16.11.2022, Umwelt- und Klimaschutz

Energiepolitisch auf dem richtigen Weg

Aktueller Stand des European Energy Awards im Gemeinderat vorgestellt

„Man kann feststellen, dass wir uns kontinuierlich verbessern“, sagte Klaus Brecht, der Leiter des Fachbereichs Ordnung und Umwelt, als er mit einer von Christian Horny (Fachdienst Umwelt, Feuerwehr, Katastrophenschutz) erstellten Präsentation in der jüngsten Sitzung einen Zwischenbericht zum Stand des European Energy Awards (EEA) gab. Genau diese Fortschritte seien auch das Ziel des Gütezertifikats, das die Nachhaltigkeit der Energie- und Klimaschutzpolitik von Kommunen bewertet. Seit 2006 nimmt die Stadt Walldorf am EEA teil, der erfolgreichen Zertifizierung 2011 folgten die Re-Zertifizierungen 2017 und 2022. Die nächste steht im Jahr 2025 an.

„Wir werden uns beim nächsten Audit anstrengen müssen“, machte Brecht darauf aufmerksam, dass nach der Neufassung des deutschen Klimaschutzgesetzes mit den im vergangenen Frühjahr angepassten Bewertungskriterien „die Schrauben mehr angezogen“ würden. Es werde nun ein viel stärkerer Fokus auf das Erreichen der Treibhausgasneutralität bis 2045 gelegt. Zuletzt hat die Stadt mit 269 von 430 möglichen Punkten einen Erfüllungsgrad von 62,5 Prozent erreicht, wobei es in den sechs Handlungsfeldern, die beim EEA bewertet werden, teils deutliche Unterschiede gibt. „Bei der Ver- und Entsorgung sieht es etwas mau aus“, urteilte Brecht über den Wert von nur 39,8 Prozent. Grund sei unter anderem, dass es derzeit noch keine beschlossene, klimapositive Unternehmensstrategie des Energieversorgers gibt. Auch der von den Stadtwerken angebotene Ökostromtarif entspreche noch nicht den qualitativen Mindestkriterien, um im Rahmen des EEA-Prozesses anerkannt zu werden. Zudem sei zwar der Anteil des auf dem Stadtgebiet erzeugten Stroms aus erneuerbaren Energien von 2,8 (2010) auf 7,1 Prozent (2020) gesteigert worden, das liege aber weiterhin deutlich unter der Zielsetzung einer weitgehenden Deckung des Strombedarfs beziehungsweise der vollständigen Ausschöpfung des vorhandenen Potenzials. Hier könnte die aktuelle Photovoltaik-Offensive der Stadt Abhilfe schaffen: So sind im laufenden Jahr bereits 1,7 Millionen Euro aus dem städtischen Fördertopf für 240 private Anträge bewilligt worden und auch im ganz neuen Förderprogramm für die Dächer von Unternehmen „haben wir die ersten Anträge bekommen“, so Brecht.

Besser als in der Ver- und Entsorgung sieht es in den fünf anderen Handlungsfeldern des European Energy Awards aus: In der Mobilität erreicht Walldorf einen Deckungsgrad von 74 Prozent, bei den kommunalen Gebäuden und Anlagen sind es 71,8 Prozent. Auch in den Punkten Entwicklungsplanung, Raumordnung (65,0), Kommunikation und Kooperation (60,9) und Interne Organisation (60,5 Prozent) steht die Stadt gut da. Allerdings haben von insgesamt 74 bewerteten Kriterien immer noch 21 einen Erfüllungsgrad von weniger als 50 Prozent – einige dieser Kriterien sind aber bereits im vom Gemeinderat beschlossenen energiepolitischen Arbeitsprogramm bis zum Jahr 2025 enthalten, zu dem zahlreiche Maßnahmen gehören, die der Energieeinsparung und dem Ausbau erneuerbarer Energieträger dienen.