15.10.2025, Kultur & Freizeit

Langanhaltender Applaus und viele Bravo-Rufe

Freuten sich, dass junge Studierende in der Laurentiuskapelle eine Bühne bekommen: (v.li.) Timo Jouko Herrmann, Volodymyr Chumachenko, Alexandra Müller, Vinícius Penteado, Georgi Tsetkov, Jiarong Sun und Kristian Nyquist.
Foto: Stadt Walldorf

Studenten der Hochschule für Musik zeigen Salieris Einfluss in der Musikwelt auf

Im vorletzten Konzert der diesjährigen Walldorfer Musiktage hatte das Publikum in der Laurentiuskapelle Gelegenheit, in die originale Klangwelt des frühen 19. Jahrhunderts einzutauchen. Die Hochschule für Musik Karlsruhe, Kooperationspartnerin an diesem Abend, hatte dankenswerterweise ihren von Michael Walker gefertigten Nachbau eines Hammerflügels von 1828 aus der Werkstatt des Wiener Klavierbauers Johann Fritz zur Verfügung gestellt. 

Festival-Chef Dr. Timo Jouko Herrmann begrüßte die Zuhörerinnen und Zuhörer und erläuterte zunächst den nachhaltigen Einfluss von Antonio Salieris Erfolgsopern auf die Musik des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Besonders erfreut zeigte er sich darüber, dass man mit diesem Konzert jungen Studierenden die Möglichkeit geben könne, sich auch außerhalb der Hochschule zu präsentieren und Erfahrungen auf dem Konzertpodium zu sammeln. Kristian Nyquist, der zusammen mit Prof. Dr. Arabella Pare das Seminar „Historisch-informierte Aspekte des Klavierspiels im 19. Jahrhundert“ an der Karlsruher Musikhochschule leitet, brachte im Anschluss dem Publikum die Lernziele dieses Seminars näher. Die Beschäftigung mit historischen Instrumenten sei aus der heutigen Ausbildung junger Musikerinnen und Musiker nicht mehr wegzudenken, so Nyquist. Die an diesem Abend von den Studierenden präsentierten Werke umspannten einen Zeitraum von etwas mehr als fünfzig Jahren, die klar belegten, wie präsent Salieris Kompositionen im Europa der damaligen Zeit waren. Sie dienten nicht nur anderen Musikschaffenden als Inspiration, sondern fanden ihren Niederschlag auch in der Literatur ihrer Zeit.

Den Anfang des Konzerts machte Volodymyr Chumachenko mit einer Komposition aus der Feder von Wolfgang Amadeus Mozart. Dieser hatte im Jahr 1773 sechs Variationen eines Abschnitts aus dem Finale I von Salieris Opera buffa „La fiera di Venezia“ geschrieben. Das menuettartig-galante Thema ließ Chumachenko kantabel aufleuchten, das perlende Spielwerk der Variationen gestaltete er auf dem ausgesprochen farbenreich klingenden Hammerflügel mit präzisem Anschlag.

Alexandra Müller präsentierte im Anschluss eine Komposition von Josepha Barbara Auernhammer. Diese war Mozarts bevorzugte Klavierschülerin und zudem eine Cousine von Salieris Ehefrau. Auernhammer komponierte ihre zehn Variationen B-Dur op. 63 sind über das Duett „La stessa, la stessissima“ aus Salieris „Falstaff ossia Le tre burle“ aus dem Jahr 1799. Dieses Stück war in Salieris Tagen ungeheuer beliebt, bereits bei der Uraufführung der Oper musste es vier Mal wiederholt werden. Eingängige Melodie, fassliche Harmonik und klare Struktur machten es zu einem idealen Ausgangspunkt für Klaviervariationen. Auernhammers Musik erwies sich als harmonisch durchaus elaboriert und gespickt mit allerlei spieltechnischen Raffinessen wie etwa überschlagenden Händen. Alexandra Müller wusste dem Hammerflügel immer neue Farben zu entlocken und fand für jede der unterschiedlichen Variationen einen eigenen charakteristischen Ton. Besonders aufhorchen ließ eine an einen Trauermarsch gemahnende Variation.

Auch Salieris Schüler Ludwig van Beethoven wollte auf der Erfolgswelle rund um den „Falstaff“ mitreiten und schrieb ebenfalls zehn Variationen über dieses charmante Duett. Vinicius Penteado präsentierte diesen mittlerweile wieder häufiger auf Konzertprogrammen auftauchenden Variationszyklus mit viel Spielfreude und technischer Souveränität. Dabei ließ er immer wieder auch Beethovens etwas kauzigen Humor durchblitzen, der sich in dieser Komposition etwa in großen Intervallsprüngen und allerlei dynamischen Überraschungen manifestiert.

Dass Salieris Musik auch noch zur Zeit der Frühromantik populär war, zeigte Georgi Tsvetkov mit einer brillanten Komposition des Salieri-Schülers Ignaz Moscheles, der als Klaviervirtuose in ganz Europa für Furore sorgte. Sein Impromptu Martial G-Dur op. 65 fußt auf einem Marsch aus Salieris heroisch-komischer Oper „Palmira, Regina di Persia“. Tsvetkov hatte sichtlich Freude an diesem eingängig-virtuosen Werk, das fast den gesamten Ambitus des Hammerflügels ausnutzt. Dramatischer Aplomb und verfeinerter Salonstil hielten sich in seiner Interpretation perfekt die Waage.

Zum Abschluss spielte Jiarong Sun eine Komposition des deutsch-englischen Pianisten Johann Baptist Cramer. Dieser hatte in Salieris Todesjahr das umfangreiche Capriccio G-Dur op. 73 über den populären Kanon „All’erta, zovenotti“ aus Salieris Dramma tragicomico „Axur, Re d’Ormus“ komponiert. Sun lieferte eine bis ins letzte Detail ausgefeilte Interpretation dieses ansprechenden Werks. Mit viel Sinn für Klangdramaturgie gab sie dem unterhaltsamen Capriccio eine in sich abgerundete Form.
Das Publikum dankte den rundum gelungenen Darbietungen der jungen Musikerinnen und Musiker mit langanhaltendem Applaus und vielen Bravo-Rufen.