26.11.2025, Startseite
„Das Thema hat mehr Sichtbarkeit verdient“
Die zehnten Klassen der Walschule gestalteten mehrere Plakate für den Orange Day, die per QR-Code in Bewegung versetzt werden können. Foto: Stadt Walldorf
Schulsozialarbeit macht am Orange Day auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam
Kurz vor 9.15 Uhr ertönt zur ersten großen Pause im Schulzentrum über die Lautsprecher eine Durchsage. Mitglieder der Schülervertretung (SMV) informieren über eine Aktion in der Aula anlässlich des Orange Day – ein internationaler Tag, an dem die Vereinten Nationen auf Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufmerksam machen. „Helft mit, die Welt ein bisschen besser zu machen“, heißt es unter anderem.
Die Schulsozialarbeit der weiterführenden Schulen hat die Aktion in diesem Jahr initiiert. „Das Thema schlägt schon häufig bei uns auf“, sagt Elke Anders. Sie ist gemeinsam mit Heiner Röschinger und Jens Jongebloed für die Schulsozialarbeit im Schulzentrum zuständig und hat die Aktion mitorganisiert. „Wir wollen für das Thema sensibilisieren“, betonen die drei Schulsozialarbeiter. Das Thema komme bei ihnen im Schulalltag auf ganz unterschiedliche Art und Weise vor. Beispielsweise befeuerten TikTok-Videos übergriffiges Verhalten von Jungs gegenüber Mädchen. Daher sei es wichtig, auch präventiv zu arbeiten – nicht nur am Aktionstag.
Für Aufmerksamkeit haben die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums und der Theodor-Heuss-Realschule auf jeden Fall gesorgt. In der Aula sind Plakate an Stellwänden zu sehen, die von einer zehnten Klasse des Gymnasiums unter der Leitung von Kunstlehrerin Hannah Herrle gestaltet wurden. Darauf sind unterschiedliche Motive zu sehen, die das Thema kreativ, aber auch eindringlich aufgreifen. „Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen“, steht auf einem Plakat, dazu mehrere emporgestreckte Arme mit zu Fäusten geballten Händen. Ergänzt wird die Ausstellung durch Bilder, die eine fünfte Klasse der Realschule unter der Leitung von Susanne Peters gestaltet hat. Darauf sind orangefarbene Handabdrücke abgebildet, vielfach untermalt von dem Ausdruck „Stopp“.
Die Farbe Orange ist die Signalfarbe der UN-Kampagne „Orange the World“, die seit 1991 auf Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufmerksam macht. Die Farbe wird am Aktionstag im Schulzentrum vielfach aufgegriffen; einige haben sich beispielsweise modisch daran angepasst. Zwei orangefarbene Bänke sind ebenfalls in der Aula aufgestellt. Lehrer Christian Krämer hat die auffälligen Sitzgelegenheiten mit seiner Technikklasse der Realschule gebaut. Sie sollen künftig einen festen Platz im Schulzentrum finden. „Eine tolle Aktion“, lobt Ute Kern-Mannschott, zweite Realschulkonrektorin, das Engagement der Schülerinnen und Schüler. Dem stimmt auch Sven Brandt, stellvertretender Schulleiter des Gymnasiums, zu. Die Schülersprecherinnen und -sprecher haben im Vorfeld auf den Orange Day aufmerksam gemacht und als Multiplikatoren dafür geworben. Die Resonanz ist dementsprechend groß. Die Schülerinnen und Schüler strömen zur Pause in die Aula und betrachten neugierig die ausgestellten Bilder und Plakate. Auch die Buttons, Comics und das Infomaterial finden Anklang.
An der Waldschule gibt es ebenfalls eine Aktion zum Orange Day. „Es ist ganz toll geworden“, findet Schulsozialarbeiterin Elisa Spindler. Die SMV hat unter der Leitung von Jutta Tuscher und Jacqueline Kraft einige Mitmachangebote auf die Beine gestellt: An einer Station können Teelichter gestaltet werden, an einer anderen fertigen die Schülerinnen und Schüler Armbänder mit Perlen. Viele der Bastelutensilien sind in Orange gehalten – in Anlehnung an die Erkennungsfarbe der Aktion. Auf einer Pinnwand können die Beteiligten ihre Gedanken zum Thema „Keine Gewalt an Frauen“ zum Ausdruck bringen. „Frauen tut man nicht weh“ oder „Stoppt die ganze Gewalt gegen Mädchen“ ist dort unter anderem zu lesen. „Das Thema hat mehr Sichtbarkeit verdient“, sagt Elisa Spindler zum Hintergrund der Aktion. Denn es werde ihrer Einschätzung nach in der Gesellschaft und auch bei den Schülerinnen und Schülern zu wenig darüber gesprochen. Noch immer würden Mädchen und Frauen im Alltag mit vielen Formen der Gewalt konfrontiert: Beleidigungen und sexistische Kommentare seien an der Tagesordnung. Und sie sieht in problematischen Rollenbildern von Männern eine der Ursachen dafür. Auf einem Bildschirm ist eine informative Präsentation zu sehen. Eine Ausstellung zeigt Plakate, die von den beiden zehnten Klassen gestaltet wurden. Über QR-Codes sind die Plakate als Bewegtbilder zu sehen. „Wir haben das an zwei Projekttagen auf die Beine gestellt“, berichtet Eva Egner-Walter, die gemeinsam mit Monika Schmidt als Klassenlehrerin fungiert. Man habe sich im Vorfeld mit dem Thema auseinandergesetzt und „das Bewusstsein dafür geschärft“. In Gruppenarbeit seien dann die Plakate entstanden. Auch an der Waldschule wurde eine Sitzbank ganz in Orange gebaut: Die Klassen sieben und acht unter der Leitung von Oliver Fedel zeichnen dafür verantwortlich. „Es ist uns wichtig, auf das Thema aufmerksam zu machen“, betont Schulsozialarbeiter Manfred Bugert. Wichtig sei bei der Aktion gewesen, die Ideen der Schülerinnen und Schüler einfließen zu lassen. Und die dürften einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.