28.05.2025, Kultur & Freizeit

Mehr Stunden für die Psychologische Beratungsstelle

In der Scheune Hillesheim findet das Angebot der Psychologischen Beratungsstelle statt. Die Beratungsstunden werden künftig auf 48 Stunden in der Woche erhöht.
Archivfoto: Stadt Walldorf

Gemeinderat sieht wachsenden Bedarf und beschließt Erhöhung des Zuschusses

Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung eine Erhöhung des Zuschusses für die Psychologische Beratungsstelle um 26.250 Euro auf künftig 138.250 Euro pro Jahr beschlossen. Damit können die Beratungsstunden von zuvor 32 auf nun 48 Stunden in der Woche aufgestockt werden. „Der Bedarf ist in den letzten Jahren stetig gewachsen“, sagte der Erste Beigeordnete Otto Steinmann. „Wir sind überzeugt, dass diese 16 Stunden gut angelegt sind“, fügte er mit Blick auf die Verwaltungsvorlage an, die den Mehrbedarf aufzeigt. Der Beschluss fiel rückwirkend zum 1. Januar 2025 bei einer Gegenstimme von Wilfried Weisbrod (Bündnis 90/Die Grünen).

„Die Erziehungsberatungsstelle ist seit Jahren ein wichtiger Bestandteil in unserem sozialen Beratungsangebot im Bereich Kindergärten und Schulen“, erläuterte der Erste Beigeordnete. Neben den Terminen in der Beratungsstelle in der Scheune Hillesheim, die allen Walldorfer Bürgerinnen und Bürgern offenstehen, werden Kurzberatungstermine in den Kindertagesstätten und den Schulen durchgeführt. „Bereits mehrfach haben Verwaltung und Externe deutlich gemacht, dass, insbesondere Corona-bedingt, sich das Verhalten der Kinder entscheidend verändert und sich damit für Kinder und Eltern ein höherer Beratungs- und Betreuungsbedarf ergeben hat“, heißt es in der Vorlage zur Sitzung. Aus Sicht der Verwaltung sei aufgrund der deutlich gestiegenen Fallzahlen bei psychisch auffälligen Kindern und Jugendlichen auch ein noch intensiverer Beratungs- und Abstimmungsbedarf zwischen eigenem Personal und der Beratungsstelle notwendig. Darüber hinaus bediene sich der Fachdienst Soziale Hilfen in Problemfällen mit Kindern und Jugendlichen im Rahmen der Obdachlosigkeit und Anschlussunterbringung ebenfalls in regelmäßigen Abständen der Expertise der Beratungsstelle.

Katrin Siebold (CDU) hob die gute Zusammenarbeit der Beratungsstelle mit den städtischen Einrichtungen ebenfalls hervor. Die Nachfrage habe deutlich zugenommen, mit der Erhöhung der Stundenzahl könne man die Wartezeiten verringern. Die Beratung sei „ein Instrument der Prävention“, mit der Sorgen früh erkannt würden, ehe sie sich zum „großen und unlösbaren Problem“ entwickelten. Und sie sei „ein wertvoller Beitrag zur Verbesserung der psychischen Gesundheit“, so Katrin Siebold. Petra Wahl (SPD) nannte die Psychologische Beratungsstelle einen „unverzichtbaren Bestandteil der sozialen Angebote“ in Walldorf.  Die Erhöhung der Stundenzahl sei dringend notwendig, die Erhebung der Verwaltung bestätige den gestiegenen Bedarf. Damit reduziere man die Wartezeiten und sorge dafür, dass diejenigen Menschen „zeitnah Unterstützung erhalten, die sie auch benötigen“.

Dr. Günter Willinger (FDP) betonte die Notwendigkeit der Beratungsstelle „angesichts wachsender Belastungen durch schulische, familiäre und soziale Herausforderungen“. So könne man frühzeitig auf psychische Belastungen reagieren und präventiv handeln, um mentale Gesundheit zu fördern sowie schulische und soziale Isolation zu verhindern. „Besonders wichtig ist das niederschwellige Angebot, das den Zugang zu psychologischer Unterstützung erleichtert und Stigmatisierung verhindert“, sagte er. „Das ist ein Thema, das uns alle betrifft“, meinte Mihriban Gönenç (Zusammen für Walldorf). Oft fehle bei psychischen Problemen der richtige Ansprechpartner oder es gebe nicht genügend Unterstützung. Das Angebot der Psychologischen Beratungsstelle sei wichtiger denn je und der Schritt, die Beratungsstunden zu erhöhen, sei notwendig.

„Es sind nicht die Einzelfälle, die Sorgen machen, es ist das wachsende Gesamtbild“, sagte Nele Böhm (Bündnis 90/Die Grünen). Wer psychologische Unterstützung suche, müsse oft Monate lang warten. Deshalb sei die Ausweitung des Angebots „die korrekte Antwort auf das, was wir beobachten“. Es sei kein Zeichen von Schwäche, das Angebot wahrzunehmen, appellierte sie, die Beratung aufzusuchen, wenn man sie brauche. „Es ist stark, darüber zu sprechen. Es ist klug, sich Hilfe zu holen. Und es ist menschlich, einander mit Verständnis zu begegnen.“ Ihr Fraktionskollege Wilfried Weisbrod begründete seine Gegenstimme mit einer „Verletzung der Schweigepflicht in diesem Gremium“. Schon im Februar 2024 habe man das Thema im Hauptausschuss diskutiert – Äußerungen aus dieser nichtöffentlichen Sitzung seien der Vorsitzenden des Trägervereins, die auch Kreisrätin ist, zugetragen worden. Da sie ihm über ihre Quellen trotz Aufforderung keine Auskunft gegeben habe, könne er nicht zustimmen, so Weisbrod.