15.08.2025, Startseite

Stadt begrüßte Gäste aus den USA

An der neuen Gedenktafel-Säule vor dem jüdischen Friedhof: (v.li.) Sam und Jennifer Lehman mit ihren Kindern, Heike Käller und der Erste Beigeordnete Otto Steinmann. Foto: Stadt Walldorf

Kurt Kleins Enkelin Jennifer und ihre Familie besuchten Walldorf

Es ist eine Geschichte, die nicht oft genug erzählt werden kann: Dem Walldorfer Juden Kurt Klein war 1937 die Flucht in die USA gelungen, ein Jahr nach seiner Schwester Irmgard. Sein Bruder Max folgte ein weiteres Jahr später. Ihre Eltern Alice und Ludwig Klein mussten dagegen allen Bemühungen um eine Ausreise zum Trotz in Walldorf bleiben. Sie wurden 1940 wie alle anderen badischen Juden nach Gurs deportiert, beide wurden 1942 in Auschwitz ermordet – an sie erinnern heute in der Hauptstraße 15 zwei Stolpersteine. Kurt Klein (1920-2002) kehrte noch im Zweiten Weltkrieg als Soldat der US Army nach Deutschland zurück und lernte hier unter dramatischen Umständen seine spätere Frau Gerda Weissman Klein kennen, die Überlebende eines der sogenannte Todesmärsche. Ihr Buch „Nichts als das nackte Leben“ (1957) zählt in den USA zu den Standardwerken über die Zeit des Nationalsozialismus, 2023 ist eine neue deutsche Übersetzung erschienen. Mit den Kurt-Klein-Tagen erinnerte die Stadt Walldorf 2022 an beider Lebenswege.

Mit Vivian Ullmann, Leslie Simon und Jim Klein waren damals die drei Kinder des Ehepaars zusammen mit ihren Partnern, Kindern und weiteren Verwandten in Walldorf zu Gast. Eine Begegnung, aus der bis heute viele weitere entstanden sind: So schenkte Familie Klein der Stadt Walldorf und ihren Bürgern eine Sitzbank, die im Hochholzer Wald ihren Platz gefunden hat, einem der Lieblingsorte Kurt Kleins. Der Walldorfer Komponist Timo Jouko Herrmann vertonte unter dem Titel „An Affirmation of Life“ ein Gedicht Kurt Kleins, ein emotional mitreißendes Werk, das im Oktober 2024 in Bad Wimpfen ebenfalls im Beisein von Mitgliedern der Klein-Familie uraufgeführt wurde. Und auch die neue Gedenktafel-Säule vor dem jüdischen Friedhof, die erst vor Kurzem installiert wurde, ist eine Anregung, die die Stadt aus den Gesprächen mit Familie Klein aufgegriffen hat. Bei einem Besuch des jüdischen Friedhofs war die Überlegung aufgekommen, diesen Friedhofsteil stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen.

„Herzlich willkommen in Walldorf“, begrüßte nun der Erste Beigeordnete Otto Steinmann Jim Kleins Tochter Jennifer, ihren Ehemann Sam Lehman und die drei Kinder, die aus den USA nach Deutschland gekommen waren und dabei auch Walldorf einen Besuch abstatteten. Sie überbrachten ebenso herzliche Grüße von Jim Klein und der Familie. Heike Käller (Fachdienst Kultur und Sport) hatte ein kleines Programm organisiert, das den Gästen viel Freude bereitete: Zunächst stand ein Besuch im Hochholz an der Sitzbank samt kleinem Spaziergang zum Hochholzer See auf dem Programm. Im Anschluss ging es zur neuen Gedenktafel vor dem jüdischen Friedhof, wo auch Gräber der Vorfahren in Augenschein genommen wurden, und zu den Stolpersteinen in der Hauptstraße, an denen die Familie Rosen niederlegte.

„Das bedeutet uns wirklich sehr viel“, bedankte sich Jennifer Lehman für die Eindrücke und die Gastfreundschaft. Und sie berichtete später am Tag, dass ihr Vater schon einige der Fotos vom Besuch in Walldorf gesehen und dabei Tränen der Rührung in den Augen gehabt habe – auch er habe sich sehr gefreut. Zwischen den ernsteren Themen durfte ein wenig Abkühlung im AQWA-Freibad nicht fehlen, die vor allem bei den drei Kindern ebenso gut ankam wie das gemeinsame Eisessen zum Abschluss.