18.06.2025, Kultur & Freizeit
Wärmeplanung sucht in alle Richtungen

Schon im März 2024 stieß die Informationsveranstaltung zur kommunalen Wärmeplanung auf großes Interesse. Inzwischen arbeiten Stadtwerke und Stadt an den konkreten Untersuchungen.
Archivfoto: Pfeifer
Aktueller Zwischenstand im Gemeinderat vorgestellt
Wo sind in Walldorf Wärmenetze möglich? Das herauszufinden, ist eines der Ziele der kommunalen Wärmeplanung, mit der sich die Stadt vor dem Hintergrund der angestrebten Klimaneutralität seit einem Gemeinderatsbeschluss im März 2022 beschäftigt. Seither ist einiges geschehen: Der Plan wurde erarbeitet, die Bevölkerung in zwei öffentlichen Informationsveranstaltungen über die einzelnen Arbeitsschritte und Analysen informiert und mehrere Machbarkeitsstudien in die Wege geleitet. „Diese sollten bis Ende 2026 durchgeführt sein, dann kommen die nächsten Schritte“, sagte Alena Müller, die Leiterin des Fachbereichs Ordnung und Umwelt, als sie vor Kurzem im Gemeinderat den aktuellen Zwischenstand vorstellte. „Definitive Aussagen, wo Wärmenetze möglich sind“, könne man allerdings noch nicht machen, erklärte sie. Das könne erst nach Abschluss der Untersuchungen erfolgen. Über Gebiete, die dafür ganz sicher nicht in Frage kommen, wolle man jedoch schon in Kürze informieren.
Ein großes Dankeschön der Fachbereichsleiterin galt den Stadtwerken Walldorf für die gute Zusammenarbeit. Die Stadtwerke sind in der Wärmeplanung für die technische und wirtschaftliche Prüfung sowie Umsetzung zuständig. Sie koordinieren die Abstimmungsgespräche, die unter anderem mit den Stadtwerken Wiesloch, der Deutschen Erdwärme und potenziellen Ankerkunden eines Wärmenetzes stattfinden. Auch die Fördermittelakquise über die „Bundesförderung für effiziente Wärmenetze“ erfolgt durch die Stadtwerke. Im Rathaus hat der Fachdienst Umwelt die Gesamtkoordination bei der Wärmewende übernommen und dient in der ersten Bearbeitungsphase als Schnittstelle zwischen Stadtverwaltung, Gemeinderat und den Stadtwerken.
Mit der Wärmeplanung wurden sechs Fokusgebiete ausgewiesen, deren Untersuchungen derzeit laufen. Dazu zählen die beiden sogenannten Zielwärmenetze Wohngebiet und Gewerbegebiet, ein Niedertemperaturnetz im dritten Abschnitt des Neubaugebiets Walldorf-Süd, ein Transformationsplan für das Wärmenetz am Schulzentrum, der zusammen mit der Prüfung einer dezentralen oder zentralen Versorgung des Areals Tannen-/Fichtenweg bearbeitet wird, und schließlich die Prüfung, ob eine zentrale Wärmeversorgung durch Tiefengeothermie möglich wäre. Zu Letzterem hatte Alena Müller keine guten Nachrichten: „Die Tiefengeothermie geht mit hohen Fixkosten einher“, wie die bisherigen Gespräche gezeigt hätten. Aus diesem Grund könne nur die Grundwärmelast durch Tiefengeothermie abgedeckt werden. Weitere Wärmequellen wären für die Mittel- und Spitzenlast notwendig. Deshalb werde das Thema zunächst nicht weiter verfolgt. Stadtwerke-Geschäftsführer Matthias Gruber ergänzte, dass Walldorf nach aktuellem Stand bei einem Wärmepreis von über zehn Cent pro Kilowattstunde landen würde, was wirtschaftlich nicht darstellbar sei. „Wir suchen in alle Richtungen nach einer vernünftigen Wärmequelle“, sagte er mit Blick auf Möglichkeiten wie eine lokale Geothermiebohrung, die Wärmegewinnung aus Abwasser oder Biomasse. Von diesen Untersuchungen ist dann auch die künftige Wärmeversorgung des Gewerbegebiets abhängig.
Alena Müller zeigte auf, dass man das mögliche Wärmenetz im Wohngebiet rund um den Stadtkern auch deshalb mit zwei Szenarien untersucht: mit Tiefengeothermie und ohne, dann deutlich kleiner. Zu den offenen Fragen gehört die Suche nach einer geeigneten Fläche für eine zentrale Wärmeerzeugungsanlage. Im bestehenden Wärmenetz am Schulzentrum ist die Dekarbonisierung das Ziel, außerdem wird der Anschluss des angrenzenden Wohngebiets Tannen-/Fichtenweg untersucht. Angedacht ist eine Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien, Abwärme und Grundwasser in Kombination mit einer Wärmepumpe. Noch nicht konkreter untersucht wurde das mögliche Niedertemperaturnetz im dritten Abschnitt von Walldorf-Süd, da hier zunächst noch die endgültige Umsiedlung der Haubenlerche ins Große Feld abgewartet wird.
„Ein Projekt absoluter Dringlichkeit“, sieht Mathias Pütz (CDU) in der kommunalen Wärmeplanung. Wichtig sei vor allem, „für die Öffentlichkeit schnellstmöglich Klarheit über die zukünftige Energieversorgung“ zu schaffen. Auch für die SPD habe die Wärmeplanung „eine sehr hohe Priorität“, sagte Dr. Andrea Schröder-Ritzrau. Sie regte an, eine Karte zu erstellen, die für die Bevölkerung deutlich macht, „wo garantiert kein Wärmenetz kommen wird“ – diesen Vorschlag werden die Stadtwerke und der Fachdienst Umwelt aufgreifen.
Lobende Worte für das bisherige Vorgehen fand Dr. Günter Willinger (FDP), der allerdings monierte: „Windenergie fehlt nach unserer Auffassung in der Gesamtkonzeption.“ Ändere sich die Meinung des Regierungspräsidiums zum möglichen Bau von Windkraftanlagen (das Konflikte mit dem Flugverkehr sieht), wäre aus seiner Sicht eine Kombination aus Windenergie und leistungsfähigen Wärmepumpen „der Gamechanger“. „Der Einstieg ist gemacht“, zeigte sich Wilfried Weisbrod (Grüne) zufrieden. Er mahnte: „Je länger das Gasnetz genutzt wird, desto teurer wird es“, weil es mit der Zeit viel weniger Nutzer gebe.