16.12.2025, Startseite

„Wir handeln für das Wohl Walldorfs“

Bürgermeister Matthias Renschler (re.) steht Armin Rößler, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit, Rede und Antwort beim Jahresabschluss-Interview. Foto: Stadt Walldorf

Bürgermeister Matthias Renschler blickt im Interview auf 2025 zurück

Herr Renschler, Weihnachten steht vor der Tür. Was wünscht sich der Walldorfer Bürgermeister für das kommende Jahr?
Matthias Renschler: Ich wünsche mir, dass der gute Zusammenhalt in Walldorf gewahrt bleibt. Wir sind als Stadt auf einem guten Weg, den wir gemeinsam fortsetzen wollen.

Welche Ihrer Wünsche wurden im zu Ende gehenden Jahr erfüllt?
Besonders zufrieden bin ich, dass unsere größeren Baumaßnahmen gut laufen und wir gerade mit dem Pflegeheim und dem Feuerwehrhaus gut vorankommen. Für die Daseinsvorsorge ist es wichtig, dass das Pflegeheim bald in Betrieb gehen kann. Sehr gut gefallen hat mir, dass unsere internationalen Freundschaften dieses Jahr sehr intensiv mit Leben gefüllt wurden – unter anderem beim 40. Geburtstag der Partnerschaft mit Saint-Max, aber auch beim Besuch der großen Gruppe aus Freeport zur Kerwe.

Und in welchen Bereichen sind Sie noch nicht wunschlos glücklich?
Wir als Stadtverwaltung müssen uns in der inneren Organisation und internen Kommunikation weiterentwickeln. Wir stellen uns damit zeitgemäßer auf, rüsten uns für die Herausforderungen der kommenden Jahre. Das steigert die Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Vielleicht muss man dafür auch eingefahrene Strukturen verändern.

Schauen wir konkret aufs Jahr 2025 und beginnen mit den großen Bauvorhaben: Wie geht es mit der Erweiterung und Sanierung von Wald- und Sambugaschule voran?
Dieses Projekt schreitet mit großen Schritten voran. Wir werden zum Schuljahr 2026/27 den Schulbetrieb in den neuen und den sanierten Räumen aufnehmen können. Die Außenanlagen brauchen noch ein bisschen mehr Zeit, aber wichtig ist, dass die Mensa in Betrieb geht, die Schulräume zur Verfügung stehen und die Waldschule gestärkt aus dieser Baumaßnahme hervorgeht. Für Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie Anwohnerinnen und Anwohner war das sicher eine sehr anstrengende Zeit.

Wie ist der aktuelle Stand bei den Wohnbauprojekten in der Heidelberger-/Hebelstraße und in der Wieslocher Straße?
Die neuen Wohnungen in der Heidelberger-/Hebelstraße werden 2026 fertiggestellt und können dann bezogen werden, wenn alles planmäßig verläuft. Die vier Häuser in der Wieslocher Straße brauchen natürlich noch ihre Zeit. Ich gehe davon aus, dass sie spätestens im ersten Halbjahr 2028 bezugsfertig sein werden.

Für die kommenden Neubauprojekte eines Pflegeheims und eines neuen Feuerwehrhauses sind die Standorte gefunden und die Planungsleistungen vergeben. Wann rechnen Sie jeweils mit dem symbolischen Spatenstich?
Der Spatenstich für das Pflegeheim wird im ersten Halbjahr 2026 stattfinden. Und wenn alles wie geplant läuft, folgt das Feuerwehrhaus 2027.

Gebaut werden soll 2026 auch im Tierpark. Wie will die Stadt die beliebte Freizeiteinrichtung noch attraktiver machen?
Wir haben für diese Überlegungen einen Arbeitskreis Tierpark und wir sind in enger Abstimmung mit dem Verein Freunde und Förderer des Tierparks, seit die Stadt den Betrieb 2019 übernommen hat. Der erste Schritt soll nun das neue Betriebsgebäude sein, um den Kollegen ein besseres Arbeitsumfeld zu bieten. Vorgesehen ist darin auch eine Tierparkschule für die pädagogische Arbeit. Spatenstich wird ebenfalls 2026 sein. Das Gesamtprojekt ist auf zehn Jahre angelegt, es wird zu Umbauten in den Gehegen und der Gastronomie kommen, der ganze Tierpark wird fit für die Zukunft gemacht. Ich glaube, das wird eine sehr attraktive Anlage.

