06.08.2025, Leben in Walldorf

Lärmaktionsplanung zeigte hohe Belastung

Der Bereich der Schwetzinger Straße von der evangelischen Kirche bis zur Dammstraße zählt zu den Lärmschwerpunkten in Walldorf. Das ist eine der Erkenntnisse aus dem aktuellen Entwurf der Lärmaktionsplanung. Foto: Stadt Walldorf

Auf viele Quellen hat die Stadt allerdings keinen Einfluss

Die Lärmaktionsplanung für Walldorf wurde bereits im Jahr 2017 erstellt und wird seither regelmäßig aktualisiert. Im Gemeinderat ging es vor Kurzem um den Entwurf in der inzwischen vierten Runde. Das Gremium billigte mehrheitlich die darin enthaltenen Maßnahmen und beschloss die Beteiligung der Öffentlichkeit sowie der Träger öffentlicher Belange. Diese haben damit die Möglichkeit, weitere Anregungen einzubringen. Die Entscheidung fiel bei zwei Gegenstimmen von Dr. Gerhard Baldes und Uwe Lindner sowie einer Enthaltung von Dr. Joachim Ullmann (alle CDU).

Stadtbaumeister Andreas Tisch, der die Planung vorstellte, machte darauf aufmerksam, dass die Stadt „nicht alle Stellschrauben“ in ihrer Hand halte. Auf den Lärmkarten – die sich aus Berechnungen, nicht aus Messungen ergeben – sehe man beispielsweise sehr deutlich die beiden Autobahnen, aber auch die Umgehungsstraßen. Im Ergebnis zeigt sich, dass mit circa 8300 Personen fast die Hälfte der Walldorfer Bevölkerung hohen Belastungen durch den Straßenverkehrslärm von mehr als 55 dB(A) ausgesetzt ist. Rund 800 Personen und damit etwa fünf Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner sind gesundheitsgefährdenden Schallimmissionen von mehr als 65 dB(A) ausgesetzt. Lärmschwerpunkte befinden sich nördlich der Drehscheibe im Bereich der Blockrandbebauung in der Schwetzinger Straße von der evangelischen Kirche bis zur Dammstraße sowie schwächer ausgeprägt im Verlauf der Kreisstraße (Wieslocher-, Bahnhof- und Nußlocher Straße).

Eine kurzfristige Maßnahme zur Lärmminderung ist die Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h. Das wäre auf der Kreisstraße laut dem Stadtbaumeister mit den aktuellen Nacht-Werten „einforderbar gegenüber dem Straßenbaulastträger“, also dem Rhein-Neckar-Kreis. Da die Stadt allerdings bereits daran arbeitet, die Straße vom Kreis in eigene Verantwortung zu übernehmen, hoffe man, „nächstes Jahr selbst agieren zu können“ – neben einem flächendeckenden Tempo 30 auf der heutigen K4256 soll dann vor allem auch eine regelmäßige Überwachung der Verstöße gegen die Geschwindigkeitsbegrenzungen kommen. Als mögliche mittel- und längerfristige Maßnahmen nennt die Lärmaktionsplanung die Förderung von Schallschutzfenstern sowie das Aufbringen von lärmarmem oder lärmoptimiertem Fahrbahnbelag.

„Viel Lärm um nichts“, sagte Dr. Gerhard Baldes mit Blick darauf, dass man an „Hauptlärmquellen“ wie der Bahnstrecke oder der A5 „nichts ändern“ könne. Zudem wollte er den Beschluss zur Übernahme der Kreisstraße „noch mal hinterfragen“, da nach den Werten „auch der Kreis Tempo 30“ anordnen müsse. Insgesamt sah Baldes „keine wirklichen Lärmprobleme in Walldorf“, deshalb könnten Teile der CDU-Fraktion nicht zustimmen. Im Gegensatz dazu verwies Manfred Zuber (SPD) darauf, dass es sich bei der Lärmaktionsplanung um Regelungen auf EU-Ebene handle – das müsse so gemacht werden, davon solle man seiner Ansicht nach auch nicht abweichen. Und er ordnete die Lärmwerte auch anders als sein Vorredner ein: „Fast die Hälfte aller Einwohnerinnen und Einwohner sind einem Straßenlärm von 55 dB(A) ausgesetzt“, mahnte Zuber. Bürgermeister Matthias Renschler ergänzte die Ausführungen mit dem Hinweis, die Lärmaktionsplanung sei für die Kommune „eine verpflichtende Geschichte, egal, wem die Straße gehört“.

„Lärm belastet uns alle, wirkt störend und kann gesundheitsgefährdend sein“, sagte Günter Lukey (FDP). Zwar äußerte er die Befürchtung, der Aktionsplan könne ein reiner „Papiertiger“ sein, dieser zeige aber auch, dass gerade in Walldorf eine Lärmreduzierung notwendig sei. Tempo 30 auf der Kreisstraße „würde einen sichtbaren Beitrag darstellen“, so Lukey. Mihriban Gönenç (Zusammen für Walldorf) hob als wichtigstes Ziel der Planung „die Verbesserung des Gesundheitsschutzes für die Bevölkerung“ hervor. Und Christian Winnes (CDU) bezeichnete abweichend von Baldes‘ Stellungnahme die Lärmaktionsplanung als wichtig, den Maßnahmen könne er zustimmen.