09.02.2023, Kultur & Freizeit

Vergnüglicher Konzertabend mit Mozart und mehr

Zum Auftakt der Kozerte der Stadt Walldorf widmeten sich die Ladystrings der Musik von Wolfgang Amadé Mozart und seinen Zeitgenossen.
Foto: Pfeifer

„Wolfgang Amadé – eine kleine Mozart-Revue“ mit dem „Ladystrings“-Quartett

Einen beglückenden musikalischen Kunstgenuss bescherte das erste Konzert der Stadt Walldorf in diesem Jahr dem zahlreich erschienenen Publikum in der Laurentiuskapelle. Timo Jouko Herrmann, Musikbeauftragter der Stadt, war es gelungen, das Quartett „Ladystrings“, bestehend aus Charlotte Balle (Violine), Lisa Barry (Violine), Dorothea Galler (Viola) und Maria Friedrich (Violoncello), für die beliebte Konzertreihe zu gewinnen. Zum ersten Mal seit Januar 2019 konnte ein Konzert der Reihe wieder in der heimeligen und intimen Atmosphäre der Laurentiuskapelle stattfinden. Unter dem Titel „Wolfgang Amadé – eine kleine Mozart-Revue“ fanden sich natürlich Kompositionen von Mozart, aber auch Musik von Zeitgenossen, traditionelle Musik aus Ländern, die Mozart faszinierten, und Musik, die Mozart zum Thema hat.

Klassische Musik kontrastierte mit ganz verschiedenen Elementen, von Josef Haydn bis Michael Jackson, von der Klassik hin zur Moderne und zum Crossover. Die Musikerinnen brachten all das thematisch problemlos unter einen Hut, dank ihrer humorvollen und bühnenpräsenten Moderation. Nicht nur Musikstile wurden hier kombiniert, sondern auch Kleidungsstile. Die Damen trugen wunderschöne Oberteile nach der Mode des ausgehenden 18. Jahrhunderts, an die ein halblanger, feiner und durchsichtiger Rock anschloss, der an einen Gehrock erinnerte. Dazu trugen sie schwarze Leggings und hochhackige glitzernde Sandalen. Schnell wurde klar, dass die vier Musikerinnen ein bestens eingespieltes Team sind. Seit 2009 stehen sie mit ihren „inszenierten Konzerten“ gemeinsam auf der Bühne und sind deutschland- und weltweit unterwegs.

Augenblicklich zogen sie das Publikum in der Laurentiuskapelle in ihren Bann, das sich von den sprühenden geistreichen Ideen und originellen Einfällen der Damen sowie der hohen Qualität der musikalischen Darbietungen begeistern ließ. Hier war zurücklehnen und genießen angesagt. Die gute Laune des Quartetts war einfach ansteckend. Immer wieder wurde herzhaft gelacht oder geschmunzelt. Das Programm eröffnete schwungvoll Mozarts Presto aus dem Divertimento D-Dur KV 136. Mozart sei wie ein ganzes Universum, dessen Strahlen durch die Jahrhunderte leuchten und bis heute Spuren hinterlassen haben, erklärte Charlotte Balle. Einer dieser Sterne war Felix Mendelssohn Bartholdy, der auch der Mozart Hamburgs genannt wurde. Wobei man nie genau wusste, wer diese spritzige und überschäumende Musik geschrieben hat, Felix oder seine Schwester Fanny, deren Werke oft unter dem Namen ihres Bruders veröffentlicht wurden. Hier fand sich wieder ein Anknüpfungspunkt zu Mozart, denn das war bei ihm und seiner Schwester Nannerl genauso. Frauen durften damals allerdings nicht komponieren. Wunderbar erklang nun Mendelssohns Capriccio e-Moll, op. 81. Mit spürbarer Musizierfreude ließen die vier Musikerinnen das verträumt-melancholische Andante und das virtuose wirbelnde Allegro fugato erklingen.

Ganz andere Klänge folgten mit Michael Jacksons „Billie Jean“ in einem Arrangement von Andreas Kowalewitz. Die Streichinstrumente wurde teilweise perkussiv eingesetzt, die Bögen auf die Saiten geschlagen, während ein Instrument die Melodie spielte, was ziemlich apart klang und auch Anklang beim Publikum fand. Michael Jackson ist zwar sehr weit von Mozart entfernt, doch die Ladies fanden auch hier eine Gemeinsamkeit. Es waren die Väter, die ihre Söhne mitleidlos gefördert, gefordert und vermarktet hatten. Zudem waren beide gute Tänzer gewesen. Bestimmt hatte Mozart auch zu einer Tarantella getanzt und schon gab es einen Verknüpfungspunkt zu Erwin Schulhoffs „Alla Tarantella“.  Mit dem tschechischen Komponisten gelang dem Ladystrings-Quartett ein beeindruckender Ausflug in die zeitgenössische klassische Musik. Feurig, leidenschaftlich und ungemein virtuos ließen sie diese furiose und rhythmische Musik lebendig werden.