Im Juli hat die Stadt einen besonderen Verkehrsversuch gestartet: die Sommerstraße. Wie kam es dazu? Was war Ihr persönlicher Eindruck? Und wie war das Feedback?
Die vordere Hauptstraße steht schon seit vielen Jahren in der Kritik, unter anderem wegen der Sicherheit und der Aufenthaltsqualität. Die Idee der Sommerstraße als Verkehrsversuch war mehr als überfällig. Das Projekt selbst bewerte ich als positiv. Zwar gab es auch negative Stimmen, die auch verständlich sind. Aber wir müssen schauen, dass wir aus den Erkenntnissen, die überwiegend positiv ausgefallen sind, gute Lösungen umsetzen, um für alle einen Mehrwert zu generieren – insbesondere für die Gewerbetreibenden. Ich denke, dass wir gemeinsam in den Gremien zu klugen Entscheidungen kommen werden.

Es wird also keine Wiederholung der Sommerstraße geben, sondern konkrete und dauerhafte Maßnahmen?
Genau. Wir brauchen nicht noch einen Versuch. Jetzt geht es um die Verstetigung der einen oder anderen bereits bewährten Verbesserung.

Zum Thema Innenstadt passt die Stärkung des Einzelhandels, um die sich die Stadt unter anderem mit dem Stadtmarketingkonzept und dem neuen Verein Stadtmarketing bemüht. Gibt es schon positive Entwicklungen?
Ja, die gibt es. Wir haben das Thema Stadtmarketing bewusst in Angriff genommen, um die Innenstadt zu beleben und den Einzelhandel zu stärken. Es gab schon gute Veranstaltungen wie die After-Work-Events, der Flohmarkt war ein riesiger Erfolg und es wird weitere Aktionen geben. Der Stadtmarketingverein entstand ja aus einer großen Bereitschaft von Bürgern, sich einzubringen. Ich bin guter Dinge, dass das eine positive Entwicklung geben wird – für den Einzelhandel, für die Gastronomie und für die gesamte Bevölkerung.

Der Klimawandel bleibt ein zentrales Thema. Die Stadtverwaltung hat sich im Bereich Umwelt personell deutlich breiter aufgestellt. Welche Maßnahmen konnten in Walldorf schon umgesetzt werden? Welche sind geplant? 
Das ist ein wichtiges Thema, zu dem wir als Stadt unseren Beitrag leisten müssen, sei es bei der Klimaneutralität oder bei der Vermittlung des Verständnisses für umwelt- und klimabezogene Maßnahmen. Das geht auch mal auf unterhaltsamere Art wie beim „Science Slam“, der sehr gut angekommen ist. Wichtig sind aber auch die Beratungen im Umweltbereich, beispielsweise zur Gartengestaltung, und die Umweltförderprogramme, die wir als Stadt haben.

Ein Thema, das viele Bürgerinnen und Bürger umtreibt, ist die Poser- und Raser-Problematik. Die Stadt wird nun den innerörtlichen Teil der Kreisstraße 4256 übernehmen. Was erhoffen Sie sich davon? Wann kommen die ersten Maßnahmen?
Zunächst werden wir sicher verstärkt in die Verkehrskontrollen gehen müssen, das heißt, wir müssen mit mobilen Einheiten blitzen. Im Gemeinderat muss zudem über bauliche Veränderungen gesprochen werden. Jetzt haben wir die Gelegenheit, dieses Thema anzugehen. Damit können wir für mehr Sicherheit und für mehr Wohnqualität sorgen.

2026 steht in Walldorf das Jubiläum „125 Jahre Stadtrechte“ an. Wann und wie wird gefeiert?
Den Auftakt bildet der Neujahrsempfang am Sonntag, 11. Januar, um 11 Uhr in der Astoria-Halle, zu dem ich alle Walldorferinnen und Walldorfer herzlich einlade. Am Freitag, 23. Januar, haben wir die erste Walldorfer Kulturnacht, an der sich viele Einrichtungen, Gastronomen und Einzelhändler beteiligen – das wird eine schöne Sache. Das Festwochenende wird dann am 25. und 26. Juli gefeiert. Darüber hinaus wird es eine Vielzahl weiterer Veranstaltungen geben, nicht nur der Stadt, sondern auch der Vereine, die unter dem Motto „125 Jahre Stadtrechte“ stehen. Auch wenn das heute nicht mehr so wichtig erscheinen mag: Für Walldorf waren die Stadtrechte 1901 ein großer Schritt, mit dem damals viele Vorzüge verbunden waren.

Sie haben sich vor Kurzem in Ihrer Haushaltsrede ganz besonders bei allen ehrenamtlich Engagierten bedankt. Was würde einer Stadt wie Walldorf ohne das Ehrenamt fehlen?
Sehr vieles. Darunter würde die gute Gemeinschaft leiden. Wir haben in Walldorf ein sehr gut funktionierendes Ehrenamt, als Stadt könnten wir das gar nicht leisten. Wir können vielleicht finanzielle Unterstützung geben, aber das Engagement, im Sozialen, in der Kultur, im Sport, das können nur Ehrenamtliche leisten. Das sollten wir als Stadt, als Verwaltung und Gemeinderat, nach Kräften unterstützen. Viele Menschen wären viel ärmer, wenn das Ehrenamt nicht da wäre.

