22.02.2024, Leben in Walldorf

„2024 sind keine Preiserhöhungen geplant“

Stadtwerke-Geschäftsführer Matthias Gruber (Mitte) und Daniel Bauer, Abteilungsleiter Kundenservice, Vertrieb und Energiewirtschaft, sprechen über die aktuellen Entwicklungen. Foto: Stadtwerke Walldorf

Stadtwerke nehmen Stellung zu aktuellen Entwicklungen auf dem Energiemarkt

Die aktuellen Entwicklungen auf dem Energiemarkt beschäftigen viele Menschen. Im Interview sprechen Stadtwerke-Geschäftsführer Matthias Gruber und Daniel Bauer, Abteilungsleiter Kundenservice, Vertrieb und Energiewirtschaft, darüber, wie sich diese auf die Verbraucherpreise auswirken und welche Maßnahmen die Stadtwerke Walldorf ergreifen.

Die Schlagzeile „Strompreis-Schreck: Großer Versorger zieht Preise heftig an“ hat für Wirbel gesorgt. Werden die Stadtwerke Walldorf die Preise für die Walldorfer auch anheben?
Matthias Gruber: Für 2024 sind keine Preiserhöhungen geplant. Dank unserer kurzfristigen Beschaffungsstrategie konnten wir schnell von den fallenden Großhandelspreisen profitieren und diese direkt an unsere Kunden weitergeben. So konnten wir nach der starken Preiserhöhung zum 1. Januar 2023 nun zum 1. Oktober 2023 sowie zum 1. Januar 2024 bereits zweimal die Preise senken. Wir liegen jetzt nur noch 15 Prozent über dem Preisniveau von 2022. Das Wichtigste ist aber, dass wir im laufenden Jahr die Preise nicht anheben werden – solange es keine Überraschung aus Berlin gibt.  

Können Sie einen Ausblick über 2024 hinaus geben?
Gruber: Seit Jahresanfang kaufen wir am Terminmarkt den Strom für 2025 ein. Wenn das aktuell niedrige Preisniveau an der Terminmarktbörse anhält, werden wir von unserer Seite die Preise zum 1. Januar 2025 noch mal senken können. Mit einer festen Zusage müssen wir aber vorsichtig sein, da wir nicht wissen, was die Bundesregierung sich einfallen lässt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass zum Beispiel die EEG-Umlage zum Ausbau der erneuerbaren Energien wieder auflebt. Die hatte zuletzt 3,72 Cent pro Kilowattstunde betragen und wurde zum 1. Juli 2022 auf null gesenkt.

Was sind denn die wichtigsten aktuellen Entwicklungen auf dem Energiemarkt und wie wirken sich diese auf die Verbraucherpreise aus?
Daniel Bauer: Die Entwicklungen sind durchaus bemerkenswert. Trotz kontinuierlich fallender Preise am Großhandelsmarkt verzeichnen viele Verbraucher steigende Energiepreise. Ursache dafür sind die gestiegenen Transportentgelte, die auf Investitionen in den Ausbau und die Modernisierung der Netze zurückzuführen sind. Darüber hinaus haben regulatorische Änderungen einen sehr großen Einfluss auf die Endkundenpreise. Jüngstes Beispiel ist die Streichung der 5,5 Milliarden Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds, die zur Senkung der Übertragungsnetznutzungsentgelte vorgesehen waren. Dieser Wegfall kam vollkommen überraschend und hat bereits zum 1. Januar 2024 zu einer Steigerung der §19-Umlage StromNEV und einer Erhöhung der Netznutzungsentgelte geführt.

Neben dem Wegfall von Fördergeldern greift der Staat auch über Umlagenänderungen und neue Abgaben in den Markt ein. Wie wirkt sich das auf die Energiepreise aus?
Bauer: Die staatlichen Eingriffe haben einen erheblichen Einfluss auf die Preisgestaltung. Aktuell sehen wir eine erhöhte Unsicherheit durch schnelle und weitreichende Änderungen der Regierung, was bei langfristigen Preisgarantien für Endkunden zu höheren Risikoaufschlägen führt, die in die Preise einkalkuliert werden müssen.

Wie planen die Stadtwerke Walldorf, mit dieser Unsicherheit umzugehen und ihren Kunden weiterhin verlässliche Preise anzubieten?
Bauer: Unsere Priorität liegt darin, unseren Kunden Planungssicherheit zu bieten. Wir wollen quartalsweise Preisänderungen vermeiden. Dafür kaufen wir derzeit jeweils im Vorjahr die Prognosemengen für das Folgejahr ein. Das bedeutet, zum Jahreswechsel ist die Energie für das kommende Jahr zu 100 Prozent beschafft und der Preis steht fest, soweit wir das beeinflussen können. Darüber hinaus planen wir die Einführung eines Fixpreisprodukts für Strom und Gas mit einer Preisgarantie bis Ende 2025. Dafür werden wir die aktuelle Marktlage nutzen und uns am Terminmarkt stichtagsbezogen Energie bis Ende 2025 eindecken. Kunden, die sich für dieses Festpreisangebot entscheiden, sind dann von der weiteren Entwicklung der Marktpreise entkoppelt. Das gilt dann natürlich in beide Richtungen. Aber Vorsicht – und darauf wollen wir ganz deutlich hinweisen: Da wir keine Risikoaufschläge in die Festpreise einkalkulieren wollen, können wir nur eine eingeschränkte Preisgarantie aussprechen. Geänderte Belastungen für Steuern, Abgaben und Umlagen werden wir weitergeben müssen – grundsätzlich natürlich auch in beide Richtungen. Verfügbar sind die Produkte voraussichtlich ab dem zweiten Quartal 2024. Sie ermöglichen es unseren Kunden, sich frühzeitig Preisstabilität bis Ende 2025 zu sichern. Mit den neuen Produkten unterstreichen wir unser Interesse an einer nachhaltigen Kundenbeziehung.

Gibt es weitere Maßnahmen, mit denen die Stadtwerke Walldorf die Kundenbindung stärken möchten?
Gruber: Absolut. Wir legen großen Wert auf unsere Regionalität und Nachhaltigkeit. Neben dem Fixpreisprodukt bieten wir unseren Kunden eine persönliche Betreuung und transparente Kommunikation. Darüber hinaus arbeiten wir kontinuierlich an der Verbesserung unserer Dienstleistungen und der Förderung erneuerbarer Energien.

Vielen Dank für das Gespräch.