Zur Beruhigung nach dem wilden Tanz gab es anschließend das reizende Andante cantabile aus Mozarts Quartett C-Dur KV 465. Das Zusammenspiel der vier Musikerinnen erwies sich stets als ungemein ausgewogen und transparent. Hier saß jeder Akzent, jede spieltechnische Finesse. Alle vier spielten mit Herzblut und Enthusiasmus und erfreuten nicht nur die Zuhörer, sondern hatten auch selbst ganz offensichtlich viel Spaß dabei. Mozarts Leben war geprägt von vielen Gegensätzen, erläuterte Lisa Barry. Heiterkeit und Traurigkeit, Lebensfreude und Todesangst, Naivität und großes Einfühlungsvermögen standen sich gegenüber. Je schlechter es ihm ging, desto heiterer waren seine Einfälle. Besonders gut ging es ihm, wenn er tanzen konnte. Der leidenschaftlichste und „wolllüstigste“ Tanz seiner Zeit war der Fandango, der allerdings verpönt und am Hof verboten war. Das hatte Mozart aber nicht davon abgehalten einen Fandango in seinen „Figaro“ einzubauen. Überhaupt war ihm eindeutig Zweideutiges am liebsten und so passte auch Ángel Villoldos „El Chochlo“ (Der Maiskolben) wunderbar ins Programm.

Auch die Verbindung von Mozart zu einem irischen Reel wussten die Musikerinnen herzustellen. Diesmal mussten das Bier, das Mozart gerne trank, und die Vorfahren von Lisa Berry herhalten. Mit Haydn, Dittersdorf und Wanhal spielte Mozart Quartett. Grund genug um das Presto e scherzando aus dem Quartett D-Dur, op. 20 von Joseph Haydn unterzubringen. Mozart interessierte sich für fremde Länder und reiste viel. Auch seine Musik kam viel herum und schaffte es bis Georgien. So bekam das Publikum Sulchan Zinzadses furioses mit vielen Pizzicati ausgeschmücktes „Indi Mindi“ aus seinen Miniaturen für Streichquartett zu hören. Seine Musik ist von georgischen Volksliedern beeinflusst und erinnerte an Bartók. Mozart wird gnadenlos vermarktet mit Mozartkugeln, Tassen, Schirme, Socken und mehr. Es zeigt, dass er als Idol und Legende überlebt hat. Das bot die perfekte Überleitung zu Gloria Gaynors „I will survive“ in der mozartesken Bearbeitung von Francis Rainey.

Mit dem „Rondo alla Turca“ und „Eine kleine Nachtmusik“ schuf Mozart Welthits der Klassik. Die wurden hier allerdings nicht im Original präsentiert, sondern als Bearbeitungen. In Francis Raineys „Rondo alla Turca“ blitzten immer wieder einzelne Themen von Mozarts Komposition auf, es gab aber auch seltsam sphärische Klänge sowie schunkelnde Passagen im Dreivierteltakt zu entdecken. Mit Wolfgang Schröders „Eine kleine Lachmusik“ begeisterten die Damen das Publikum restlos. Von Volks- und Kinderliedern über bayerischen Schuhplattler, Beethovens Fünfte Sinfonie, Strauss‘ Radetzky-Marsch, Haydns „Sinfonie mit Paukenschlag“ bis hin zu Smetanas „Moldau“ gab es hier zur Freude des Publikums allerhand zu entdecken. Zuvor rockte das Quartett die Laurentiuskapelle regelrecht mit Falcos „Rock me Amadeus“, wobei die Damen den Text zuvor erst als Rap sprachen. Eine gute Gelegenheit, den Kreis von der Vergangenheit zur Gegenwart schließen zu können.

Mit Bravo-Rufen und begeistertem Applaus bedankten sich die Zuhörer für diesen vergnüglichen musikalischen Abend. Ohne Zugabe ließen sie die Musikerinnen nicht ziehen und so gab es „Mr. Sandman“, diesmal ganz ohne Mozart-Bezug, als Betthupferl mit auf den Nachhauseweg.

Carmen Diemer-Stachel