29.10.2025, Startseite

„Kara, die Coole“ macht das Rennen

Gruppenbild mit Lamm Kara, die Coole: (vorne v.li.) Anna und Elli Ronellenfitsch sowie Sandra Bender, (hinten v.li.) Bürgermeister Matthias Renschler, Andreas Kamuf, Tobias und Nastasia Ronellenfitsch.
Foto: Stadt Walldorf

Die zehnjährige Elli Ronellenfitsch gewinnt den Namenswettbewerb für das Lamm

Im Juni ließ sich das damals gerade einen Monat alte Lamm noch locker auf den Arm nehmen. Vier Monate später ist aus dem immer noch jungen Schaf ein echtes Schwergewicht geworden, das sich längst nicht mehr so leicht stemmen lässt, obwohl es erst mit rund einem Jahr richtig ausgewachsen sein wird. Dafür hat es jetzt endlich einen Namen: „Kara, die Coole“ hat sich unter vielen guten Vorschlägen durchgesetzt. Namenspatin ist die zehnjährige Elli Ronellenfitsch, die als Siegerin des kleinen von der Stadt Walldorf ins Leben gerufenen Namenswettbewerbs für die kommenden zwei Jahre die Patenschaft für das Karakul-Schaf gewonnen hat. Daran hatten sich Kindergarten- und Grundschulkinder aus Walldorf beteiligen dürfen.

„Herzlichen Glückwunsch“, sagt Bürgermeister Matthias Renschler, als er Elli die Urkunde überreicht. Die Gewinnerin ist nach eigenen Worten „stolz und glücklich“. Sie wird zur Preisübergabe von ihrer jüngeren Schwester Anna sowie ihren Eltern Nastasia und Tobias Ronellenfitsch begleitet. Die Schafzüchter Sandra Bender und Andreas Kamuf empfangen alle zusammen mit ihrer kleinen Schafherde, die derzeit auf einer Wiese hinter den Gebäuden von John Deere und Session Musik weidet. Elli darf auch gleich ihre neue Patenschaft ausleben und gemeinsam mit ihrer Schwester die Schafe füttern: Kara, die Coole ist zwar noch eher schreckhaft, viele der anderen Tiere fressen den Kindern aber rasch aus der Hand. Andreas Kamuf erzählt, dass die Patenschaften unter anderem als Preis bei Firmen-Events oder Geschenk bei Geburtstagen und anderen Jubiläen eine Idee sind, die auf fruchtbaren Boden fällt.

Kara, die Coole ist ein Schaf der vom Aussterben bedrohten Rasse Deutsches Karakul, von der es laut den Züchtern nur etwa 300 Muttertiere in Deutschland gibt. Nachdem es am 19. Mai in Walldorf zur Welt gekommen war, entstand die Idee des kleinen Namenswettbewerbs. „Kara lässt sich gut über die Wiese rufen“, freut sich Sandra Bender über den Sieger-Namen. Da die Karakul-Schafe ursprünglich aus Westturkestan stammen und über Usbekistan nach Deutschland gekommen sind, tragen viele türkische Namen – in seinem türkischen Ursprung hat der Name tatsächlich die Bedeutung „schwarz“ oder „dunkel“, was auch perfekt zur Fellfarbe des jungen Schafs passt. Nur die zusätzliche Bedeutung „mutig“ muss sich vielleicht noch entwickeln …
Sandra Bender und Andreas Kamuf sind mit ihren Schafen zweimal im Jahr für mehrere Wochen zur Landschaftspflege in Walldorf. „Dafür sind wir sehr dankbar“, sagt Bürgermeister Renschler über die Unterstützung bei der Mahd, zumal die Tiere auch für Kindergärten und andere Gruppen ein großer Anziehungspunkt sind. Die beiden Züchter aus Mühlhausen, die betonen, dass sie kein Schlachtbetrieb sind, haben 2014 mit zwei Tieren angefangen, heute sind es rund 130, die längst nicht mehr nur „Rasenmäher auf der heimischen Wiese“ sind, sondern neben den Flächen in Walldorf zwischen Wohnbebauung und Flugplatz im Frühjahr sowie nahe den Bahngleisen im Herbst auch das Gelände des Golf Clubs St. Leon-Rot beweiden. 

Bei allen handelt es sich um vergleichsweise seltene Rassen: Neben dem Deutschen Karakul gehören auch das Coburger Fuchsschaf (eine alte deutsche Landschafrasse), das Kärntner Brillenschaf und das Gescheckte Bergschaf (beide aus Österreich stammend) sowie das englische Suffolk-Schaf zur wachsenden Herde. Neben der reinen Zucht wird inzwischen auch die Wolle vermarktet: „Die verarbeiten wir zu Düngepellets“, sagt Sandra Bender: „Das ist ein schöner Kreislauf.“ Andreas Kamuf: „Alles, was Stickstoff braucht, wächst damit wie der Teufel.“ Die nächste Schafschur soll Ende Mai in Walldorf stattfinden. Dann ist bestimmt auch Elli mit dabei.