11.07.2025, Startseite

Er hat die Kunst in Walldorf entscheidend geprägt

Bürgermeister Matthias Renschler (re.) zeichnet den langjährigen Kunstbeauftragten Hartmuth Schweizer (3.v.re., mit Ehefrau Monika) mit der Bürgermedaille in Silber aus. Mit im Bild die Söhne Geoffrey (2.v.re.) und David (2.v.li., mit Lebensgefährtin Juliane Fritz). Foto: Helmut Pfeifer

Hartmuth Schweizer mit der Bürgermedaille in Silber ausgezeichnet

Es sind kleine Episoden wie diese, die Hartmuth Schweizer bestens charakterisieren. „Geht es bei Ihnen mit der Sonne?“, unterbricht Bürgermeister Matthias Renschler spontan seine Laudatio auf den langjährigen Kunstbeauftragten der Stadt mit einem Anflug von Besorgnis. Durch das runde Fenster der schmucken Laurentiuskapelle strahlt nämlich die Sonne in diesem Moment Schweizer direkt ins Gesicht, als sei ein greller Scheinwerfer auf ihn gerichtet. „Ich finde das genau richtig“, sagt er ebenso schlagfertig wie selbstbewusst. Das beweist: Der Künstler Schweizer hat einen gesunden Humor, ist vor allem aber von seinem eigenen Schaffen absolut überzeugt. Später, auf der Vernissage in der ehemaligen Synagoge zu seiner Ausstellung „Art is not about Beauty – Art ist about Thinking“ (siehe dazu den gesonderten Bericht), wird er sagen: „Der zweite Teil in der Alten Apotheke ist mindestens genauso großartig wie hier.“ Markige Worte, denen aber niemand widersprechen mag.

In der Laurentiuskapelle wird Hartmuth Schweizer „in Würdigung seines vorbildlichen künstlerischen Engagements“ mit der Bürgermedaille in Silber der Stadt Walldorf geehrt, so der Text der Urkunde. Voraussetzung für die hohe Auszeichnung ist laut der städtischen Ehrenordnung, dass „ein vorbildliches, bürgerschaftliches Gesamtbewusstsein und uneigennütziges idealistisches Handeln im Interesse der Gesamtheit“ vorliegt. Diese Voraussetzungen, so Bürgermeister Renschler, habe Schweizer „nach dreißig Jahren als Kunstbeauftragter mehr als erfüllt“.

Matthias Renschler würdigt Schweizers Engagement um die Reihe „Kunst im Rathaus“, die neben regionalen viele überregionale, namhafte Künstlerinnen und Künstler nach Walldorf geholt hat, sowie die Beiträge Schweizers zu den Kunstpreisen der Stadt, zur außerordentlichen städtischen Kunstsammlung und zur Schenkung der Sammlung Ackermann, die seinen persönlichen Beziehungen zu verdanken ist. „Er hat die künstlerische Entwicklung und Profilbildung der Stadt gerade in der Sparte ‚zeitgenössische Kunst‘ entscheidend geprägt“, sagt Renschler. Und direkt an Schweizers Adresse: „Ich schätze Sie als Person und ich schätze Ihr außerordentliches Engagement für Walldorf und die Kunst.“ Ein großes Dankeschön geht verbunden mit einem Blumenstrauß an Schweizers Ehefrau Monika dafür, „dass Sie der Stadt Ihren Mann dreißig Jahre lang ausgeliehen haben“. Anwesend bei der Feierstunde sind mit Geoffrey und David auch zwei der Söhne.

„Ich bin überwältigt von dem, was Sie über mich gesagt haben“, zeigt sich Hartmuth Schweizer nach der Verleihung der Bürgermedaille, die donnernden Applaus der Gäste erntet, ehrlich gerührt. Er habe gedacht, „es kann gar nicht sein“, dass alles „so positiv“ gewesen sei, was er in den vergangenen dreißig Jahren gemacht habe. Dann brechen aber wieder Humor und Selbstbewusstsein durch: „Aber ich glaube, dass es so war.“ Im vielköpfigen Publikum, in dem neben zahlreichen Gemeinderäten vor allem Künstlerkollegen und ehemalige Schülerinnen und Schüler des langjährigen Kunstlehrers am Gymnasium Walldorf sitzen, wird geschmunzelt. So kennt man den Geehrten. Schweizer ist rückblickend sehr zufrieden, „weil ich viel bewegen konnte“, sagt aber auch: „Ich hätte nie gedacht, dass ich eine solche Ehrung bekomme.“ Umso mehr freut er sich über die lobenden Worte des Bürgermeisters: „Vielen herzlichen Dank für das, was Sie gesagt haben. Und dafür, dass mir diese Ehrung zuteilwird.“

Der Geehrte dankt daneben besonders seiner Familie, außerdem Dr. Timo Jouko Herrmann, der die Feierstunde mit eigenen, von Schweizers Kunst inspirierten Stücken gemeinsam mit Britta Hofmann musikalisch umrahmt, aus dem Rathaus dem Ersten Beigeordneten Otto Steinmann und Heike Käller (Fachdienst Kultur und Sport) für die langjährige Unterstützung sowie Dieter Astor vom Kunstverein, ohne den „viele Ausstellungen nicht gemacht hätten werden können“. Ein Dank geht auch die Gemeinderatsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, die Schweizers Ehrung im November 2024 beantragt hatte.

Bürgermeister Renschler geht in seiner Laudatio auf die Vita des Geehrten ein: Geboren 1949 in Pirmasens hat Schweizer zunächst ein naturwissenschaftliches Studium begonnen, sich dann ab 1971 in Karlsruhe den Studien der Kunst und der Kunstgeschichte gewidmet. „Dass es ihn nach Walldorf verschlagen hat, haben wir dem Kultusministerium zu verdanken“, sagt Renschler mit einem Schmunzeln und Schweizer wirft launig ein: „Ich wusste gar nicht, dass es Walldorf überhaupt gibt.“ 1978 wurde er Kunstlehrer am Gymnasium und begleitete bis 2014 tausende von Schülern. Der Bürgermeister führt Beispiele dafür an, wie begeistert diese von seinem Unterricht waren. „Viele sind Künstler geworden“, sagt Schweizer selbst. Politisch hat er sich für die Grünen engagiert, für die er fünf Jahre im Kreistag saß. Das Amt des Kunstbeauftragten hat er dreißig Jahre lang, von 1994 bis 2024, ausgeübt, es dann zu seinem 75. Geburtstag aus freien Stücken an den Nagel gehängt. In Würdigung seiner Verdienste wird ihm nun die Bürgermedaille verliehen und ein Ausschnitt seines künstlerischen Wirkens mit einer Ausstellung gezeigt. „Ich freue mich mit Ihnen gemeinsam auf einen schönen Abend im Zeichen der Kunst“, sagt der Bürgermeister am Ende seiner Laudatio.