26.04.2023, Kultur & Freizeit

„Unsere Kooperation war und ist unverzichtbar“

Trafen sich beim Festakt zu 50 Jahre Rhein-Neckar-Kreis in Wiesloch: (von links): Bürgermeister Matthias Renschler, Bürgermeister Thomas Glasbrenner (Dielheim), Oberbürgermeister Dirk Elkemann (Wiesloch), Landrat Stefan Dallinger, Bürgermeister Jens Spanberger (Mühlhausen), Bürgermeister Hakan Günes (Sandhausen) und Bürgermeister Joachim Förster (Nußloch). Foto: Helmut Pfeifer

Großer Festakt im Palatin mit 700 Gästen

Mit einem unterhaltsamen und kurzweiligen Programm feierte der Rhein-Neckar-Kreis am Samstagabend mit rund 700 geladenen Gästen im Palatin in Wiesloch sein 50-jähriges Bestehen. Der Kabarettist Arnim Töpel führte durch den Abend. Die Moderation war damit in beste Hände gelegt. Oder eher: den besten Mund. Denn Arnim Töpel, der in Walldorf aufgewachsen ist, versteht es wohl wie kein Zweiter dem Lebens- und vor allem Sprachgefühl der Bewohnerinnen und Bewohner des Rhein-Neckar-Kreises Ausdruck zu verleihen. „Ich habe die ausdrückliche Anweisung vom Landkreis, nicht mit Mundart geizen", warnte Töpel zu Beginn. Der Applaus des Publikums begrüßte deutlich hörbar diese Entscheidung. Töpel vergewisserte sich im Laufe der Veranstaltung trotzdem, ob „alle auch alles verstanden haben“. Ein kollektives „Hajo“ gab ihm Bestätigung.

Töpel sei „ein Garant für gute Unterhaltung“, fand auch Dirk Elkemann, Oberbürgermeister von Wiesloch und einer von vier Rednern. Elkemann betonte den Zusammenhalt der 54 Kommunen im Rhein-Neckar-Kreis, der „interessant, schön, innovativ und zukunftsorientiert sei“. Die Bewältigung der Krisen der jüngeren Vergangenheit hätten bewiesen, dass „gesellschaftlicher Zusammenhalt unser höchstes Gut ist“. Die Bewältigung der Klimakrise habe im Kreis und den Kommunen einen hohen Stellenwert, so Elkemann weiter, der als Beispiel das Konzept „Radverkehr“ nannte. Außerdem verfolge der Mobilitätspakt Walldorf/Wiesloch, der 2018 gestartet wurde, das Ziel, gemeinsam mit dem Rhein-Neckar-Kreis als Partner an integrierten und nachhaltigen Lösungen für die Verkehrsprobleme vor Ort zu arbeiten.Er habe als „Neigschmeckter“ eine „wunderbare neue Heimat“ gefunden. Der Rhein-Neckar-Kreis, die Städte und Kommunen bildeten „ein gesundes und stabiles Gefüge“, wo man Arbeit, Infrastruktur, Sport, Kultur und Erholung finden könne, so Elkemann abschließend.

Dafür braucht es natürlich viel Geld, zum Beispiel aus der Kreisumlage, die laut Arnim Töpel nach dem Prinzip „Derf ich mol von deinem Weck beise“ funktioniert. Dass Walldorf einen nicht unerheblichen Anteil an der besagten Kreisumlage hat, wurde nicht verschwiegen. Und auch, dass sich Nachbarstädte in der Vergangenheit nicht immer ganz grün waren, wurde am Beispiel von Walldorf und Wiesloch von Töpel thematisiert. Franz Schaidhammer und Heinz Merklinger hätten während ihrer Amtszeit viel zur Annäherung der beiden Städte beigetragen.

Erwähnter Franz Schaidhammer sprach als Kreisrat stellvertretend für seine 100 Kolleginnen und Kollegen im Kreistag die Grußworte. „Wir gehen respektvoll und wertschätzend miteinander um, obwohl im Kreistag sieben Fraktionen vertreten sind.“ Der Kreis habe sich in den letzten 50 Jahren „hervorragend entwickelt“. Und das, so Franz Schaidhammer, komme allen Kreiseinwohnern zugute.

