10.03.2022, Aktuelles

Fazit nach sechs Monaten in der Künstlerwohnung

Das Bild zeigt einen Ausschnitt einer Panorama-Aufnahme in Walldorf bei Nacht.
Foto: Wolfgang Folmer

Wolfgang Folmer hat seinen Blick auf Walldorf in der Nacht geschärft


Seit 15. September 2021 nutzt Wolfgang Folmer die Künstlerwohnung der Stadt Walldorf in der Scheune Hillesheim. Die Künstlerwohnung wurde 2008 erstmals bewohnt und dient im Rahmen eines Stipendiums der vorübergehenden Unterbringung von Künstlerinnen und Künstler aller Sparten. Wolfgang Folmer ist seit 2008 der siebte Künstler, der dieses Stipendium erhalten hat.

Der gebürtige Saarländer ist als Künstler sehr vielseitig aufgestellt – Malerei, Zeichnungen, Druckgrafiken, Musik und Videos sind nur einige Beispiele seiner unbändigen Kreativität. In Walldorf wollte sich Wolfgang Folmer in den ersten Monaten vor allem der Fotografie widmen. „Ich war richtig viel unterwegs“, resümiert der Künstler. Überwiegend nach Sonnenuntergang erkundete Folmer die Stadt in all ihren Facetten. Vor allem auf die Kreisel und Sportplätze in Walldorf hatte er es abgesehen. Aber auch Schulzentrum und Ikea haben es ihm als Fotomotiv angetan. Ein weiteres Highlight aber auch Herausforderung zugleich sei der Bahnhof gewesen, dem Folmer ein „interessantes Eigenleben“ zuschreibt. Für das Fotografieren interessiert sich Folmer bereits seit über 40 Jahren, aber eher als dokumentarisches Element seines Lebens, sagt Folmer. Durch die Corona-Pandemie habe sich das Fotografieren für ihn verselbständigt und ihm sei klar geworden: „Nachts ist es interessanter.“ Die ersten Erfahrungen mit der Fotografie bei Nacht habe er bei Aufnahmen eines Gefängnisses in Stuttgart gesammelt. „Ich bekomme durch die Aufnahmen in der Nacht einen ganz neuen Zugang zu einer Stadt“, findet Folmer. Auch in Walldorf sei ihm das so gegangen. Hier habe er sich stets „vom Licht leiten lassen“. Gemeint sind die Beleuchtungen der einzelnen Orte in den Abend- und Nachtstunden. „Menschen spielten dabei keine Rolle“, so Folmer. Vielmehr hat es der Künstler auf die „Hinterlassenschaften der Menschen“ abgesehen, wie er selbst sagt. Also zum Beispiel Gebäude und Plätze. Um diese abzubilden, nutzt er eine Langzeitbelichtung von etwa einer halben Minute. Seine Werke bestehen manchmal aus bis zu 30 Einzelaufnahmen und offenbaren dem Betrachter so einen großen Detailreichtum. Wolfgang Folmer hat auf seinen Foto-Touren auch das große Ganze im Blick: „Wie dehnt sich eine Stadt aus, welche Auswirkungen hat das auf die angrenzende Natur.“ Das alles interessiere und bewege ihn. An Walldorf sei ihm aufgefallen, „dass alles sehr flach ist“, wie der Künstler schmunzelnd anmerkt. Das machte es ihm nicht immer ganz einfach, die richtige Perspektive einzunehmen, um seine Bilder zu machen. Auch sei ihm aufgefallen, wie sauber und geordnet alles in Walldorf im Vergleich zu anderen Städten sei. Dabei suche er durchaus das Morbide in einer Stadt, so Folmer.

Hörbar
Wolfgang Folmer hat in seiner Zeit in Walldorf auch etwas „Hörbares“ erschaffen. Seit seiner Ankunft hat er das Interieur der Wohnung auf seine Klangeigenschaften geprüft und so Sounds erschaffen, die er mit Mikrofon und Videokamera aufgenommen hat. Zusätzlich hat er (überwiegend) Percussion-Instrumente aus seiner Heimat Heilbronn geholt und in Walldorf musikalisch damit experimentiert. Entweder fing er damit gleich früh morgens an oder verschob die Musiksessions in die späten Abendstunden, manchmal sogar bis tief in die Nacht hinein. Auch aus Rücksicht auf die Untermieter im Haus, die ausschließlich tagsüber da sind. Dass er das Haus ab abends stets für sich alleine hatte, fand Folmer ganz toll. „Das kenne sich von anderen Orten so nicht und das werde ich auch vermissen.“
Für seine restliche Zeit in Walldorf will der Künstler das mildere Wetter nutzen und sich wieder verstärkt der Fotografie widmen, bevor er im Mai ein Zeichenstipendium in der Schweiz antreten wird. Man darf gespannt sein, was sein suchendes Auge bis dahin noch alles in Walldorf zu Tage fördert.

Ausstellung
Eine Ausstellung, die am Mittwoch, 27. April, um 19 Uhr im Rathaus eröffnet wird, soll der Öffentlichkeit Folmers Blick durch die Kameralinse zugänglich machen. Es werden dann ausgewählte Fotos im Panoramaformat großflächig auf 4 mal 1,50 Meter unter dem Titel „Nachtstücke“ zu sehen sein.  Dadurch werden die Besucherinnen und Besucher einen Eindruck davon bekommen, wie der Künstler seinen Blick auf die Stadt Walldorf in der Nacht geschärft hat.