10.11.2025, Startseite

Eine Auszeichnung für „echte Waldmacher“

Sambuga-Schule und Forstrevier wurden für ihre gemeinsamen Projekte mit dem „Waldmacher Award“ ausgezeichnet.
Foto: Stadt Walldorf

Preis für die gemeinsamen Projekte von Sambuga-Schule und Forstrevier

„Ich tausche sofort mein Büro gegen euer Waldklassenzimmer“, zeigt sich Dr. Tobias Wolfinger beim Besuch in der „Waldlupe“ im Hochholz begeistert. Der Geschäftsführer der Technikum Laubholz GmbH, einer vom Land Baden-Württemberg geförderten Einrichtung, ist aus Göppingen nach Walldorf gekommen, um der Sambuga-Schule den „Waldmacher Award“ zu überreichen. Die Auszeichnung im Bereich „Nachwuchspreis Kitas und Schulen“ ist nach seinen Worten als Wertschätzung für das langjährige Engagement der Schülerinnen und Schüler für den Wald zu verstehen. „Das sind tolle Sachen, die ihr gemacht habt“, sagt er über die Projekte, die Schule und Forst gemeinsam durchführen, ehe er Award und Urkunde an Schulleiterin Silke Fiedler und Bürgermeister Matthias Renschler überreicht. Außerdem gibt es einen Gutschein, um einen Baum zu pflanzen. „Das machen wir, wenn unsere Baustelle fertig ist“, sagt Silke Fiedler.

Der Bürgermeister freut sich über die „hohe Auszeichnung“ für die Sambuga-Schule, die für die Stadt eine wichtige Einrichtung sei und „hervorragende Arbeit“ leiste. Im speziellen Fall lobt er die sehr gute Zusammenarbeit zwischen Lehrerkollegium, Schülern, dem Forst mit Revierleiter Achim Freund und seinem Team sowie Waldpädagogin Sabrina Ehnert. „Ganz herzlichen Dank und weiter so“, sagt Matthias Renschler. „Wir finden immer Themen, die uns zu der jeweiligen Jahreszeit beschäftigen“, erklärt Förster Freund die fruchtbare Kooperation, die auch seinem Team „unheimlich viel Freude“ bereite. „Da bleibt etwas“, nutze man gerne die Chance, Wissen über den Wald zu vermitteln, und erlebe auch immer wieder, dass in Walldorf viele Menschen gerade wegen des Waldklassenzimmers einen engen Bezug zum Wald hätten.

„Wir gehen heute in den Wald und freuen uns sehr“, singen die Schülerinnen und Schüler zur Begrüßung der Gäste, ehe auch Schulleiterin Silke Fiedler dem Forstteam, der Waldpädagogin und der Stadt Walldorf herzlich dankt, ebenso ihrem eigenen Kollegium und der Schulsozialarbeit. Mit einer kleinen Präsentation stellt sie die gemeinsamen Projekte vor. Unter die Überschrift „Waldumbau“ fällt beispielsweise das Eichelhäher-Projekt, für das man gemeinsam die sogenannten Hähertische gebaut habe und die Schüler dann viele Eicheln gesammelt hätten, die von den fleißigen Vögeln im Wald verteilt werden und so einen wertvollen Beitrag zur Naturverjüngung leisten. „Wir haben letztes Jahr 80 Kilo Eicheln gesammelt“, so die Schulleiterin, die nun „die Chance haben, ein Baum zu werden“. Daneben haben die Schüler selbst Eicheln gesät und gerade vor Kurzem auch selbst „ein Eichenbäumchen gepflanzt“. Silke Fiedler ist überzeugt: „Das bleibt bei den Kindern hängen.“

Dass die Schule sich den „Waldmacher Award“ redlich verdient hat, zeigen auch die vielen weiteren Aktionen: So wurden zum Schutz für den Wendehals Vogelhäuser gebaut und im Sommer auf der Waldweide aufgehängt, die Schüler stellten selbst Vogelfutter her. Eine große Rolle spielt die Waldpflege: „Wir sind zu jeder Jahreszeit im Wald und dürfen zuschauen oder mithelfen“, sagt die Schulleiterin. Spannend ist immer die Baumfällung, ob manuell – mit Erklärungen, warum der Baum gefällt werden muss oder wie das Werkzeug funktioniert – oder maschinell mit dem Harvester. „Das ist sehr beeindruckend.“ Auf der Waldweide kümmern sich die Schüler darum, den Boden so freizumachen, dass dort seltene Pflanzen wachsen können. Und nicht zuletzt sind sie in der Pflege junger Bäume aktiv.

Tobias Wolfinger stellt die Arbeit der Technikum Laubholz GmbH vor, 2020 auf Initiative des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg mit dem Ziel gegründet, die Entwicklung neuer Technologien im Bereich der holzbasierten Bioökonomie voranzutreiben. „Wir machen den Schritt vom Baum zu Produkten, die man herstellen kann“, sagt Wolfinger und nennt einige Beispiele, die spontan wohl die wenigsten mit Holz in Verbindung gebracht hätten: nämlich Kleidung, Feuchtigkeitscreme oder Carbonfasern für Sportgeräte, Karosserieteile oder den Flugzeugbau. „Die Nadelbäume haben im Moment ihre Mühe, in Zukunft wird es mehr Laubbäume geben“, schildert Wolfinger den Hintergrund der Bemühungen, die erstaunliche Ergebnisse zeigen: So wurde die aus Textilfasern aus Laubholz in Kooperation mit der Universität Reutlingen kreierte Modekollektion auf der Berliner Fashion Week präsentiert. Und Carbonfasern aus heimischem Buchenholz seien eine ressourcenschonende und umweltfreundliche Alternative zur herkömmlichen Produktion von Carbonfasern, die bisher hauptsächlich auf der Basis fossiler Rohstoffe erfolgt. Für die Herstellung hat man am Technikum in Göppingen eine Pilotanlage in Betrieb genommen. 

Mit dem „Waldmacher Award“ zeichne man Projekte aus, die den Wald schützen, neu denken und aktiv gestalten. Das sei in Walldorf mit der Kooperation zwischen Sambuga-Schule und Forstrevier der Fall. Alle Beteiligten seien „echte Waldmacher“, sagt Wolfinger.