06.08.2025, Startseite

„Wege aufzeigen, die Kunst leisten kann“

Herzlich willkommen in Walldorf: (v.li.) Heike Käller (Fachdienst Kultur und Sport), die neue städtische Kunstbeauftragte Dr. Kristina Hoge und Bürgermeister Matthias Renschler. Foto: Stadt Walldorf

Walldorfs neue Kunstbeauftragte Dr. Kristina Hoge bereitet ihre erste Ausstellung vor

„Meiner Ansicht nach darf Kunst alles“, sagt Dr. Kristina Hoge. Die neue Kunstbeauftragte der Stadt Walldorf offenbart im Pressegespräch, in dem sie sich der Öffentlichkeit vorstellt, einen entspannten Ansatz: Kunst dürfe „auch mal nicht gefallen“, sie dürfe aber genauso gut ästhetisch sein, „gerade wenn man mit ihr lebt“. Kunst hat, so die promovierte Kunsthistorikerin, „eine verbindende Funktion und eine Funktion, die Begegnungen ermöglicht“. Das könne zum Gespräch über das jeweilige Werk anregen, in dem man natürlich unterschiedlicher Meinung sein dürfe. „Jedes Gespräch ist gut und sinnvoll“, sagt Kristina Hoge. Sie tritt ihr Amt nach eigenen Worten nicht mit dem Ziel an, ihm „einen Stempel aufzudrücken“. Sondern: „Ich möchte alle Wege aufzeigen, die Kunst leisten kann.“ Bürgermeister Matthias Renschler heißt sie willkommen in Walldorf und freut sich auf die erste von ihr kuratierte Ausstellung, deren Vernissage für 20. November im Rathaus geplant ist.

„Es gibt ja ein Erbe und einen sehr großen Bestand“, sagt Dr. Hoge mit Blick auf ihren Vorgänger Hartmuth Schweizer, der dreißig Jahre lang bis zu seinem freiwilligen Abschied als städtischer Kunstbeauftragter gewirkt hat und dafür vor Kurzem mit der Bürgermedaille in Silber geehrt wurde. In dieser Zeit seien viele Ankäufe getätigt und eine große Kunstsammlung aufgebaut worden. „Was machen wir damit?“, fragt Kristina Hoge, um gleich selbst die Antwort zu geben: Sie möchte zum Auftakt mit ihrer ersten Ausstellung in Walldorf „ins Volle eintauchen“, mit ausgewählten Werken aus der Sammlung den „Status quo“ (so auch der Arbeitstitel der Ausstellung) zeigen, darauf aufbauend aber auch „Auseinandersetzungen mit dem Vorhandenen entwickeln“ – etwa Künstler erneut nach Walldorf einladen, um ihre Entwicklung aufzuzeigen. Nach einer ersten Bestandsaufnahme hat sie festgestellt: „Es ist vieles geboten“, auch vieles Unterschiedliche, das sich in der ersten Ausstellung gut in Gruppierungen, aber auch Kontrastierungen zeigen lasse.

Die gebürtige Heidelbergerin, Jahrgang 1972, hat an der Ruprecht-Karls-Universität Kunstgeschichte und Geschichte studiert und unter dem Titel „Selbstbildnisse im Angesicht der Bedrohung durch den Nationalsozialismus“ über ein Thema aus der klassischen Moderne promoviert. Und das, so sagt sie mit einem Schmunzeln, obwohl ihr Doktorvater die These vertreten habe: „Kunst nach 1950 gibt es nicht.“ Wie um das zu widerlegen, ist Kristina Hoge seit 2007 Inhaberin der Galerie p13 für zeitgenössische Kunst in Heidelberg, daneben unter anderem Dozentin an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und an der Pop-Akademie in Mannheim. Sie hat für verschiedene Kultureinrichtungen und Sammlungen gearbeitet, unter anderem für die Sammlung Prinzhorn, das Kurpfälzische Museum oder das Historische Museum der Pfalz, und ist vielfältig ehrenamtlich engagiert, so unter anderem als Beiratsmitglied im Skulpturenpark Heidelberg. „Ich bin auf dem Kunstmarkt gut vernetzt und kenne die Kunstszene vor Ort“, sagt sie und meint damit nicht nur die Metropolregion, sondern etwa  auch Städte wie Stuttgart und Karlsruhe. Sie beobachte, „was an den Akademien geschieht“, und speziell „mit junger Kunst umzugehen“, habe ihr immer viel Freude bereitet.

Ihre Aufgabe in Walldorf sieht Kristina Hoge auch vor dem Hintergrund, dass Kunst gesellschaftlich wirken könne. „Kunst muss nicht abgehoben sein, sie darf eintauchen in die Bevölkerung.“ Und: „Sie freut sich, wenn sie wahrgenommen wird.“ Das gelte gerade auch für Orte, die nicht – wie etwa ein Museum – dafür vorgesehen seien, also beispielsweise bei Kunst im öffentlichen Raum. Auch hier gebe es in Walldorf bereits einiges, das Dr. Hoge gerne „im Bewusstsein sichtbarer machen“ möchte, etwa mit einer Art Wegweiser zu den Kunstwerken an den verschiedenen Punkten in der Innenstadt. Ein Flyer oder Ähnliches könne Menschen ansprechen, die „Lust haben, einen Kunstspaziergang zu machen“. Und mit dem Übergang des Amts auf ihre Person sei vielleicht auch bei der Kunst im öffentlichen Raum der richtige Zeitpunkt für eine Bestandsaufnahme gekommen: „Was ist schon da? Wo fehlt vielleicht noch ein Standort?“