19.05.2025, Startseite

Radiale zeigt die ganze Vielfalt der Kunst

Vernissage zur Ausstellung „Radiale – Kunst im Kreis“: (v.li.) Kuratorin Barbara Auer, die Künstlerinnen Katrin Nicklas, Marianne Kaerner, Anna Siebert, Elke Weickelt und Lena Reutter, Kurator Prof. Hans Gercke, Erster Landesbeamter Stefan Hildebrandt und Bürgermeister Matthias Renschler.
Foto: Stadt Walldorf

Ausstellungsformat des Rhein-Neckar-Kreises in Walldorf zu Gast

„Ich wünsche Ihnen anregende Eindrücke, neue Perspektiven und ganz persönliche Begegnungen mit der Kunst“, sagt Bürgermeister Matthias Renschler. Er begrüßt in der ehemaligen Synagoge ein erfreulich zahlreiches Publikum zur Vernissage der Ausstellung „Radiale – Kunst im Kreis“ des Rhein-Neckar-Kreises. Diese macht in Walldorf noch bis 29. Juni hier und in der Alten Apotheke Station. „Beide Ausstellungsorte könnten unterschiedlicher kaum sein – architektonisch, historisch, atmosphärisch“, sagt der Bürgermeister. Und doch ergänzten sie sich wunderbar. Die Vielfalt der Räume ermögliche es, „eine große Bandbreite künstlerischer Ausdrucksformen zu zeigen, von klassischen Formaten bis hin zu raumgreifenden Installationen“. So würden die beiden Ausstellungsorte zu einem „gemeinsamen Kunstraum, der zum Entdecken und zum Austausch einlädt“, wirbt Matthias Renschler für die lohnende Beschäftigung mit den Werken von Anna Siebert, Marianne Kaerner, Katrin Nicklas, Lena Reutter und Elke Weickelt.

Die Radiale sei „ein bewährtes Format“ und „eine tolle Sache“, sagt der Erste Landesbeamte Stefan Hildebrandt. Die „interessanten Ausstellungen“ – neben Walldorf auch in Dilsberg (im Kommandantenhaus und am grünen Hang) sowie in Leimen (Alte Zigarrenfabrik) – seien „Impulse, mit denen die aktuelle Kunstszene in den Rhein-Neckar-Kreis hineinwirkt“. Sie machten die Vielfältigkeit der Kunst vor Ort erlebbar. Hildebrandt freut sich über das große Interesse an der Vernissage, macht auf den 300 Seiten starken Katalog aufmerksam und spricht auch das Projekt „Tatort Kunst“ an – ein unter anderem von der Stadt Walldorf gefördertes, kostenloses kunstpädagogisches Begleitprogramm zur Radiale, das in Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendkunstschule „Kikusch“ durchgeführt wird. „Das läuft sehr gut“, besuchen laut Hildebrandt schon jetzt viele Kinder und Jugendliche die Ausstellungen.

Kuratorin Barbara Auer geht in ihrer Ansprache auf die Geschichte der ehemaligen Synagoge ein, die im Jahr 1716 von der evangelischen Gemeinde erbaut und lange genutzt wurde, 1861 bis zur Verwüstung durch die Nationalsozialisten 1938 als jüdische Synagoge verwendet, dann ab 1954 der Neuapostolischen Gemeinde als Kirche diente und schließlich 2018 von der Stadt Walldorf gekauft wurde. „Wir sind sehr froh, sie für Ausstellungen nutzen zu können“, sagt die Kuratorin. Die ehemalige Synagoge sei „ein idealer Ort für Künstler, um hier installativ zu arbeiten“. Künstlerin Anna Siebert habe dann auch „eine auf diesen Raum zugeschneiderte Arbeit realisiert“ und sich damit „diesen Raum zu eigen gemacht“. Aus bereits benutztem Packpapier hat sie zwölf hintereinander hängende Papierwände geschaffen. „Die scheinen zu schweben“, meint Barbara Auer und spricht von einem „fragilen, kurzlebigen Material“, dessen Verwendung in einem Kunstwerk auch auf die Konsumgesellschaft verweise. Die Installation lade ein, „begangen“ zu werden: „Die Abstände sind bewusst eng gewählt, damit immer nur eine Person die Erfahrung macht“, so die Kuratorin.

Den Ansprachen in der ehemaligen Synagoge schließt sich ein Gang zur Alten Apotheke an, in der Hartmuth Schweizer für den Kunstverein die Gäste begrüßt. Er freue sich, dass der Rhein-Neckar-Kreis die beiden Gebäude wieder für die Radiale ausgewählt habe. Kurator Prof. Hans Gercke ergänzt, die Kunstwerke seien „sorgfältig für diese interessanten Räume“ ausgewählt worden. Ihm persönlich sei der Bezug zum Raum sehr wichtig, er sehe darin einen „Akt der Kommunikation“ und die Kunst komme erst in der Begegnung mit dem Betrachtenden zu ihrer vollen Entfaltung. „Ich lade Sie ein, sich an diesem Dialog zu beteiligen.“

Prof. Gercke stellt die in den drei Räumen der Alten Apotheke zu sehenden Werke vor: Die figurativen Bilder von Lena Reutter erforschten die Ausdrucksmöglichkeiten der gegenständlichen Malerei und vermittelten die Flüchtigkeit des Augenblicks. Der Kontrast von Elke Weickelts skurrilen, wie surreal anmutenden Porträts von Tieren mit solchen des vermeintlich überlegenen „Homo sapiens“ zeige „Absurditäten und Abweichungen von dem, was man unter normal versteht“. Marianne Kaerners „technoide Traumbilder“ faszinierten in kühlem, kraftvollem Stil. Und in Katrin Nicklas‘ aus mehreren Teilen bestehender Skulptur „verbinden sich Materialien mit einer Selbstverständlichkeit miteinander“, die gemeinhin nicht zueinander gehörten. „Sie sind Teile eines Ensembles, jedes Teil hat seine Eigenständigkeit und alles ist mit allem auf unterschiedliche Weise kombinierbar“, sagt der Kurator. Musikalisch umrahmt wird die Vernissage vom Cello-Duo der Musikschule Südliche Bergstraße, Johanna Fischer und Tabea Reich aus der Klasse von Brygida Lorenz.

Info: Die Ausstellung ist in der ehemaligen Synagoge und in der Alten Apotheke bis 29. Juni samstags und sonntags jeweils von 14 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt zu sehen. Der Rhein-Neckar-Kreis bietet eine Rundreise zu allen Ausstellungsorten am Sonntag, 25. Mai, an. Abfahrt um 10 Uhr in Heidelberg (Landratsamt), Rückkehr gegen 16 Uhr, Busticket: zehn Euro (Barzahlung vor Ort), Anmeldung erforderlich per E-Mail an n.wolf@rhein-neckar-kreis.de oder telefonisch unter 06221/522-2458.