21.09.2022, Startseite

Fahrradstraße ist auf der Zielgeraden

Interessierte Bürger informierten sich in der Astoria-Halle über Walldorfs erste Fahrradstraße.
Foto: H. Pfeifer


Informationsveranstaltung der Stadt zur Umwandlung der Kurpfalzstraße

„Wir wollen möglichst viele Fragen schon im Vorfeld ausräumen“, erklärt Stadtbaumeister Andreas Tisch. Deshalb hat die Stadtverwaltung bereits über die Rundschau und die städtische Homepage ausführlich darüber informiert, dass die Kurpfalzstraße zur ersten Fahrradstraße Walldorfs wird und welche Veränderungen damit für Nutzer und Anwohner verbunden sind. Mit einer Informationsveranstaltung in der Astoria-Halle, zu der Bürgermeister Matthias Renschler die Bürger begrüßte, sollten auch die letzten noch offenen Punkte geklärt werden. Tatsächlich gab es zahlreiche, auch kritische Fragen zu beantworten. Grundsätzlich war der Tenor der Versammlung aber positiv: Viele Einwohner sehen die Fahrradstraße als eine gute Sache an.


Die Umwandlung sei Teil des Radverkehrskonzepts der Stadt, mit dem sich Verwaltung und Gremien seit 2020 beschäftigen und das dieses Jahr vom Gemeinderat beschlossen wurde, erläuterte der Stadtbaumeister. „Die Kurpfalzstraße ist eine wichtige Achse“, wies Tisch auf die Verbindung zwischen Stadt- und Schulzentrum hin. Schon 2014 habe eine Verkehrszählung gezeigt, dass es hier „eine gewisse Dominanz“ des Radverkehrs gebe und sie von vielen Schülern, aber auch anderen Bürgern auf dem Fahrrad „intensiv genutzt“ werde. „Wir wollen den Verkehrsraum einladend gestalten und Lust aufs Radfahren machen“, sagte der Stadtbaumeister über die anstehenden Maßnahmen. Und er fügte mit einem Augenzwinkern an: „Allerdings nicht für Sportradfahrer, es gilt weiter Tempo 30.“ Vorteil für die Anwohner: Da künftig in der Kurpfalzstraße nur noch der motorisierte Anliegerverkehr und der ihrer Besucher zugelassen ist, werde es dort weniger Autos geben.


Andreas Konrad, im Rathaus Ansprechpartner für das Radverkehrskonzept, erläuterte die rechtlichen Voraussetzungen und die wichtigsten Veränderungen, unter anderem, dass das Überqueren der Kurpfalzstraße an allen Kreuzungen – immerhin 13 auf 860 Metern Länge – für alle Verkehrsteilnehmer gewährleistet bleibt. Allerdings hat die Kurpfalzstraße künftig Vorfahrt und die Autofahrer „müssen besonders Rücksicht nehmen“, so Konrad. Das Nebeneinanderfahren mit den Rädern ist ausdrücklich erlaubt, Überholen bleibt möglich, wenn der Sicherheitsabstand eingehalten wird, die Gehwege gehören den Fußgängern und radelnden Kindern unter acht Jahren. „Der Kfz-Verkehr wird sich reduzieren, denn es finden keine unnötigen Fahrten in der Kurpfalzstraße mehr statt“, meinte Konrad.


In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Technik, Umwelt, Planung und Verkehr wurden die notwendigen Markierungsarbeiten für rund 70.000 Euro vergeben. „Die Firma kann ab 10. Oktober beginnen“, gab Stadtbaumeister Andreas Tisch bekannt. Je nach Witterung werde es zwei bis drei Wochen dauern, dann könne die erste Walldorfer Fahrradstraße schon eingeweiht werden. Die Kreuzungsbereiche werden mit roter Farbe markiert, was zwar keine Vorschrift ist, aber der Musterempfehlung des Landes folgt, wie Tisch erläuterte. „Es geht auch darum, ein Signal zu senden: Achtung, hier passiert etwas.“ Ergänzend ist an allen Kreuzungen eine neue Beschilderung notwendig, um auf die geänderte Vorfahrtsregelung aufmerksam zu machen. Markiert wird auch die sogenannte „Dooring-Zone“, um Unfälle beim Öffnen der Autotüren an den Längsparkplätzen zu verhindern.


Nichts ändern soll sich an den zur Verfügung stehenden Parkplätzen. Das bekräftigte Klaus Brecht, Leiter des Fachbereichs Ordnung und Umwelt, auf Nachfrage. Natürlich werde man auch Geschwindigkeitsmessungen vornehmen, in der Vergangenheit sei die Kurpfalzstraße aber „kein Schwerpunkt“ gewesen. Und an Gehwegparker könne man Knöllchen verteilen. Auf die Frage einer Bürgerin nach dem Verkehr in der Alten Friedhofstraße, der dann nicht mehr in die Kurpfalzstraße fahren darf und theoretisch wenden müsste, sagte Brecht, das könne man nur mit der Schilderkombination „Sackgasse“ und „Anlieger frei“ lösen. Zunächst will man das Thema aber nur beobachten. „Die Praxis wird es zeigen“, so Brecht. Ähnlich formulierte es auch Bürgermeister Renschler: „Das ist ein Anfang“ und ein Prozess, „bei dem wir Erfahrungen sammeln“. Er würde sich freuen, wenn mehr Schüler die Straße mit dem Rad nutzen, sagte Renschler.