22.10.2025, Kultur & Freizeit
Walldorf feiert sich und seine Freunde
Auf der Kerwemeile herrschte am Samstagabend reges Treiben. Foto: Jan A. Pfeifer
Bunter Trubel und viel Musik am Kerwewochenende
Rudi Sailer lässt sich die Gelegenheit nicht entgehen. Der Leiter des Akkordeonorchesters Walldorf bittet Bürgermeister Matthias Renschler und dessen französischen Kollegen Eric Pensalfini auf die Bühne. Zu den Klängen des Orchesters singen zur Mittagszeit alle gemeinsam das Badner Lied. Matthias Renschler begrüßt die Besucherinnen und Besucher am Kerwe-Sonntag. Und der Bürgermeister der Partnerstadt Saint-Max sagt: „Wir freuen uns immer, nach Walldorf zu kommen.“
Die elfköpfige Delegation besteht zum Großteil aus Gemeinderäten, die bei ihrem Besuch auf viele bekannte Gesichter treffen. Apropos bekannt: Dass Carole Beauguillaume-Zinck, im Gemeinderat von Saint-Max unter anderem für deutsch-französische Begegnungen zuständig, mit der bekannten Schauspielerin Chantal Lauby („Monsieur Claude und seine Töchter“) verwechselt wird und in der Bäckerei mit der Belegschaft für ein Foto posieren muss, sorgt schon kurz nach dem Eintreffen für beste Stimmung, die sich bis in den Abend hält.
Eric Pensalfini erinnert auf der Kerwe-Bühne daran, dass man im Juli in Saint-Max gemeinsam das 40-jährige Bestehen der Partnerschaft gefeiert habe, und freut sich schon jetzt auf die Saint-Nicolas-Feierlichkeiten im Dezember mit den großen Umzügen in Saint-Max und dem benachbarten Nancy, an denen sich auch dieses Jahr wieder neben der Stadtkapelle Walldorf Vertreter aus Gemeinderat, Verwaltung und Deutsch-Französischem Freundeskreis beteiligen werden. „Sie sind herzlich eingeladen, das mitzuerleben“, sagt der französische Bürgermeister. Rudi Sailer hat die Erfahrung mit seinem Akkordeonorchester schon gemacht und bestätigt: „Das war ein schönes Erlebnis.“
Viel zu erleben gibt es am Sonntag für alle Gäste auf der Kerwe. Das beginnt morgens beim gut besuchten ökumenischen Gottesdienst, den die Pfarrer Dr. Uwe Boch und Ghislain Eklou gemeinsam halten, unterstützt vom Evangelischen Posaunenchor, und setzt sich mit dem Fassanstich bei der KG Astoria-Störche fort, wo Karnevalsprinzessin Victoria I. ähnlich erfolgreich wie tags zuvor der Bürgermeister den Hammer schwingt und das Bier schon mit dem zweiten Schlag zum Strömen bringt. Und das ist noch lange nicht zu Ende, als sich abends Olli Roth zu seiner ehemaligen Band Breeze auf die Bühne gesellt und die kleine Wiedervereinigung mit einem knackigen „Radar Love“ zelebriert. Breeze rocken dann vor der Sparkasse natürlich auch ohne ihren Ex-Sänger weiter, der vorher auf der Oberdorf-Bühne das Publikum mit seinen Songs und Geschichten unterhalten hat. Auch hier ist die Stimmung bestens, das beliebte Tochter-Vater-Duo „Tara & Sten“ hält den Pegel anschließend mühelos im grünen Bereich.
Tagsüber gehört die Bühne den Vereinen: Neben dem Akkordeon- bietet auch das Blasorchester unterhaltsame Musik, der Budo Club Samurai Astoria zeigt asiatische Kampf- und Verteidigungskunst und die Tanzgarden der Astoria Störche sorgen für viel Bewegung auf und vor der Bühne.
