30.07.2025, Startseite

Fürs Feuerwehrauto wird es an vielen Stellen eng

Wenn das Feuerwehrauto nur mit ganz viel Augenmaß und fahrerischem Geschick durch die parkenden Autos kommt, sind bei einem echten Einsatz die Probleme vorprogrammiert.
Foto: Stadt Walldorf

Befahrung der Straßen offenbart einige Probleme

Es ist absolute Maßarbeit, bei der es auf wenige Millimeter ankommt: Hauptbrandmeister Willi Stangl steuert das riesige Wechselladerfahrzeug der Feuerwehr – zweieinhalb Meter breit, 3,90 Meter hoch und beladen mit dem Gefahrgut-Abrollcontainer fast sieben Meter lang – in der Straße Neue Heimat zwischen zwei parkenden Autos hindurch. Das funktioniert nur mit ganz viel Augenmaß, höchster Konzentration und viel fahrerischem Geschick. Denn links und rechts vom Feuerwehrauto bleibt nicht mehr allzu viel Luft zu Stoßstangen, Außenspiegeln und Karosserie der beiden Pkw. Das kann doch gar nicht gut gehen, denkt sich der neutrale Beobachter. Tut es am Ende aber doch.

„Respekt, meine Hochachtung“, zeigt sich Bürgermeister Matthias Renschler beeindruckt, der als Passagier im WLF1 hautnahe Eindrücke bekommt. Und Alena Müller, die Leiterin des Fachbereichs Ordnung und Umwelt, hat schon mal vorsorglich die Hände vors Gesicht geschlagen. Sie atmet erleichtert auf, als Stangl seinen Balanceakt unfallfrei beendet hat. „Kompliment“, sagt sie am Ende der Befahrung einiger Walldorfer Straßen, in denen es ziemlich eng zugeht. Das Ordnungsamt hat einige Stellen identifiziert, in denen dringender Handlungsbedarf besteht. Denn klar wird: Im Ernstfall, wenn die Feuerwehr zu einem echten Einsatz ausrückt, Menschenleben in Gefahr sind und es vielleicht auf jede Sekunde ankommt, könnte der Fahrer schon aus Zeitgründen weit weniger Rücksicht auf die parkenden Autos nehmen. „Das war wieder sehr lehrreich“, sagt der Bürgermeister am Ende der gut neunzigminütigen Fahrt durch die Straßen. Mit dabei sind auch der stellvertretende Feuerwehrkommandant Ralf Hirscher sowie Thomas Hoffmann und Lukas Herzog vom kommunalen Vollzugsdienst.

Die Tour startet am Feuerwehrhaus und stößt schon in der Goethestraße auf den ersten Knackpunkt, als es zwischen den – völlig korrekt – parkenden Autos auf Zentimeter ankommt. Würde es sich um einen echten Einsatz handeln, würden schon an dieser Stelle zwei oder drei Minuten verloren gehen – oder es hätte der eine oder andere Außenspiegel dran glauben müssen. Eng wird es vor allem oft in den Kurven, so etwa beim Abbiegen von der Winter- in die Leopoldstraße oder von der Alten Friedhof- in die Friedrichstraße. In die Dammstraße kommt Stangl mit dem Wechsellader nur nach einmaligem Zurückstoßen, von der Wilhelm- in die Sandstraße geht’s dann gar nicht. Auch hier stehen die Autos ordnungsgemäß auf den Stellplätzen, die Kurve lässt sich so aber trotzdem nicht meistern. Hier muss, die Verantwortlichen sind sich einig, eine neue Anordnung der Parkmöglichkeiten her.

In Walldorfs traditionell engen Straßen sind die Probleme vielfältig: Auf der Fahrt von der Heine- in die Mozartstraße wird ein – nicht korrekt – parkendes Auto zum Wegfahren bewegt, wobei die Fahrerin eher schwer von der Notwendigkeit zu überzeugen ist und ihr Falschparken mit einem Kind auf dem Rücksitz begründen will. Ähnlich wenig einsichtig zeigt sich ein Fahrzeughalter in der Neuen Heimat: Er habe korrekt geparkt, das andere Auto stehe falsch, so sein Tenor. An vielen Stellen drängt sich schlicht der Eindruck auf, dass die Straßen natürlich nicht mutwillig blockiert werden, sondern beim Abstellen des Fahrzeugs einfach nicht weit genug gedacht wird – ob nun an einen Feuerwehreinsatz oder nur an die Müllabfuhr. Und mancher scheint leider auch einfach zu bequem, sein Auto in eine der vielen freien Einfahrten zu steuern, in denen Platz genug wäre und niemand behindert würde.

Am Ende der Befahrung ist genug Material zusammengekommen, um an einigen Stellen über bessere Lösungen nachdenken zu können – auch wenn niemand die Zahl der Stellplätze im öffentlichen Raum reduzieren will, wird es an neuralgischen Punkten leider wohl doch notwendig werden. Auch wenn die Feuerwehr weiß, von wo aus sie welchen potenziellen Einsatzort am besten ansteuert, geht es im Ernstfall immer darum, möglichst schnell zu sein. Und Willi Stangl bekommt zum guten Schluss noch ein Kompliment vom stellvertretenden Kommandanten. „Wir haben ihm bestätigt, dass er fahren kann“, sagt Ralf Hirscher mit einem Schmunzeln.