im Rahmen des Stadtjubiläums ihren Anfang genommen und mündete zunächst in der Veranstaltung anlässlich von Kurt Kleins 100. Geburtstag 2020 in der Astoria-Halle. Die Geschichte um Kurt Klein sei aber ein Projekt, das weitergehe und die „Graphic Novel reiht sich in diesen Weg ein“.

Die Dielheimer Künstlerin Elke Weickelt führte in das Buch ein, indem sie die Geschichte zusammenfasste und auf die Besonderheiten des Formats Graphic Novel einging.  Die „Konkurrenz zwischen Worten und Bildern“ seien in der Graphic Novel „hervorragend gelöst“. Es seien sowohl Alltagsszenen als auch „unerträgliche Szenen“ dargestellt. Laut Weickelt ist der Wechsel zwischen Grauen und Hoffnung ein „Seiltanzakt“ und sie bezeichnete es als „hohe Kunst, hier die richtige Auswahl zu treffen“. Dass die Zeichnungen in Schwarz-weiß gehalten sind, störe nicht, denn: „Es bedarf keiner Farbe, um alles auszudrücken.“

Elke Weickelt führte auf der Bühne auch ein kurzes Gespräch mit den beiden Autoren Raissa Chikh und Wolfgang Widder. So konnten die Gäste aus erster Hand erfahren, wie die Entwicklung der Graphic Novel voranging und Text und Zeichnungen zusammenkamen. Zur Entstehungsgeschichte sagte Wolfgang Widder, dass man schon früh mit der Geschichte an die Schulen gehen wollte. Dafür eigne sich das Format der Graphic Novel sehr gut. Raissa Chikh habe von ihm Textvorschläge bekommen, die sie dann für ihre Zeichnungen verwendet und teilweise auch ergänzt habe. Der grobe Plan, wie die Geschichte erzählt werden sollte, habe zu Beginn der Zusammenarbeit schon gestanden. Wichtig sei ihr besonders gewesen, den Mut und den Wiederstand von Gerda zu zeigen. Besonders gerne schauen die beiden Autoren auf die Gestaltung des Endes der Geschichte. Raissa Chikh habe ein Happy End zeigen wollen, in der die Wichtigkeit von Freundschaft, das Aufkommen von Liebe, aber auch die Trauer um die Toten gezeigt werde. Es sollte deutlich werden: Das Leben geht weiter. „Ich war zunächst froh, dass wir es geschafft hatten, und habe dann erst nach und nach die ganze Ambivalenz der letzten Seite wahrgenommen“, so Widder rückblickend. Es sei eine „fantastische Seite“ und er sei „glücklich, wie sie es umgesetzt hat“.

Eine besondere Überraschung verkündeten Wolfgang Widder und Katrin Kochenburger zum Schluss: Für die neunten und zehnten Klassen der Schulen sollen Medienkoffer bereitgestellt werden, in denen zusammen mit anderen Materialien je eine Graphic Novel enthalten sein soll. Bei Interesse können sich die Schulen mit Wolfgang Widder (wolfgang.widder@t-online.de) in Verbindung setzen.