17.04.2024, Startseite

Wie der Storch in Walldorf wieder angesiedelt wurde

Die drei Horste auf der Storchenwiese sind aktuell belegt. Wie die Störche wieder nach Walldorf kamen, berichtete Günter Keim jetzt bei einem Besuch bei dem Bürgermeister.
Foto: Stadt Walldorf

Günter Keim war von Anfang an dabei

Eine Stadt, die sich den Storch regelrecht auf die Fahnen geschrieben hat, aber die der Storch gar nicht mehr bewohnt? Eigentlich unvorstellbar, aber in Walldorf war das für einige Jahrzehnte Realität. Ende der 1960er Jahre verortet Günter Keim zeitlich die letzten Störche in Walldorf, als er bei seinem Besuch im Rathaus ausgiebig mit Bürgermeister Matthias Renschler über die Wiederansiedlung der Tiere in den 2000ern spricht. Günter Keim spielte dabei nämlich eine große Rolle.

Dem damaligen Bürgermeister Heinz Merklinger sei es ein großes Anliegen gewesen, die Störche wieder nach Walldorf zu locken. Auslöser sei der Bruch des Hardbachgrabens Anfang der 2000er gewesen, der eine temporäre Seebildung auf der Wiese im Röhricht zur Folge hatte und zahlreiche Vögel, darunter drei Störche, angelockt hatte. Günter Keim, schon damals und mittlerweile seit über vierzig Jahren im Nabu Walldorf-Sandhausen aktiv, wurde als Vogelwart beim Projekt Wiederansiedlung der Störche um Hilfe gefragt und bot diese auch gerne an. Die Herausforderung sei gewesen, das richtige Lockmittel zu finden, um dem Storch das Ansiedeln in Walldorf wieder schmackhaft zu machen.

Man habe 2007 zuerst auf der Wiese im Röhricht einen Mast mit Horst aufgestellt, aber das alleine habe nicht gewirkt. Also habe man Teiche ausgehoben und in Zusammenarbeit mit der Vogelwarte in Radolfzell habe man dann eine Voliere mit zwei Lockstörchen auf dem Gelände aufgestellt. „Ich habe mich um sie gekümmert und sie gefüttert“, schildert Günter Keim seine Mithilfe bei der Aktion. Das habe dann die erwünschte Wirkung gezeigt: Zuerst habe sich ein männlicher Storch dort niedergelassen, wenig später sei ein Weibchen gefolgt. Es habe aber auch Hindernisse gegeben: „Wir haben die Störche mit toten Küken gefüttert. Das hat dann auch Krähen angelockt, die sich das Futter geschnappt und an anderer Stelle damit einen Vorrat angelegt haben. Da habe ich mir gedacht: So schlau bin ich auch und habe mir die Küken dann wieder zurückgeholt“, schildert Keim lachend seine Erlebnisse auf der Storchenwiese.

Als das erste Storchenpaar Nachwuchs bekommen hatte, habe der männliche Storch die Küken als Futter verschmäht. „Die habe ich dann klein geschnitten, damit er seine Jungen damit füttern kann“, so Keim. Das habe dann auch funktioniert. Um noch mehr Störche anzulocken, habe man sich entschlossen, noch mehr Horste aufzustellen. Denn nur ein zweiter wäre nicht gut gewesen, da es das Revierverhalten der Vögel begünstigt hätte. „Das ist alles hochinteressant“, freut sich Bürgermeister Matthias Renschler über die Ausführungen von Günter Keim. Er sei ja selbst nicht in Walldorf aufgewachsen und finde solche Geschichten daher sehr spannend, so der Bürgermeister, der in dem Gespräch außerdem seinen Wunsch zum Ausdruck bringt, dass die Walldorfer Geschichte in der Öffentlichkeit mehr Aufmerksamkeit erhält.

Geschichten hat Günter Keim jedenfalls viele parat. Auch über die Beringung des ersten seit Jahrzehnten in Walldorf geborenen Storchs, der auf den Namen „Astoria“ getauft wurde, hat er bei seinem Besuch im Rathaus einiges zu erzählen. „Das hat im ersten Versuch nicht geklappt, aber mit Tricks und Futter haben wir es dann hinbekommen“, so Keim. Inzwischen kann er stolz auf die Entwicklung auf der Storchenwiese schauen. Wie man eigentlich auf ihn gekommen sei, um bei der Wiederansiedlung der Störche in Walldorf zu helfen, will Matthias Renschler von Günter Keim wissen. „Ich war ja damals schon beim Nabu und das wusste der damalige Förster Gunter Glasbrenner“, erklärt Keim.

Aktuell werden die drei Horste auf den Holzpfählen auf der Storchenwiese übrigens durch Metallpfähle ersetzt, da diese robuster seien. Das gebe es inzwischen schon häufiger, signalisiert der Storchenexperte seine Zustimmung zu der Aktion. Bei den Störchen schaue er immer noch gerne vorbei, nur eben nicht mehr so häufig wie früher. Um die Zukunft der Störche in Walldorf müsse er sich jedenfalls keine Sorgen mehr machen.