27.03.2023, Startseite

„Nur Schwimmen ist verboten“

Das AQWA-Hallenbad feiert beim Auftritt von Olli Roth und Band im Rahmen von „Swingin‘ WiWa“ seine Premiere als Konzertbühne.
Foto: Helmut Pfeifer

Das Hallenbad im AQWA erlebt mit Olli Roth seine Premiere als Konzertbühne

„Das ist die geilste Location von Swingin‘ WiWa, da sind wir dabei, dafür kaufe ich mir sogar ein Hawaii-Hemd.“ So erinnert sich Olli Roth am Ende eines klasse Auftritts in außergewöhnlichem Rahmen an seine Reaktion, als er von den Plänen hörte, das Hallenbad des AQWA zur Konzertbühne zu machen. Und die Idee von Bäderpark-Chef Stefan Gottschalk und Festival-Organisator Eddie Berlinghof ist komplett aufgegangen. Das Ambiente passt, mehr als hundert Zuhörer haben es sich auf den Liegestühlen und im Gastro-Bereich bequem gemacht, die Band thront auf der Sonneninsel über dem Planschbecken und der Sound ist großartig. „Vielen Dank an euch alle, dass ihr dieses Experiment mitgemacht habt“, freut sich Roth. Der Sänger und Gitarrist hat auch gleich noch einen Wunsch fürs nächste Mal: „Irgendwann hätte ich da unten gerne eine große Pool-Party.“ Die Schwimmbecken waren bei der Konzertpremiere im Hallenbad zwar noch tabu, aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Olli Roth und seine Band, Erwin Brandt (Gitarre, Gesang), Patrick Metzger (Schlagzeug) und Ralf „Bobby“ Bopp (Bass), sind von den ersten Takten des Auftaktsongs an bestens aufgelegt. Dem lässig daherkommenden „Ride like the Wind“ aus der Feder von Christopher Cross folgt das nicht minder entspannte „Missing You“ von John Waite, garniert mit einer der vielen kleinen Geschichten des Sängers, der heute mal wieder in Plauderlaune ist, ganz entgegen seinem Motto „Let the Music Do the Talking“. Die achtziger Jahre, so sinniert Olli Roth über das typische One-Hit-Wonder, seien eine große Zeit für Musiker gewesen. Man habe mit einer Hit-Single „150 Millionen Platten“ verkaufen können, „und dann ging es mit 24 ab in die Rente“. Er selbst, seit 1984 Profimusiker, steht natürlich lieber weiter auf der Bühne und präsentiert zwischen all den Coversongs auch eigene Stücke wie das rockige „Always Be Ur Friend“ oder später im zweiten Set die Ballade „It’s too late“, beide auf seinem 2012er Album „Modern Day Jukebox“ veröffentlicht, die sich keineswegs verstecken müssen.

„Ihr dürft auch gerne tanzen, nur Schwimmen ist verboten – schade“, animiert der Sänger das Publikum. Während bei Steve Millers „The Joker“ noch etwas verhalten mitgeklatscht wird, tanzen dann bei „Kiss“ von Prince tatsächlich die ersten Zuhörer, bei „Use Somebody“ (Kings of Leon) wird auch fleißig mitgesungen. Die meisten genießen das Konzert aber ganz entspannt in den Liegestühlen – ob aus Angst, bei zu viel Bewegung ins Wasser zu fallen, oder weil es dort schlicht viel zu bequem sein mag. Dazu passt Don Henleys „The Boys of Summer“, das unbeschwert und trotzdem dynamisch durch die Schwimmhalle tönt. Mitreißend dann auch Bob Marleys „I Shot the Sheriff“ und Tom Pettys „Free Falling“. Und sogar die Frauenquote wird erfüllt: Aber in Amy Winehouses „Valerie“ heißt es ja passenderweise auch „And I look across the Water“.

Der Abend lebt auch von einer breiten stilistischen Vielfalt: ob Blues (Robert Johnsons vielfach gecoverter „Cross Road Blues“), Country (John Hiatts „Child of the Wild Blue Yonder“), australischer Poprock („The Night Owls“ von der Little River Band) oder ein Klavierstück ohne Klavier (Marc Cohens „Walking in Memphis“) – die Mischung stimmt, die Musik ist abwechslungsreich und immer gut. Und wenn der groovende Soul von „Papa was a Rollin’ Stone“ (Temptations) nahtlos in den Latin-Rock von Santanas „Jingo“ übergeht, dann dürfen die Fans auch mal unvorsichtig ganz nah an den Beckenrand herantanzen. „Der Applaus ist vollkommen berechtigt“, lobt sich Olli Roth mit einem Augenzwinkern selbst. „Vielen Dank fürs Zuhören“, sagt der Sänger im orangefarbenen, von Ananassen gezierten Hawaii-Hemd nach einem mächtigen Abschluss des offiziellen Sets mit Prince‘ „Purple Rain“. Natürlich erklatscht sich das Publikum eine Zugabe: Mit Snow Patrols „Chasing Cars“ packt die Band noch mal einen drauf, lässt es nach verhaltenem Beginn richtig krachen. „Uns war es wichtig, das AQWA mal anders zu füllen“, hat Stefan Gottschalk zur Begrüßung gesagt. Experiment gelungen!