Am Kerwe-Samstag bietet die Stadtbücherei schon tradionell ein Kindertheater an. Dieses Mal ist das Dornerei-Theater mit Puppen zu Gast, das in Person von Eleen und Markus Dorner das Stück „Superwurm“ aufführt. Der besagte Wurm ist für seine Heldentaten bekannt und stets zur Stelle, wenn seine Hilfe gebraucht wird – sei es, einen Käfer aus dem Fluss zu retten oder mit der Kröte einfach nur zu spielen. Als der Superwurm selbst in Gefahr gerät, weil er sich in den Fängen der Zauberechse befindet, tun sich seine Freunde zusammen, um ihn zu retten. Für die Kinder ist das eine spannende Geschichte mit vielen liebevollen Kreaturen und toll gestalteten Kulissen – und auch für zahlreiche Lacher ist gesorgt.
Auf der Kerwe gibt es für die Kinder viele weitere Gelegenheiten, Spaß zu haben: sei es bei einer Fahrt im Kinderkarussell oder mit dem großen Angebot an Süßigkeiten an den entsprechenden Ständen auf der Drehscheibe. Dort sind auch einige Wurfbuden angesiedelt, die beispielsweise Dosenwerfen anbieten. Auf der Drehscheibe dominiert der Autoscooter das Geschehen, der vor allem beim jungen Publikum nach wie vor großen Anklang findet. Auf dem Lindenplatz wartet ein Angebot für die Schwindelfreien: Das „Fighter“ genannte Fahrgeschäft wirbelt und schleudert seine Insassen in luftige Höhen.
Das musikalische Programm eröffnet am Mittag der Spielmannszug der Feuerwehr. Danach ist der Musikverein Stadtkapelle an der Reihe, und anschließend zeigt der Deutsch-Indische Freundeskreis Bollywood-Tänze.Am Abend übernehmen die Bands das Ruder der Unterhaltung. Auf der Sparkassenbühne machen „Neon“ den Anfang: Mit 90er-Jahre-Hits wie „Cotton Eye Joe“ oder „Mr. Vain“ haben sie das tanzwillige Publikum schnell auf ihrer Seite. Parallel dazu spielen „Stefan Zirkel & So!“ auf der Bühne im Oberdorf. Der musikalische Einschlag ist hier etwas rockiger – etwa mit Songs wie „Take on Me“ oder „Enjoy the Silence“. Das kommt ebenfalls gut beim Publikum vor der Bühne an. „Sehr geile Stimmung, so muss das sein“, freut sich Frontmann Stefan Zirkel. Er und seine Band geben auch eigenen Liedern eine Bühne, etwa mit dem deutschen Titel „So soll es sein“. Richtig abgerockt wird an derselben Stelle dann mit „Burnout“. Die Band kleidet auch eher gemächliche Hits wie „Alles nur geklaut“ in harte Riffs. Das ist bei den Green-Day-Nummern „Holiday“ und „Boulevard of Broken Dreams“ nicht nötig – die kann Burnout quasi eins zu eins als Vorlage nutzen und dem Publikum ordentlich einheizen.
Auf der Sparkassenbühne zeichnet „Gonzo’s Jam“ für den Schlussakt verantwortlich. Sie haben ebenfalls zahlreiche Hits im Gepäck – von U2s „I Still Haven’t Found What I’m Looking For“ bis zu den Sportfreunden Stiller mit „Ein Kompliment“ ist ihr Repertoire mehr als party- und mitsingtauglich. Schwieriger wird es da schon mit Queens „Bohemian Rhapsody“. Da habe man lange im Proberaum gesessen, „damit wir es live spielen können“, gibt Sänger Michael Nowak zu. Der Aufwand lohnt sich: Die Band meistert die musikalische Hürde, und auch das Publikum stimmt kräftig mit ein. So klingt ein abwechslungsreicher, sehr gut besuchter Kerwesamstag aus, der mit Spiel, Spaß, Musik und guter Laune für jeden etwas bietet.