23.07.2022, Kultur & Freizeit

Musiktage widmen sich Verwandlungen

Heike Käller, Timo Jouko Herrmann und Otto Steinmann (von links) freuen sich auf die Walldorfer Musiktage.
Foto: H. Pfeifer

Ovids „Metamorphosen“ als roter Faden für die Veranstaltungsreihe

„Wir wollen als Stadt im Hochfahren des Kulturbetriebs vorangehen“, sagt der Erste Beigeordnete Otto Steinmann. Er zeigt sich zuversichtlich, dass die von 21. September bis 9. Oktober geplanten Walldorfer Musiktage mit ihren hochkarätigen Veranstaltungen „trotz der Corona-Thematik“ stattfinden können. Bis auf den Auftaktabend, traditionell im Rathaus-Atrium, gehen alle Konzerte und ein Vortrag in der Astoria-Halle über die Bühne, die dem Publikum genügend Raum für Abstand bietet. Das hat sich bereits im vergangenen Jahr bewährt. „Die Konzertbesucher haben sich wohlgefühlt“, blickt der städtische Musikbeauftragte Dr. Timo Jouko Herrmann zurück.
Herrmann, der die Musiktage 2009 ins Leben gerufen hat und seit 2019 daneben auch für die Reihe „Konzerte der Stadt“ verantwortlich ist, hat dieses Jahr das Thema „Metamorphosen“ für das Festival gewählt. Im Versepos des antiken römischen Dichters Ovid geht es um Verwandlungen vielfältiger Art. Der Einfluss des Werks auf Literatur, Kunst und Musik ist enorm. „Es inspiriert heute immer noch“, sagt Herrmann über den „roten Faden“ des Musiktage-Programms. Der wird gleich zum Auftakt am Mittwoch, 21. September, 20 Uhr, im Rathaus verdeutlicht, wenn es in einem spartenübergreifenden Projekt neben Musik auch um Kunst gehen wird. Der städtische Kunstbeauftragte Hartmuth Schweizer zeigt Auszüge aus seinem gestalterischem Werk, in dem organische Metamorphosen und der immerwährende Zyklus von Werden und Vergehen eine zentrale Rolle spielen. Im Gespräch zwischen Schweizer und Herrmann erhält das Publikum die Möglichkeit, tiefer in diesen Werkkosmos einzudringen. Als musikalischer Kontrapunkt erklingen dazu die 1951 entstandenen „Metamorphosen“ für Solo-Oboe op. 49 von Benjamin Britten – sechs bezaubernde Klangbilder, die sich allesamt auf Mythen aus Ovids Epos beziehen. Sebastian Raffelsberger wird die berühmten, aber selten aufgeführten Stücke auf der Oboe spielen.
Am Sonntag, 25. September, 18 Uhr, folgt in der Astoria-Halle ein Schwerpunkt des Programms: die moderne Erstaufführung der mythologischen Kantate „Pigmalione“ des 1754 in Mannheim geborenen Mozart-Zeitgenossen Peter von Winter. „Er war in seiner Zeit einer der angesagtesten Komponisten, ist danach aber langsam in Vergessenheit geraten“, sagt Herrmann. Winters Werk erzählt die Geschichte des Bildhauers Pygmalion, der sich unsterblich in eine von ihm geschaffene Marmorstatue verliebt, die später von der Göttin Venus zum Leben erweckt wird, so dass einem Happy End nichts im Wege steht. Ausführende sind unter der Leitung von Timo Jouko Herrmann das Ensemble Operone und ein Chor sowie die Solisten Joshua Whitener (Tenor) als Pygmalion, Miriam Burkhardt (Sopran) in der Rolle der belebten Statue und Diana Tomsche (Sopran), die die Partie der Venus singt. Das Konzert findet in Kooperation mit der Gesellschaft für Musikgeschichte in Baden-Württemberg (GMG) statt, die es in ihrer Reihe „Musikschätze aus Baden-Württemberg“ präsentiert.
Mit einem Vortrag über Ovids Metamorphosen in der Musik bietet Timo Jouko Herrmann am Donnerstag, 29. September, 20 Uhr, in der Astoria-Halle einen Überblick über den großen Einfluss von Ovids Werk auf Komponisten von der Barockzeit bis in die Moderne. Ausgewählte Musikbeispiele und Projektionen historischer Druckgrafiken aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, die der Walldorfer Sammler Siegfried Tuengerthal zur Verfügung stellt, umrahmen den Vortrag.
„Von den Wandlungen der Liebe“ heißt es am Donnerstag, 6. Oktober, 20 Uhr, in der Astoria-Halle. An einem Abend mit barocker Musik erklingen Werke von Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel, die sich um Amors Ränkespiele drehen, darunter Bachs einzige italienische Continuo-Kantate „Amore traditore“. Matthias Lucht (Altus) begibt sich zusammen mit Isolde Winter (Viola da gamba und Barockcello) und Jürgen Banholzer (Cembalo) auf eine musikalische Achterbahnfahrt der Gefühle, die vom süßen Schmerz der Liebe bis hin zur rasenden Verzweiflung reicht.
Das Abschlusskonzert am Sonntag, 9. Oktober, 18 Uhr, in der Astoria-Halle gestaltet die in Wiesloch lebende Katharina O. Brand unter dem Titel „Klangmetamorphosen“ unter anderem mit Werken von Ludwig van Beethoven, Carl Philipp Emanuel Bach und dem österreichischen Komponisten Bernhard Lang. Die Spezialistin für historische Hammerflügel wird das klangliche Spannungsfeld zwischen dem Nachbau eines Instruments, das ungefähr aufs Jahr 1800 datiert wird, und dem modernen Konzertflügel in der Astoria-Halle ausloten. „Das wird sehr spannend, das nebeneinander zu hören“, verspricht Timo Jouko Herrmann.
Vorverkaufsstart für die Walldorfer Musiktage wird laut Heike Käller, Fachdienstleiterin Kultur und Sport, am 1. September sein. Karten zum Preis von 15 Euro (ermäßigt 12 Euro) sind dann in der Buchhandlung Dörner und an der Rathaus-Pforte erhältlich. Am Eröffnungsabend und beim Vortrag ist der Eintritt jeweils frei.