Neben den Vereinen fördert die Stadt auch Kunst und Kultur in großem Umfang. Konzerte der Stadt, Musiktage, Kunst im Rathaus – wird es diese Veranstaltungen auch in Zukunft geben? Und warum sind sie wichtig?
Natürlich kann man immer darüber diskutieren, ob man ein Format verändert oder modernisiert, um ein Angebot attraktiv zu halten. Aber das sind ganz wichtige Veranstaltungen für den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Die Verwaltung ist nicht nur dazu da, den Ort zu verwalten und baulich in Schuss zu halten, sondern auch für die Daseinsvorsorge. Dazu zähle ich Kunst und Kultur. Sie tragen zu einer lebendigen Gemeinschaft bei.

Viele Kommunen kämpfen mit finanziellen Schieflagen. In Walldorf wurde Anfang Dezember der Planentwurf für den Haushalt 2026 in den Gemeinderat eingebracht. Wie steht die Stadt finanziell da?
Walldorf geht es gut. So habe ich das auch in meiner Haushaltsrede formuliert. Es ist gute Tradition, dass man in Walldorf mit Bescheidenheit an die Finanzen herangeht und die Gelder mit Bedacht und Vorsicht verwaltet. Denn wir wollen davon noch viele Jahrzehnte profitieren. Dass es schnell einmal zu Dellen und Mindereinnahmen kommen kann, haben wir vor einigen Jahren gesehen. Deshalb bin ich sehr dankbar, dass Gemeinderat und Verwaltung an einem Strang ziehen – trotz aller großen Vorhaben, die viel Geld kosten, aber auch in Zukunft unterhalten werden müssen. Deswegen ist die Rücklagenbildung eine der größten Aufgaben, die wir im Finanzbereich haben.

Am 8. März findet die Landtagswahl statt. Was erwarten Sie als Bürgermeister von der kommenden Landesregierung?
Mehr inhaltliche Kooperation mit den Kommunen. Leider hat zwischen Land und Kommunen eine Entfremdung stattgefunden. Das Land hat sehr viele Aufgaben auf die Kommunen übertragen, gleichzeitig aber nicht für ihre Finanzierung gesorgt. Ich hoffe auch auf mehr Kooperation bei den Entscheidungen – unsere Abgeordneten sind ja kommunal verhaftet, sie müssten die Interessen der Kommunen sehen und diese in den Landtag einbringen. Das Bildungspaket zum Beispiel war kein gutes Vorgehen und ist nicht so zielführend, wie es vielleicht gedacht war. Bei uns zeigt sich das daran, dass Realschule und Werkrealschule nicht zusammenarbeiten dürfen, weil sie nicht auf demselben Campus sind – für mich ist das ein klarer Gesetzesfehler, wer daran festhält, ist nicht nahe an der Realität.

Global war leider auch 2025 wieder von vielen Krisen geprägt – Kriege, Klimawandel, politische Umwälzungen und damit einhergehende Unsicherheiten. Wie kann die Gesellschaft diesen Krisen mit Zuversicht begegnen? Und welchen Beitrag kann eine Kommune wie Walldorf dazu leisten?
Das kann aus meiner Sicht jeder persönlich. Man darf nicht nur das Negative und die Bedenken betonen, man muss die positiven Dinge herausarbeiten und die Chancen nutzen, daraus entwickelt sich ein positiveres Bild. Auch als Kommune haben wir die Aufgabe, die positiven Dinge voranzustellen, ohne deshalb das Negative auszublenden. Es entwickelt sich nichts weiter, wenn ich Angst vor Neuem habe.

Sie waren im September vier Jahre im Amt, können also eine Art Halbzeitbilanz ziehen. Wie fällt diese aus?
Positiv! Ich glaube, dass ich in den vergangenen vier Jahren die mir gesteckten Ziele überwiegend erreicht habe, gemeinsam mit dem Gemeinderat. Das ist eine gute, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, die es zu erhalten gilt. Ich kann nur Anstöße geben – die Arbeit macht die Verwaltung, der Gemeinderat trifft die Entscheidungen. Aber ich hoffe, dass wir den gemeinsamen Weg, der aus meiner Sicht erfolgreich war und ist, auch in den kommenden Jahren fortsetzen.

Und warum wird das Jahr 2026 genauso positiv?
Weil wir an unserer Einstellung nichts ändern sollten und weil wir die wirklich drängenden Probleme Walldorf gemeinsam angehen werden. Wir alle handeln nicht für unser eigenes Wohl, wir handeln für das Wohl Walldorfs. Walldorf weiterzuentwickeln, ist unsere Aufgabe in Verwaltung und Gemeinderat.

Herr Renschler, vielen Dank für das Gespräch.