13.10.2022, Leben in Walldorf

Die öffentlichen E-Ladepunkte werden ausgebaut

Bis 2030 sollen in Walldorf fast 100 neue Stationen entstehen

Um die E-Mobilität weiter zu stärken, wird in Walldorf die öffentliche Ladeinfrastruktur ausgebaut. Der Gemeinderat hat jetzt bei einer Enthaltung von Dr. Gerhard Baldes (CDU) beschlossen, dafür in den kommenden Haushalten ab 2023 die voraussichtlich notwendigen 700.000 Euro bereitzustellen. In einer Prognose hat die MVV Regioplan GmbH bis zum Jahr 2030 in Walldorf einen Bedarf von insgesamt 100 Wechselstrom- (AC) und 32 Gleichstrom-Ladepunkten (DC) ermittelt. Davon sind 79 AC- und 14 DC-Ladepunkte neu zu errichten. „Natürlich sind die vorgeschlagenen Standorte nicht in Stein gemeißelt“, sagte Bürgermeister Matthias Renschler. Man werde diese jeweils mit dem Gemeinderat abstimmen.

Walldorf hatte laut dem Bericht der MVV Regioplan im Januar 2021 einen Gesamtbestand von mehr als 27.000 Kraftfahrzeugen, davon fast 26.000 Autos. Mehr als 70 Prozent sind im Besitz gewerblicher Halter, ein ungewöhnlich hoher Wert – allein die SAP hat circa 16.800 Firmenfahrzeuge am Standort Walldorf gemeldet, darunter aktuell 19 Prozent Plug-in-Hybride und sechs Prozent reine Elektrofahrzeuge. Dafür stehen den Mitarbeitern bereits heute rund 300 Ladepunkte zur Verfügung, die ebenfalls weiter ausgebaut werden sollen. An privat zugelassenen Elektrofahrzeugen wurde zum 1. Januar 2022 ein Bestand von 130 ermittelt. Bis 2030 geht der Bericht aber schon von 3324 E-Autos in Walldorf aus.

„Es bleibt abzuwarten, wie schnell sich die Elektromobilität durchsetzt“, sagte Uwe Lindner in seiner Stellungnahme für die CDU-Fraktion. Derzeit sei das Netz in Deutschland noch eher „schwach ausgeprägt“, deshalb müsse man zum Ausbau auch vor Ort einen Beitrag leisten. Vor allem Schnell-Ladepunkte müssten ausgebaut werden, Wechselstrom-Ladepunkte sehe die CDU eher im privaten Bereich. „Wir erleben einen dynamischen Wandel hin zur Elektromobilität“, urteilte Lorenz Kachler (SPD). Auch aus seiner Sicht muss „eine Verschiebung hin zu mehr Schnell-Ladepunkten erfolgen“. Die SPD hoffe auf eine schnelle Umsetzung, auch für „Bürger ohne eigene Häuser“ müsse es Lade-Möglichkeiten geben. Kachler nannte als ein Beispiel moderne Straßenlaternen in Berlin, die gleichzeitig als Ladestationen mit 3,7 Kilowatt Leistung dienen. Das reiche völlig aus.

„Wir haben ein Gesamtenergieproblem“, meinte Manfred Wolf (Bündnis 90/Die Grünen), der sich einen verstärkten Einsatz von Wasserstoff als Energieträger wünschen würde. „So viel Zeit haben wir aber nicht“, stellte er fest. Wolf kritisierte, dass aus ursprünglich zwölf Wochen Projektlaufzeit zwölf Monate geworden seien und dass den Stadtwerken anfangs nicht bekannt war, dass sie als Netzbetreiber die Ladepunkte nicht gleichfalls betreiben dürfen. Auch erschließe es sich ihm nicht, warum die MVV Regioplan zunächst keine Ladestationen im Industriegebiet vorsehen wollte. Diese müssten an Orte kommen, „an denen reger Verkehr herrscht“, und flächendeckend umgesetzt werden. „Wir müssen den Ausbau beschleunigen“, forderte Wolf. „Eine Verteilung über die ganze Stadt wird sicher zur Akzeptanz beitragen“, sagte Dagmar Criegee für die FDP-Fraktion. Um die E-Mobilität voranzubringen, müsse „ein ausreichendes Netz an Ladepunkten“ bereitstehen. Die FDP sei dafür, „von Vornherein den Anteil der Gleichstrom-Ladestationen zu erhöhen“. Man spreche sich für eine Leistung von elf oder sogar 22 Kilowatt aus.