17.01.2023, Startseite

Im Kampf gegen den Klimawandel

Dr. Bernd Welz, Gastredner des Neujahrsempfangs, machte in seinem Vortrag die Folgen des Klimawandels anschaulich.
Foto: Helmut Pfeifer

Gastvortrag von Dr. Bernd Welz auf dem Neujahrsempfang der Stadt

„Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass wir die Erde für unsere Kinder und für die Zukunft erhalten“, appellierte Dr. Bernd Welz am Ende seines Vortrags in der Astoria-Halle. Der Vorsitzende der Klimastiftung für Bürger sprach als Gastredner beim Neujahrsempfang der Stadt unter dem Titel „Klima Arena, der Klimaerlebnisort in der Region“. Das Erlebniszentrum in Sinsheim, erbaut und finanziert durch die Dietmar-Hopp-Stiftung, behandelt seit seiner Eröffnung im Jahr 2019 auf einer Fläche von 26.000 Quadratmetern das Thema Klimawandel und richtet sich als außerschulischer Lernort an Familien und Schüler aller Altersklassen. „Erlebe, was du tun kannst“, lautet das Motto des Hauses, zu dessen Besuch Welz ausdrücklich einlud. Im Mai 2022 wurde eine Kooperationsvereinbarung mit der Stadt Walldorf unterzeichnet, die den Besuch von Schulklassen finanziell unterstützt.

„Wir sind dabei, die Welt immer weiter aufzuheizen“, sagte Welz über den Klimawandel, der sich längst nicht mehr leugnen lasse. Von der Erderwärmung sei die Nordhalbkugel besonders stark betroffen. „Man erwartet, dass die Arktis eisfrei wird“, machte der Experte die Folgen anschaulich – nach aktuellen Prognosen soll das bereits im Jahr 2035 der Fall sein. „Der Klimawandel ist da und er ist zu spüren“, sagte Welz und nannte Auswirkungen wie den jüngsten Starkregen Ende August 2022 in Walldorf, die Hitzewellen im vergangenen Sommer in Europa, Temperaturen von über 40 Grad Celsius in China und sogar mehr als 50 Grad, die im Iran gemessen worden seien.

Einer der Gründe dafür: „Die Menschheit verbraucht zu viele natürliche Ressourcen.“ Als Gradmesser nannte der Redner den „Weltüberlastungstag“, den Tag im Jahr, ab dem die Menschheit „auf Pump“ lebt – sprich: mehr Ressourcen verbraucht hat als wieder nachwachsen können. Das war nach seinen Worten 2022 weltweit bereits am 28. Juli der Fall, in Deutschland sogar schon am 4. Mai. „Der Weltüberlastungstag war in den Siebzigern noch am Ende des Jahres, ist dann aber immer weiter nach vorne gerückt.“ Nur 2020 habe es wegen der Corona-Pandemie wieder einmal eine Bewegung in die andere Richtung gegeben. „Die Menschheit bräuchte 1,75 Erden, damit alles wieder regeneriert werden kann“, sagt Bernd Welz. „In Deutschland wären es sogar drei Erden.“

Die „gute Nachricht“ aus Sicht des Vortragenden: „Es gibt breite Einigkeit, dass es so nicht weitergehen kann.“ Für die Anstrengungen nach mehr Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit müsse man Ökologie, Ökonomie und Soziales gemeinsam betrachten. „Nur dann haben wir eine lebenswerte Welt.“ Und es habe sich auch schon einiges getan. So habe man sich auf Klimakonferenzen auf das Ziel geeinigt, die Erderwärmung im globalen Mittel auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken, maximal auf zwei Grad – damit nicht die ersten Inselstaaten im Meer versinken und keine Kipppunkte im Klimasystem überschritten werden. Auftauender Permafrost würde beispielsweise riesige Mengen an Treibhausgasen freisetzen. „Wir sind derzeit bei 1,2 Grad, die aktuellen Versprechen und Ziele könnten für zwei Grad reichen, aber die Anstrengungen müssen weitergehen“, mahnte Welz. „Der Kampf um jedes Zehntelgrad lohnt sich“, sagte er mit Blick auf die Flutkatastrophen im Ahrtal (2021) oder im vergangenen Sommer in Pakistan.

„Wir wissen ja, was zu tun ist“, erklärte Welz und nannte unter anderem Stichworte wie die Abkehr von fossilen Brennstoffen, Kreislaufwirtschaft, weniger Flächenverbrauch und den Erhalt ökologischer Systeme. „All das ist bekannt, wir müssen es nur tun.“ Darauf müsse die Politik hinwirken und könne das gerade auf kommunaler Ebene tun. „Walldorf tut ja bereits sehr viel.“ Aber auch der öffentliche Sektor, die Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung, die gesamte Gesellschaft und jeder Einzelne dürfen sich laut dem Referenten angesprochen fühlen. In den Anstrengungen gegen den Klimawandel müssten „alle an einem Strang ziehen“. Genau deshalb habe die Klima Arena den Auftrag, „die Menschen für den Klimawandel zu sensibilisieren“. Und das nicht mit erhobenem Zeigefinger. „Wir wollen die Menschen inspirieren“, damit sie „vom Verstehen zum Handeln kommen“. Anschauungsmaterial bietet die Klima Arena in Hülle und Fülle.

Neujahrsrede von Bürgermeister Renschler