29.07.2025, Startseite
Musiktage zeigen Salieris viele Facetten

Freuen sich auf die kommenden Walldorfer Musiktage: (v.li.) Erster Beigeordneter Otto Steinmann, Heike Käller vom Fachdienst Kultur und Sport, Musikbeauftragter Dr. Timo Jouko Herrmann und Bürgermeister Matthias Renschler.
Foto: Helmut Pfeifer
Der Komponist, Hofkapellmeister und Lehrer berühmter Schüler steht im Mittelpunkt
„Das wird sicher eine wunderbare Geschichte“, sagt Bürgermeister Matthias Renschler. „Ich freue mich drauf.“ Damit meint er die kommenden Walldorfer Musiktage, die von 21. September bis 11. Oktober unter dem Titel „Salieri – Dichtung und Wahrheit“ über die Bühne gehen. Das Programm für die vier Konzerte und den die Reihe eröffnenden „Musiktage Talk“ hat jetzt der musikalische Leiter Dr. Timo Jouko Herrmann in einem Pressegespräch vorgestellt. „Mit dem qualitativ hochwertigen Ansatz sind wir in einer guten Tradition“, sagt der Erste Beigeordnete Otto Steinmann mit Blick auf die Arbeit von Herrmanns Vorgängern im Amt des städtischen Musikbeauftragten, Prof. Gerald Kegelmann und Konrad Winkler. Und der Organisator selbst sagt: „Das werden spannende Begegnungen und sehr unterhaltsame Konzerte.“
„Antonio Salieri ist einer der Komponisten, die sehr nachhaltig die Musikwelt geprägt haben“, erklärt Salieri-Kenner Timo Herrmann. Das liege an seinen drei Karrieresäulen als Komponist, als Hofkapellmeister am kaiserlichen Hof in Wien und als Pädagoge, unter dessen Schülern sich so renommierte Namen wie Beethoven, Schubert und Liszt finden. Herrmann ist es schon lange ein Anliegen, das Bild Salieris in der Öffentlichkeit zu korrigieren, das sich unter anderem aus dem Erfolgsfilm „Amadeus“ (1984) speist, in dem der Komponist als großer Gegenspieler Mozarts und Bösewicht stilisiert wird. Schon die Musiktage 2010 waren Salieri gewidmet mit dem Ziel, seine Reputation zu verbessern und seine Werke einem heutigen Publikum bekannt zu machen. „Heute ist die Quellenlage anders, das Bild ändert sich und die Musikwissenschaft erkennt seine Bedeutung an“, erkennt der Experte einige Fortschritte. Das doppelte Jubiläumsjahr 2025 – mit dem 275. Geburtstag des 1750 geborenen Komponisten und seinem 200. Todestag – bietet sich an, dem aktuellen Stand von „Dichtung und Wahrheit“ auf den Grund zu gehen. Denn für viele segle Salieri „immer noch unter dem Radar“.
Die ersten „Fake News“ habe es bereits 1823 gegeben, zwei Jahre vor Salieris Tod, so Herrmanns Recherchen. Als einen der Gründe dafür hat er den damals aufkommenden Nationalismus ausgemacht. „Salieri war für niemand vereinbar“, sagt Herrmann. Der in der Republik Venedig geborene Komponist lebte ab 1766 bis zu seinem Tod in Wien, brachte aber auch in Deutschland und Frankreich mit großem Erfolg Werke auf die Bühne. Herrmann sagt: „Die Italiener haben ihn als Österreicher gesehen, für die Franzosen war er Deutscher und die Österreicher haben gesagt, er sei Italiener.“ Das sei gerade in den 1830er Jahren problematisch für seinen Ruf gewesen. Themen, denen zum Start der Musiktage am Sonntag, 21. September, 16 Uhr, im JUMP-Café der „Musiktage Talk“ auf den Grund gehen wird. Im sicher wieder unterhaltsamen Gespräch wollen der Schriftsteller Marcus Imbsweiler und Festival-Chef Herrmann mit den zahlreichen Legenden und Mythen aufräumen und Salieris Leben beleuchten. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei, aufgrund der begrenzten Platzkapazität wird es allerdings Einlasskarten geben (siehe Info).
In den folgenden Konzerten geht es um verschiedene Aspekte: So erklingen am Mittwoch, 24. September, 19 Uhr, im Atrium des Rathauses „Musikschätze aus der Wiener Hofkapelle“. Neben Salieri selbst stammen die Werke unter anderem von seinem Entdecker Florian Leopold Gassmann und seinem Amtsvorgänger Giuseppe Bonno. Damit bieten sie einen spannenden Einblick in die Musik der Übergangszeit vom Spätbarock zur Wiener Klassik, die den jungen Salieri prägte. Ausführende sind der international bekannte Altus Matthias Lucht und das Ensemble Operino auf historischen Instrumenten.
Am Freitag, 26. September, 19 Uhr, sind in der Laurentiuskapelle „Salieris berühmte Schüler“ an der Reihe. Der vielfach ausgezeichnete deutsch-israelische Pianist Ido Ramot ist bereits zum zweiten Mal bei den Musiktagen zu Gast und präsentiert mit dem Klavierabend Werke von Ludwig van Beethoven, Franz Schubert und Franz Liszt. Außerdem wird er im Stil der Zeit über Musik aus Salieris Feder improvisieren.
„Salieri-Variationen“ lautet der Titel des Konzerts am Donnerstag, 9. Oktober, 19 Uhr, in der Laurentiuskapelle. In Kooperation mit der Hochschule für Musik Karlsruhe präsentieren Studierende der Fachgruppe Tasteninstrumente Variationen und Paraphrasen von Komponisten wie Mozart und Beethoven über beliebte Themen aus Salieris Bühnenwerken. Dieser laut Herrmann „sehr spannende Zweig der Klaviermusik“ kommt unter der Leitung von Kristian Nyquist und konzipiert von Prof. Dr. Arabella Pare zur Aufführung.
Das Abschlusskonzert schließlich, das am Samstag, 11. Oktober, 19 Uhr, erneut im Atrium des Rathauses stattfindet, „denkt das Ganze noch ein Stück weiter“, so Herrmann. Nun erklingen nämlich die Werke, über die improvisiert wurde, im Original. Viele Melodien aus Salieris berühmtester Oper „Axur, Re d’Ormus“ (Axur, König von Ormus), 1788 uraufgeführt, hätten regelrechten Kultstatus erlangt und seien auch in literarischen Werken zitiert worden. Ein opernerfahrenes Sängerensemble mit Miriam Burkhardt (Sopran), Sirin Kilic (Mezzosopran), Thomas Dorn (Tenor) und Kai Preußker (Bass) sowie das Ensemble Operone unter der Leitung von Timo Jouko Herrmann präsentiert Auszüge aus der Oper. Dazu liest die ehemalige Walldorfer Gastkünstlerin Sanna Konda ausgewählte Texte von Bettina von Arnim, E.T.A. Hoffmann und Heinrich Heine.
Info: Karten für die einzelnen Veranstaltungen der Musiktage gibt es in Walldorf ab Anfang August in der Buchhandlung Dörner sowie an der Rathaus-Pforte. Der Eintritt beträgt 15 Euro (ermäßigt zwölf Euro), zum „Musiktage Talk“ ist der Eintritt frei, es wird aber eine Einlasskarte benötigt.