30.06.2022, Kultur & Freizeit

Konzerte der Stadt Walldorf

Das Trio Momo spielte im Rahmen der Konzerte der Stadt in der Astoria-Halle.
Foto: Pfeifer

Trio Momo spielte „Light and Matter“ in der Astoria-Halle

Beim vierten Konzert der Stadt Walldorf gastierte am 23. Juni das Trio Momo mit dem Programm „Light and Matter“ in der Astoria-Halle. Das hochmotivierte Ensemble mit Konstanze Glander (Violine) Moritz Benjamin Kolb (Violoncello) und Katharina Berrío Quintero (Klavier) bescherte dem trotz des heißen Wetters zahlreich erschienenen Publikum reinstes Kammermusikglück. Am Anfang des Programms stand das erst in den 1980er Jahren wiederentdeckte Klaviertrio G-Dur von Claude Debussy. Das Werk des zur Entstehungszeit erst 18-jährigen Komponisten nahm durch seine klare Formsprache und die gleichermaßen feinsinnige wie effektvolle Instrumentation für sich ein. Debussy verleugnet in diesem Jugendwerk seine Begeisterung für die Werke des hochverehrten Robert Schumann nicht, zeigt jedoch auch bereits eine ganz individuelle Ausdruckspalette. Insbesondere in Rhythmik und Harmonik klingen hier schon charakteristische Merkmale des reiferen Debussy an. Im perfekt aufeinander abgestimmten Zusammenspiel zeigte sich in diesem Werk die Meisterschaft des noch jungen Ensembles, dessen Mitglieder sich spieltechnisch durchweg auf Augenhöhe begegneten. Dem Trio gelang es, Debussys satzübergreifendes kompositorisches Konzept stimmig zu vermitteln und so einen großen dramaturgischen Bogen über alle vier Sätze zu spannen.
In der Mitte des Programms erklang das erst 2014 entstandene Klaviertrio „Light and Matter“ der zeitgenössischen finnischen Komponistin Kaija Saariaho. Die international gefeierte Künstlerin hat in diesem Werk visuelle Eindrücke verarbeitet, die sich ihr während eines Aufenthalts in New York einprägten. Es waren die sich stetig verändernden Lichtstimmungen und Farben des Morningside Parks sowie der Kontrast zwischen den sich sachte bewegenden Blättern an den Ästen und den unverrückbaren Stämmen der Bäume, welche die Komponistin zu diesem Werk inspirierten. Für das Ensemble war die Aufführung dieses eindrucksvollen Stückes zwar eine Premiere, doch wirkte hierbei nichts unsicher oder zufällig, jede Klang- und Farbnuance der ausgesprochen vielgestaltigen Partitur war im klaren Klangbild der Astoria-Halle deutlich wahrzunehmen. Die mit Klangbeispielen angereicherte verständliche und sehr sympathische Einführung in das Werk erleichterte dem Publikum den Zugang zu Saariahos eindrucksvollen Klangwelten.
Den Schlusspunkt des Abends setzte das Ensemble nach einer kurzen Pause mit dem Klaviertrio Nr. 2 F-Dur op. 80 von Robert Schumann. Das Schwesterwerk des ebenfalls 1847 entstandenen d-Moll-Trios unterscheidet sich von diesem durch einen freundlicheren Tonfall, der in vielen Teilen mit einem liedhaften Ausdruck gepaart erscheint. Mit großer Spielfreude ging das Trio Momo an dieses Werk heran. Der lebhafte Kopfsatz zog mit seinen echt romantischen Gefühlsaufwallungen sofort in seinen Bann. Beim tief empfundenen, an Mendelssohn erinnernden zweiten Satz empfahl sich das Ensemble durch ein homogenes und fein austariertes Klangbild. Mit besonderer Delikatesse wurde der dritte Satz musiziert: Schumann hat hier anstelle eines Scherzos eine Art melancholischen Walzer gesetzt, der vom Trio genussvoll und stellenweise auch augenzwinkernd zelebriert wurde. Das Finale nahm die freudig-erregte Gestik des ersten Satzes wieder auf und bescherte dem Konzert einen ganzvollen Schlusspunkt. Nach den kraftvollen Schlussakkorden setzte begeisterter und langanhaltender Beifall des Publikums ein. Das Trio bedankte sich mit einer salonartig-feinen Zugabe aus Lateinamerika.