Natürlich durfte im Reigen der Redner auch der „Chef“ des Landratsamts nicht fehlen. Landrat Stefan Dallinger, der laut Arnim Töpel auch „von do“ ist, ging auf die Gründung des Kreises vor 50 Jahren ein und zog ein positives Fazit: Das Erreichte könne sich wirklich sehen lassen. Die damalige Reform der Landkreise habe eine nachhaltige Entwicklung ermöglicht. Dallinger, der zahlreiche Vertreter der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik begrüßte, nannte die Abfallproblematik, die Schulen, die Krankenhausversorgung und soziale Initiativen als Kernthemen der vergangenen Jahrzehnte im Kreis. Dallinger dankte seinen Vorgängern im Amt, darunter Dr. Jürgen Schütz, der ebenfalls anwesend war und 24 Jahre lang die Geschicke des Kreises gelenkt hatte. Sein Dank galt auch den Fraktionen im Kreistag und den Vertretern der 54 Kreis-Kommunen. „Unsere Kooperation war und ist unverzichtbar.“ Nicht zuletzt dankte der Landrat seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. „Wir sind ein Dienstleistungsbetreib und unsere Mannschaft macht es großartig.“ Der Rhein-Neckar-Kreis stehe auf einem stabilen Fundament, um „den unterschiedlichsten Herausforderungen aus Ökologie, Ökonomie, Bildung, sozialen Anliegen, Mobilität, Integration sowie Gesundheit und Alter auch in Zukunft zu begegnen“.

Mit Dr. Eike Wenzel hatte man einen renommierten Zukunftsforscher für den Festakt gewonnen, der in seinem unterhaltsamen wie informativen Vortrag einen Blick auf zukünftige Entwicklungen warf, aber auch deutlich machte: „Wir machen keine Kaffeesatzleserei.“ Vielmehr analysiert Wenzel sogenannte Megatrends, die als wichtige Veränderungsbeschleuniger gelten. Wie wird die Welt in den nächsten Jahren aussehen? „Wir müssen in Technologien investieren, auch in KI“, griff Wenzel ein aktuell viel diskutiertes Thema auf. Man solle Künstlicher Intelligenz gegenüber aufgeschlossen sein. Dafür brauche es aber auch gemeinsame Werte, „dann wissen wir, was die Vision ist und wo wir hinwollen“.

Einen unterhaltsamen Rahmen gab der Veranstaltung nicht nur Arnim Töpel, sondern auch das Rhein-Neckar Jazz Orchester, das unter der Leitung von Jochen Welsch musikalisch auf höchstem Niveau agierte. Mit schmissigen Nummern wie „Sir Duke“ oder „Go out“ sorgte es für die passende musikalische Note des Festakts.

Bevor das Rhein-Neckar Jazz-Orchester den musikalischen Schlusspunkt setzte, gab es noch eine Überraschung: Dafür rief Arnim Töpel zwei Azubis der Straßenmeisterei sowie den Betriebsdienstleiter der Straßenmeistereien im Rhein-Neckar-Kreis, Matthias Knörzer, auf die Bühne, die einen verhüllten Gegenstand nach vorne schoben. Bevor das Geheimnis darunter gelüftet wurde, heizte Töpel die Stimmung und Vorfreude im Saal noch einmal an, indem er das Publikum aufgeteilt in Männer und Frauen einen Kanon auf die Melodie von „Frère Jacques“ singen ließ: „Jubiläum – fuchzisch Joa, welch ein Grund zum Feiern! Alla Hopp.“

Landrat Stefan Dallinger bat anschließend die Fraktionsvorsitzenden des Kreistags auf die Bühne, um gemeinsam den verhüllenden Stoff herunterzuziehen. Darunter verbarg sich ein Willkommensschild, von dem künftig 70 Exemplare die „Kreisgrenzen“ zieren sollen. Vielfach sei in der Vergangenheit von Bürgerinnen und Bürgern der Wunsch nach solch einer Beschilderung an den Kreis herangetragen worden, wie es in anderen Landkreisen bereits üblich sei, erklärte Dallinger dazu. Nun wurde der Wunsch zum Jubiläum erfüllt.