30.04.2025, Kultur & Freizeit

In der Alten Apotheke hausen keine Drachen

Ausstellung von Petra Kaluza und Jörg Staudt im Kunstverein

Nein, in der Alten Apotheke hausen keine Drachen, wie einer der beiden Ausstellungstitel „Hic sunt Dracones“ vermuten lässt, sondern die Werke von Petra Kaluza und Jörg Staudt aus Walldorf haben beim Kunstvereins bis Sonntag, 4. Mai, ihr Zuhause auf Zeit gefunden. Hartmuth Schweizer begrüßte zur Vernissage in Vertretung von Dr. Gerhard Baldes, dem Vorsitzenden des Kunstverein, neben den besonders zahlreich erschienenen Gästen auch die mit dem Heidelberger Autorinnenpreis ausgezeichnete Lyrikerin Sophie Morin aus Wien, die jetzt bei Heidelberg lebt. Sie würdigte, ergänzend zu Schweizers Einführung, den prägenden Einfluss von Petra Kaluzas Gedichten auf ihr bildnerisches Werk.

„Ein eindrucksvolles, stilistisch und inhaltlich reiches Panorama des bildnerischen Schaffens“ der beiden Künstler, so Schweizer, empfange die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung in der Alten Apotheke. Auf der einen Seite stünden Petra Kaluzas phantastische, poetisch-magische, lyrikgesättigte Werke, denen die virtuose Malerei von Jörg Staudt dialogisch antworte. Es seien bei ihm sowohl erlebte, ihn umgebende als auch imaginierte Landschaften, die er in kontemplative, atmosphärisch dichte Lichtstimmungen übersetze. Im Gespräch sagt er, dass sich ihm immer die Frage stelle, wie wir Landschaft sehen. Im Betrachten seiner weiten, tiefen Landschaftsräume beantworten nach Schweizers Worten die Bilder diese Frage. Sie machten Staudts Interesse an der Darstellung der Flüchtigkeit des Moments sichtbar, um gleichzeitig auf die Intimität des Augenblicks zu verweisen. Der Betrachter werde von authentischen Farbeindrücken überrascht, ja überwältigt, wobei sie sich ihm bei genauer Betrachtung der Bildgegenstände als impressionistische Farbtupfer oder als rasch aufgetragene Pinselspuren zeigten.
Auf diese Weise kann, wie Hartmuth Schweizer sagte, aus der Silhouette von Bergen, Hügeln oder Bäumen die unverwechselbare Signatur einer Landschaft werden und „der freie Pinselduktus entwickelt sich zu einer das Bild prägenden autonomen Form, die immer noch das Wesen der Landschaft, ihre Magie und Poesie in sich trägt“.

Neben Jörg Staudts „Landscapes“, so der Titel seines Ausstellungsteils, präsentieren sich Petra Kaluzas geheimnisvolle Mischwesen aus Tieren, Pflanzen und Menschen „als eine allegorische Verschmelzung von Mensch und Natur“.  Die Künstlerin zeichnet von Hand oder mit einem bewusst einfachen Computerprogramm, collagiert, kopiert, scannt ein, collagiert wieder und schneidet auseinander, bis das Ergebnis stimmig ist. Im kreativen Prozess werde immer die formale Harmonie auf der Fläche angestrebt, sagt die Künstlerin. „Intuitiv suche ich eine Balance zwischen klar umrissenen Formen und abstrakter Auflösung. Die in diesem Prozess entstehenden Wesen stellen sich gleichermaßen fragil wie erhaben den Herausforderungen ihrer Gegenwart und ihrer Zukunft.“

Petra Kaluza erschaffe damit in den Serien „Hic sunt Dracones“ und „Almost Human“ eine eigene poetische Bildsprache, die intensiv von lyrischen Texten begleitet wird. Sie erklärt, dass sie von der Hoffnung überzeugt sei, die im Poetisch-Magischen liegt. „Das früheste Erlebnis der Kunst muss ihr Erlebnis als Mittel der Beschwörung der Magie gewesen sein“, zitiert Kaluza die amerikanische Schriftstellerin Susan Sontag. Magisch waren zu allen Zeiten auch die Drachen. Vor ihnen wurde auf mittelalterlichen Seekarten mit dem Hinweis „Hic sunt Dracones“ in Bereichen unerforschter Regionen gewarnt. Kaluza sagte, dass wir die Drachen unserer Zeit gut lokalisieren könnten, aber zu Recht nicht minder fürchteten. In der Alten Apotheke hausen sie allerdings nicht, die Drachen, hier ist nur sehr gute Kunst zu sehen.

Info: Die Ausstellung ist am Sonntag, 4. Mai, 14 bis 17 Uhr, letztmals geöffnet.