19.05.2023, Startseite

„Man kann den Leuten damit eine Freude machen“

Der laufende Seniorenbus macht Station an der „Haltestelle“ Rathaus.
Foto: Stadt Walldorf

Laufender Seniorenbus geht in die zweite Runde

Noch ein bisschen schüchtern schauen die beiden Kinder des Kommunalen Kindergartens, als die Gruppe des laufenden Seniorenbusses am Astorhaus um die Ecke biegt. Die beiden warten mit Erzieherin Claudia Trumpp auf die Gruppe, um sie anschließend ein Stück zu begleiten. Das hat beim laufenden Seniorenbus seit einigen Jahren Tradition. „Viele Kinder haben gar keine Großeltern, die in der Nähe wohnen, für sie ist es etwas ganz Neues“, schildert die Erzieherin.

Nach einem ersten Beschnuppern und Kennenlernen sind der Junge und das Mädchen jedenfalls schnell aufgetaut und gesellen sich zu den Seniorinnen und Senioren, die im Rollstuhl sitzen und helfen auch beim Schieben mit. Drei weitere Kinder aus der Kita Astorhaus sind mit Erzieherin Nicole Schell dabei. Auch sie mischen sich unter die Gruppe und begleiten sie bis zur evangelischen Kirche.

Auf dem Weg wird noch am Rathaus ein kurzer Halt eingelegt. Für die Seniorinnen und Senioren sowie ihre Begleitpersonen ist es nicht das erste Mal, dass sie dort Station machen. Schon auf dem Weg vom Start am Astor-Stift bis zum Astorhaus hielt die Gruppe am Rathaus an. „Für mich ist das die schönste Haltestelle, neben der Drehscheibe“, merkt Teilnehmer Siegmund Musal an. Er schätze die Bewegung an der frischen Luft in Gesellschaft. Mitlaufen kann Siegmund Musal problemlos. Wer aber auf den Rollstuhl angewiesen ist, hat einen ehrenamtlichen Begleiter an der Seite, der das Schieben übernimmt. Sieben sind es bei der zweiten Auflage des laufenden Seniorenbusses. Eine von ihnen ist Karin Hornig, von vielen in Walldorf nur „Oma Karin“ genannt. Sie fing vor zehn Jahren an, den laufenden Seniorenbus ehrenamtlich zu begleiten. „Ich habe so etwas immer gerne gemacht und bin dabei geblieben“, sagt sie mit einem Lächeln, während sie den Rollstuhl einer älteren Dame die Strecke entlang schiebt. „Man kann den Leuten damit eine Freude machen, einfach nur, dass sie mit dabei sind“, beschreibt sie ihre Motivation.

Der Neustart Anfang Mai, seit Corona musste die Aktion pausieren, lief bereits wieder gut an. Alle zwei Wochen macht sich der laufende Seniorenbus auf den Weg und passiert dabei mehrere „Haltestellen“. Die Teilnehmer können sich jederzeit dazu gesellen. Die Runde geht insgesamt eine gute Stunde, in gemütlichem Tempo geht es voran, so dass alle Teilnehmer problemlos folgen können. Auch für Antje Thienel mit ihrem Rollator ist die Strecke kein Problem. Sie gehört zu den Mitgründern des laufenden Seniorenbusses vor rund zehn Jahren, damals noch als ehrenamtliche Begleitung. „Es ist gut, dass man in Bewegung ist“, nennt sie einen der Vorteile des laufenden Seniorenbusses. Schön sei auch, in Gesellschaft unterwegs zu sein. „Man kann miteinander quatschen.“

Das hört Andrea Münch von der IAV-Stelle gern, die die Veranstaltung organisiert und zusammen mit Bettina Reinhold vom Fachdienst Soziale Hilfen begleitet. „Bewegung in Gemeinschaft macht einfach mehr Spaß“, fasst sie die Intention des laufenden Seniorenbusses zusammen und nennt einen weiteren wichtigen Aspekt: „Wir ermöglichen es Menschen, die im Pflegeheim wohnen und nicht mehr mobil sind, rauszugehen und am Leben teilzuhaben.“ Und was sagen die Kinder zum gemeinsamen Spaziergang? Sie sind sich einig, dass es großen Spaß gemacht hat. Das Mädchen aus dem Kommunalen Kindergarten hat die Senioren schnell ins Herz geschlossen und möchte sich kaum von ihnen trennen. Ob sie wieder mitgehen möchte? Sie nickt verlegen und lächelt dabei.

Der nächste laufende Seniorenbus findet am Mittwoch, 31. Mai, statt. Start ist um 10 Uhr am Astor-Stift.