17.04.2023, Kultur & Freizeit

Partyhit reiht sich an Partyhit

Sorgen für gute Laune im Publikum: "Bandsalat" mit Partymusik aus den achtziger Jahren.
Foto: Stadt Walldorf

Swingin‘ WiWa: „Bandsalat“ sorgen für Stimmung im Spargelzelt

„Die Tanzfläche fehlt“, lautet ein wichtiger Kritikpunkt, während „Bandsalat“ die Stimmung im Spargelzelt immer mehr anheizen. Tatsächlich hat die Gruppe bei ihrem Auftritt auf dem Straußenhof im Rahmen des Musikfestivals Swingin‘ WiWa ihre schwierigste Aufgabe scheinbar leicht gelöst: Das Publikum, das es sich anfangs an den Tischen bei leckeren Spargelgerichten gemütlich gemacht hat, steht zu großen Teilen in den jetzt zu engen Gängen und geht begeistert mit, klatscht, singt und tanzt, soweit es der Platz eben zulässt. „Bandsalat“ haben vorab versprochen, „die achtziger Jahre als Partyhit-Dekade zum Leben“ zu erwecken – und lösen dieses Versprechen ebenso mühelos wie stimmungsvoll ein.

Andreas Ehresmann (Gesang), Glenn Müller (Gitarre, Gesang), Henry Mittnacht (Gitarre, Gesang), Rudi Ille (Schlagzeug), Sabine Kröger (Keyboard, Gesang), Tina Träutlein (Gesang) und Tom Neu (Bass), durch die Beteiligung an den verschiedensten Bands von „Mind da Gap“ bis „Breeze“ allesamt keine Unbekannten in der Region, haben sich kurz vor der Corona-Pandemie zusammengefunden, hießen erst „Kassettenkinder“ und fangen jetzt langsam an, sich als „Bandsalat“ einen Namen zu machen – den Humor, der sich dahinter verbirgt, kann man so gut finden wie ihre Musik. Und den in der hier gefeierten Epoche oft benötigten Bleistift, um das verwickelte Magnetband der Hörkassette wieder aufzuspulen, braucht es nicht. Denn die Musiker schaffen den Spagat, die überwiegend poppigen Nummern aus dem Achtziger-Jahre-Repertoire in knackigen Live-Versionen zu präsentieren, die auch dann Spaß machen, wenn man das Original vielleicht als eher seicht oder zu Synthesizer-lastig im Ohr hat.

So eröffnet beispielsweise Nik Kershaws „Wouldn’t it be good“ den zweiten Set des Abends nicht weniger dynamisch als die folgende Blondie-Nummer „Call me“. Ein Disco-Hit wie Donna Summers „She works hard for the Money“ gibt Schlagzeuger Rudi Ille Raum für ein kurzes, aber mitreißendes Solo. Und schon früh am Abend, bei Tina Turners „The Best“, wird zwischen den Tischen dezent getanzt. Ohnehin scheint der Stimmungspegel von Lied zu Lied zu steigen, ganz egal, ob Schmusesongs wie Cutting Crews „I just died in your Arms tonight“, womöglich heute nicht mehr gar so Bekanntes wie Fridas „I know there’s something going on“ oder auch Deutschsprachiges wie Klaus Lages „1000 und 1 Nacht (Zoom“) gespielt werden.

Hoch anzurechnen ist der Band, dass sie bei aller Massenkompatibilität ihres Programms auch Stücke ausgegraben hat, die nur selten live von Cover-Bands zu hören sind. „Kayleigh“, 1985 ein Nummer-zwei-Hit für Marillion, ist so ein sympathisches Highlight. Sänger Andreas Ehresmann, der mit humorvollen Ansagen nicht spart, weist ganz ernsthaft darauf, dass er seine (beim Konzert anwesende) Tochter nach dem Song benannt hat und ihm dieser besonders viel bedeutet. Vielleicht geben sich die Kollegen deshalb besonders viel Mühe und spielen die Nummer perfekt auf den Punkt. Und Henry Mittnacht lässt das grandiose Gitarren-Solo in der Mitte, an dem sich schon mancher Kollege verhoben hat, so magisch wie im Original funkeln. „Bandsalat“ wären nicht „Bandsalat“ würden sie nicht direkt im Anschluss mit „Total Eclipse of the Heart“ aus der Feder von Meat-Loaf-Intimus Jim Steinman, 1982 eine US-Nummer-eins für Bonnie Tyler, einen Schmachtfetzen auf ihre Zuhörer loslassen, der zeigt, dass wohl in keiner anderen Dekade als den Achtzigern der Grat zwischen Kunst und Kitsch schmaler gewesen ist. Aber: Tina Träutlein singt die pompöse Ballade auch ohne Reibeisenstimme klasse, das Publikum geht mit. Insgesamt gilt: gutes Konzert einer vielversprechenden Band, von der noch zu hören sein wird.

Info: Weitere Swingin‘-WiWa-Konzerte in Walldorf: Samstag, 22. April, 20.30 Uhr, Dreimannquartett, Marktstube Steinmann. Donnerstag, 27. April, 20.30 Uhr, Tres Hombres, Schlupfloch. Sonntag, 30. April, 21 Uhr, K.J. Dallaway & Friends, Mint Dine & Bar. Donnerstag, 4. Mai, 20 Uhr, Acoustik Soul, Mint Dine & Bar. Freitag, 5. Mai, 19 Uhr, Cool Breeze, Rathaus. Samstag, 6. Mai, 20.30 Uhr, Nyng Kothe, Ninas Lifestyle & Coffee.