26.11.2025, Startseite
Stadt übernimmt das Defizit des Pflegezentrums
Die Stadt übernimmt das Defizit des Pflegezentrums in Höhe von circa 230.000 Euro. Foto: Stadt Walldorf
Reduzierte Bettenzahl ist der Hauptgrund für das Minus
Die Stadt Walldorf wird das Defizit des Pflegezentrums Astor-Stift ausgleichen. Das hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung für den Finanzierungsfehlbetrag im Jahr 2024 beschlossen, der knapp über 230.000 Euro beträgt. Als Hauptgrund für das Minus nannte Kämmerer Boris Maier die Reduzierung der Bettenzahl. Nach den Vorgaben der Landesheimbauverordnung hatten die Doppelzimmer in Einzelzimmer umgewandelt werden müssen, seither hat das Astor-Stift nur noch 58 statt vorher 70 Betten, und das bei nahezu gleichbleibenden oder sogar steigenden Personal- und Wirtschaftskosten. „Das kann die Astor-Stiftung dauerhaft nicht leisten“, sagte der Kämmerer.
In den vergangenen Jahren hatte die Stiftung vereinzelt auftretende Defizite noch selbst getragen. Das sei angesichts der aktuellen Größenordnung nun nicht mehr möglich, nicht zuletzt aufgrund der ausbleibenden Zinseinnahmen für das Stiftungskapital. Die Stadt solle die Defizitübernahme interimsweise als Kapitaleinlage in die Stiftung übernehmen, um den mittelfristigen Betrieb sicherzustellen, da die Pflegeplätze dringend gebraucht würden. Eine Entspannung der finanziellen Lage ist aus Sicht der Stadtverwaltung erst mit Fertigstellung des neuen Pflegezentrums mit 100 Betten wieder möglich, mit dessen Bau 2026 begonnen werden könnte. Dann könne es Synergieeffekte geben, so Boris Maier. Die gute Nachricht: Im Wirtschaftsplan für 2024 war man sogar von einem Defizit von fast 450.000 Euro ausgegangen, dass nun aber doch deutlich geringer zu Buche schlägt.
Eine segensreiche und äußerst wichtige Einrichtung wie das Astor-Stift dürfe man „nicht im Regen stehen lassen“, sagte Dr. Joachim Ullmann (CDU) in seiner Stellungnahme. Die Planung für das neue Pflegeheim lasse aber „auf bessere Zeiten“ hoffen, so Ullmann. Hoffen müsse man auch, „dass Pflege bezahlbar bleibt“. Dr. Andrea Schröder-Ritzrau (SPD) zeigte sich „erleichtert“, dass der Verlust nicht so hoch wie ursprünglich befürchtet ausgefallen ist. „Das Ergebnis ist tragbar“, meinte sie. Walldorf gehe als „solvente Stadt“ bewusst in den Verlustausgleich für viele Bereiche der Daseinsvorsorge, so auch hier, um die Stiftung als Träger des Pflegeheims nicht zu schwächen.
Es sei richtig, dass die Stadt einspringe, um das Defizit bis zur Fertigstellung des neuen Pflegeheims abzudecken, sagte Paula Glogowski (FDP). Für ihre Fraktion sei es zentral, dass sowohl „die Qualität der Pflege“ als auch die guten Rahmenbedingungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten blieben. Wilfried Weisbrod (Bündnis 90/Die Grünen) sprach an, dass trotz des Rückgangs der Bettenzahl die Kosten im Wesentlichen gleich geblieben seien. „Da gilt es, in den nächsten Jahren genau drauf zu sehen“, meinte er. „Immer mehr Altenpflegeheime gehen in Konkurs“, mahnte Weisbrod, im speziellen Fall könne man nur gegensteuern, „weil hinter der Stiftung die Stadt Walldorf steht“. Deshalb sei aus seiner Sicht der Verlust „nicht tragbar“.
Das sorgte für eine kleine Diskussion: Mathias Pütz (CDU) sagte, die Frage der Finanzierbarkeit der Pflege treibe seine Fraktion um. Andrea Schröder-Ritzrau wollte ihre Aussage, der Verlust sei tragbar, ausdrücklich im Kontext zu den anderen Beiträgen der Stadt in Sachen Daseinsvorsorge verstanden haben. Und Weisbrod selbst forderte in Zukunft einen „verschärften Blick“ auf genau diese Ausgaben, die sich die Stadt heute noch leiste und leisten könne.